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Kausales Denken, Bayes-Netze und die Markov-Bedingung

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6 Modellerweiterung: Merkmalsbasierte Inferenz<br />

Das in <strong>die</strong>sem Kapitel dargestellte erweiterte Modell wie auch <strong>die</strong> empirischen<br />

Bef<strong>und</strong>e finden sich in gekürzter Form bereits in Mayrhofer et al. (2008).<br />

6.1 Idee <strong>und</strong> Überblick<br />

In den vorausgegangenen Kapiteln wurde ein Modell entwickelt, das auf der Basis<br />

von Annahmen über <strong>die</strong> Fehlerstruktur in einem kausalen System <strong>die</strong> Zielinferenzen<br />

als adaptive Fehlerattribution modelliert. Ausgangspunkt hierfür waren<br />

mögliche Annahmen bzw. Vorwissen der Versuchspersonen über <strong>die</strong> zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden kausalen Prozesse, wie z.B. Gedankenlesen <strong>und</strong> Gedankensenden.<br />

Welche Mechanismen zugr<strong>und</strong>e lagen, wurde explizit instruiert, in den meisten<br />

der Experimente auch <strong>die</strong> entsprechenden Konsequenzen bezüglich der Fehlerstruktur.<br />

Es erscheint plausibel, dass Menschen auch sensitiv sind für weitere<br />

Informationen – insbesondere Merkmale der involvierten Objekte –, wenn sie<br />

Vorhersagen über das Auftreten von Ereignissen machen. Dazu ein einfaches<br />

Beispiel: Angenommen, man ist zu Hause <strong>und</strong> beobachtet durch seine Fenster,<br />

dass auf dem Fernseher des linken Nachbarn weißes Rauschen läuft, irgendetwas<br />

also möglicherweise mit dem Empfang nicht zu stimmen scheint (gebe es zur<br />

Vereinfachung nur ein einziges Fernsehprogramm). Auf dem Fernseher des rechten<br />

Nachbarn sieht man aber ein Bild. Es stellt sich nun <strong>die</strong> Frage, ob auf dem<br />

eigenen Fernseher ebenfalls ein Bild zu sehen sein wird; schließlich könnte es<br />

sein, dass der rechte Nachbar ein Video schaut. Insoweit entspricht das Szenario<br />

dem Szenario, das im Basismodell abgebildet ist <strong>und</strong> eine Fehlerattribution verlangt<br />

(ist es ein Problem des Fernsehers des linken Nachbarn oder ein allgemeines<br />

Problem). Nehmen wir weiter an, man beobachtet, dass auch der Fernseher<br />

des Nachbarn gegenüber weißes Rauschen zeigt, der Fernseher des Nachbarn<br />

nach hinten raus aber auch ein Bild. Geht man davon aus, dass Empfangsfehler in<br />

einem Fernseher eher sehr selten sind, es also äußerst unwahrscheinlich ist, dass<br />

zwei von vier Fernsehern unabhängig voneinander gerade einen Defekt haben,<br />

wird man in <strong>die</strong>sem Fall geneigt sein, auf ein allgemeines Problem zu schließen,<br />

<strong>und</strong> folgern, dass auch der eigene Fernseher nur Rauschen zeigen wird. Hat man<br />

nun aber zusätzliche Informationen, z.B. dass <strong>die</strong> beiden Nachbarn, deren Fernseher<br />

ausgefallen sind, einen Kabelanschluss besitzen, <strong>die</strong> beiden anderen Nach-

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