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Kausales Denken, Bayes-Netze und die Markov-Bedingung

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2.3 Empirische Untersuchungen zur <strong>Markov</strong>-<strong>Bedingung</strong><br />

Gleichwohl <strong>die</strong> <strong>Markov</strong>-<strong>Bedingung</strong> eine zentrale Rolle in der <strong>Bayes</strong>-Netz-Theorie<br />

spielt <strong>und</strong> sie Voraussetzung für <strong>die</strong> oben dargestellten Modelle ist, wurde in den<br />

meisten Arbeiten zum Thema ihre psychologische Validität schlichtweg angenommen,<br />

aber nie selbst untersucht. Die Frage ist also, ob Menschen <strong>die</strong> in der<br />

<strong>Markov</strong>-<strong>Bedingung</strong> beschriebene konditionale Unabhängigkeit der Ereignisse<br />

auch repräsentieren. Forschungen in <strong>die</strong>sem Bereich sind dabei erst in den letzten<br />

Jahren, insbesondere in der Arbeitsgruppe um Bob Rehder, aufgenommen<br />

worden, <strong>die</strong> im Folgenden dargestellt werden sollen.<br />

Um <strong>die</strong> Intuitionen der Versuchspersonen hinsichtlich der <strong>Markov</strong>-<br />

<strong>Bedingung</strong> zu untersuchen, entwickelten Rehder <strong>und</strong> Burnett (2005) eine kausale<br />

Inferenzaufgabe. Da <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>n an der Schnittstelle zwischen Kausaldenken <strong>und</strong><br />

Kategorisierung angesiedelt waren, wurden <strong>die</strong> Probanden in einem ersten Experiment<br />

in Szenarios mit einer bestimmten Kategorie eingeführt (z.B. „Lake Victoria<br />

Shrimp“, „Kehoe Ants“ oder „Neptune Computers“). Jedes Exemplar einer<br />

solchen Kategorie hatte vier Merkmale (z.B. „ACh-level: high vs. low“, „Flight response:<br />

short- vs. long-lasting“, „Sleep cycle: accelerated vs. decelerated“ <strong>und</strong><br />

„Body weight: high vs. low“ für <strong>die</strong> Kategorie „Lake Victoria Shrimp“), wobei jeweils<br />

eine der Ausprägungen als <strong>die</strong> typische Ausprägung beschrieben wurde, <strong>die</strong><br />

in 75% der Fälle bei einem Exemplar der Kategorie vorliegt. Die Merkmale waren<br />

des Weiteren kausal als Common-Cause-Struktur 19 mit einer gemeinsamen Ursache<br />

<strong>und</strong> drei Effekten instruiert (siehe Abbildung 4), wobei <strong>die</strong> kausalen Relationen<br />

verbal beschrieben wurden (z.B. „Eine große Menge des ACh-<br />

Neurotransmitters verursacht eine lang andauernde Fluchtreaktion. Das elektrische<br />

Signal an <strong>die</strong> Muskeln dauert aufgr<strong>und</strong> des Überschusses an Neurotransmittern<br />

länger.“; siehe Anhang A in Rehder & Burnett, 2005; Übersetzung des Autors).<br />

Die typische Ausprägung des Ursache-Merkmals hat dabei immer <strong>die</strong> typische<br />

Ausprägung des jeweiligen Effekt-Merkmals verursacht.<br />

19 Rehder <strong>und</strong> Burnett (2005) haben auch weitere Strukturen getestet, <strong>die</strong> aus Vereinfachungsgründen<br />

aber nicht dargestellt werden.

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