Kausales Denken, Bayes-Netze und die Markov-Bedingung
Kausales Denken, Bayes-Netze und die Markov-Bedingung
Kausales Denken, Bayes-Netze und die Markov-Bedingung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
21<br />
2.3 Empirische Untersuchungen zur <strong>Markov</strong>-<strong>Bedingung</strong><br />
Gleichwohl <strong>die</strong> <strong>Markov</strong>-<strong>Bedingung</strong> eine zentrale Rolle in der <strong>Bayes</strong>-Netz-Theorie<br />
spielt <strong>und</strong> sie Voraussetzung für <strong>die</strong> oben dargestellten Modelle ist, wurde in den<br />
meisten Arbeiten zum Thema ihre psychologische Validität schlichtweg angenommen,<br />
aber nie selbst untersucht. Die Frage ist also, ob Menschen <strong>die</strong> in der<br />
<strong>Markov</strong>-<strong>Bedingung</strong> beschriebene konditionale Unabhängigkeit der Ereignisse<br />
auch repräsentieren. Forschungen in <strong>die</strong>sem Bereich sind dabei erst in den letzten<br />
Jahren, insbesondere in der Arbeitsgruppe um Bob Rehder, aufgenommen<br />
worden, <strong>die</strong> im Folgenden dargestellt werden sollen.<br />
Um <strong>die</strong> Intuitionen der Versuchspersonen hinsichtlich der <strong>Markov</strong>-<br />
<strong>Bedingung</strong> zu untersuchen, entwickelten Rehder <strong>und</strong> Burnett (2005) eine kausale<br />
Inferenzaufgabe. Da <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>n an der Schnittstelle zwischen Kausaldenken <strong>und</strong><br />
Kategorisierung angesiedelt waren, wurden <strong>die</strong> Probanden in einem ersten Experiment<br />
in Szenarios mit einer bestimmten Kategorie eingeführt (z.B. „Lake Victoria<br />
Shrimp“, „Kehoe Ants“ oder „Neptune Computers“). Jedes Exemplar einer<br />
solchen Kategorie hatte vier Merkmale (z.B. „ACh-level: high vs. low“, „Flight response:<br />
short- vs. long-lasting“, „Sleep cycle: accelerated vs. decelerated“ <strong>und</strong><br />
„Body weight: high vs. low“ für <strong>die</strong> Kategorie „Lake Victoria Shrimp“), wobei jeweils<br />
eine der Ausprägungen als <strong>die</strong> typische Ausprägung beschrieben wurde, <strong>die</strong><br />
in 75% der Fälle bei einem Exemplar der Kategorie vorliegt. Die Merkmale waren<br />
des Weiteren kausal als Common-Cause-Struktur 19 mit einer gemeinsamen Ursache<br />
<strong>und</strong> drei Effekten instruiert (siehe Abbildung 4), wobei <strong>die</strong> kausalen Relationen<br />
verbal beschrieben wurden (z.B. „Eine große Menge des ACh-<br />
Neurotransmitters verursacht eine lang andauernde Fluchtreaktion. Das elektrische<br />
Signal an <strong>die</strong> Muskeln dauert aufgr<strong>und</strong> des Überschusses an Neurotransmittern<br />
länger.“; siehe Anhang A in Rehder & Burnett, 2005; Übersetzung des Autors).<br />
Die typische Ausprägung des Ursache-Merkmals hat dabei immer <strong>die</strong> typische<br />
Ausprägung des jeweiligen Effekt-Merkmals verursacht.<br />
19 Rehder <strong>und</strong> Burnett (2005) haben auch weitere Strukturen getestet, <strong>die</strong> aus Vereinfachungsgründen<br />
aber nicht dargestellt werden.