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Kausales Denken, Bayes-Netze und die Markov-Bedingung

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menschlichen Bedürfnisses, aktiv seine Umwelt zu manipulieren. Und so mag es<br />

nicht verw<strong>und</strong>ern, dass <strong>die</strong> Möglichkeit der Intervention das Lernen um <strong>die</strong> richtige<br />

kausale Struktur erheblich beschleunigt oder gar erst ermöglicht (siehe u.a.<br />

Campbell, 2007; Hagmayer, Sloman, Lagnado & Waldmann, 2007; Lagnado &<br />

Sloman, 2004; Meder, 2006; Meder, Hagmayer & Waldmann, 2008; Schulz,<br />

Gopnik & Glymour, 2007; Schulz, Kushnir & Gopnik, 2007; Sloman & Lagnado,<br />

2005; Sommerville, 2007; Waldmann & Hagmayer, 2005). Dabei profitieren nicht<br />

nur Menschen von der Möglichkeit des Intervenierens. Auch Ratten scheinen<br />

sensitiv für <strong>die</strong> Konsequenzen ihrer Interventionen in Kausalsysteme zu sein<br />

(Blaisdell, Sawa, Leising & Waldmann, 2006; Leising, Wong, Waldmann &<br />

Blaisdell, 2008).<br />

Kausale Grammatiken. Stehen weder Wissen um <strong>die</strong> zeitliche Abfolge noch <strong>die</strong><br />

Möglichkeit einer Intervention <strong>und</strong> nur eine sehr beschränkte Menge an Beobachtungsdaten<br />

zur Verfügung, so scheint ein Lernen zugr<strong>und</strong>e liegender Kausalrelationen<br />

schwierig bis ausgeschlossen. Dennoch identifizieren erwachsene<br />

Probanden wie auch Kleinkinder kausale Zusammenhänge in einigen Experimenten<br />

bereits nach der Beobachtung weniger Lerntrials (siehe u.a. Meltzoff, 2007;<br />

Sobel & Kirkham, 2007; Sobel, Tenenbaum & Gopnik, 2004). Eine Erklärung hierfür<br />

scheint zu sein, dass <strong>die</strong> Probanden abstraktes Wissen über das kausale System<br />

nutzen, um den Hypothesenraum einzuschränken oder Beobachtungen restriktiver<br />

zu interpretieren. Dieses abstrakte Vorwissen, z.B. dass Risikofaktoren<br />

Krankheiten <strong>und</strong> Krankheiten ihre Symptome verursachen, kann in einer kausalen<br />

Grammatik formalisiert werden (siehe Griffiths & Tenenbaum, 2007b;<br />

Tenenbaum, Griffiths & Niyogi, 2007; für einen weniger formalisierten, ähnlichen<br />

Ansatz siehe bereits Waldmann, 1996, 2007; für verwandte Ansätze siehe auch<br />

Kemp, Perfors & Tenenbaum, 2007; Kemp & Tenenbaum, 2008; Kemp &<br />

Tenenbaum, in press; Tenenbaum, Griffiths & Kemp, 2006). Eine kausale Grammatik<br />

beschreibt dabei in Anlehnung an probabilistische Grammatiken im sprachlichen<br />

Bereich (siehe u.a. Chater & Manning, 2006; Xu & Tenenbaum, 2007) einen<br />

generativen Algorithmus, der <strong>die</strong>jenigen Strukturen – hier also <strong>die</strong> verschiedenen<br />

<strong>Bayes</strong>-<strong>Netze</strong> bzw. Strukturhypothesen – produziert, über denen <strong>die</strong> Inferenz<br />

stattfindet <strong>und</strong> der <strong>die</strong> Strukturen in der Regel auch mit einer A-priori-

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