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Kausales Denken, Bayes-Netze und die Markov-Bedingung

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Gesamtstruktur hat. Die <strong>Markov</strong>-<strong>Bedingung</strong> verlangt, dass <strong>die</strong>se potentiellen<br />

Fehler für <strong>die</strong> einzelnen Links Virus–Fieber, Virus–Kopfschmerzen <strong>und</strong> Virus–<br />

Durchfall unabhängig sind, <strong>die</strong> gedachten präventiven Ursachen also unabhängig<br />

voneinander wirken. Im genannten Beispiel könnte man eine <strong>die</strong>sbezügliche Intuition<br />

haben: Der Virus zirkuliert im Blut <strong>und</strong> greift das Lymphsystem an (führt<br />

zu Fieber), schädigt <strong>die</strong> Blut-Hirn-Schranke (führt zu Kopfschmerzen) <strong>und</strong><br />

schwächt den Magen-Darm-Trakt (führt zu Durchfall). Dass der Virus ein Symptom<br />

nicht immer hervorbringt, kann in <strong>die</strong>sem Fall an spezifischen, unabhängigen<br />

präventiven Ursachen an den verschiedenen Wirkorten liegen. In <strong>die</strong>sem Fall<br />

sollten <strong>die</strong> Inferenzen hinsichtlich der Anwesenheit eines Effekts gar nicht (oder<br />

zumindest nur wenig) von der Anwesenheit oder Abwesenheit der anderen Effekte<br />

abhängig sein, da deren Zustand nur etwas über <strong>die</strong> für den jeweiligen Effekt<br />

spezifische präventive Ursache aussagt, nicht aber über <strong>die</strong>jenige, <strong>die</strong> zum<br />

Zieleffekt gehört.<br />

Das Beispiel lässt sich aber auch mit anderen Intuitionen über <strong>die</strong> zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden Kausalmechanismen verbinden: Zum Beispiel, dass der Virus in Leberzellen<br />

eindringt <strong>und</strong> dort Gene aktiviert, <strong>die</strong> <strong>die</strong> betroffenen Zellen eine Substanz<br />

produzieren lassen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> entsprechenden Symptome hervorbringt. Eine mögliche<br />

präventive Ursache wären Anti-Körper, <strong>die</strong> den Virus davon abhalten, in <strong>die</strong><br />

Leberzellen einzudringen <strong>und</strong> damit <strong>die</strong> schädigende Substanz zu produzieren. In<br />

<strong>die</strong>sem Fall würde <strong>die</strong> Abwesenheit der Symptome für <strong>die</strong> Anwesenheit der präventiven<br />

Ursache sprechen, <strong>die</strong> sich auch auf den Zieleffekt auswirkt. Auf der<br />

Ebene der beobachtbaren Variablen wären <strong>die</strong> Inferenzen bezüglich der Effekte<br />

nicht mehr konditional unabhängig.<br />

Der Unterschied zwischen den beiden Beispielen liegt dabei offenk<strong>und</strong>ig in<br />

der Frage, ob <strong>die</strong> potentiellen Fehlerquellen eher effektseitig, was konditionale<br />

Unabhängigkeit impliziert, oder ursacheseitig lokalisiert sind, was zu konditionalen<br />

Abhängigkeiten führt. Dem Beispiel folgend, mag der Schlüssel zur Erklärung<br />

von <strong>Markov</strong>-Verletzungen also in den kausalen Prozessen liegen: Wie erzeugt <strong>die</strong><br />

Ursache ihre Effekte <strong>und</strong> welche Probleme können hierbei auftreten. – Dabei<br />

muss es sich nicht um konkretes Wissen handeln. Allein das Wissen, dass es solche,<br />

auf alle Effekte wirkenden präventiven Ursachen geben kann, würde dann

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