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Kausales Denken, Bayes-Netze und die Markov-Bedingung

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Daran anschließend wurde <strong>die</strong> <strong>Bayes</strong>-Netz-Theorie eingeführt, <strong>die</strong> sich mathematisch<br />

als Verknüpfung von gerichteten kausalen Graphen <strong>und</strong> dem Wahrscheinlichkeitskalkül<br />

darstellt. Zentrale Annahme ist <strong>die</strong> <strong>Markov</strong>-<strong>Bedingung</strong>, nach<br />

der eine Variable in einer Kausalstruktur konditionalisiert auf ihre direkten Ursachen<br />

unabhängig von den anderen Variablen ist, <strong>die</strong> nicht Nachfolger der Variablen<br />

sind. Darauf aufbauend wurde gezeigt, wie Kausalstrukturen mit den<br />

Constraint-based-Methoden <strong>und</strong> mittels bayesianischen Hypothesentesten entdeckt<br />

werden können <strong>und</strong> dass Probanden in solchen Aufgaben oft sehr schlecht<br />

abschneiden. Menschen scheinen daher auch weitere Informationen, wie <strong>die</strong><br />

zeitliche Abfolge von Ereignissen <strong>und</strong> das Ergebnis von Interventionen, <strong>und</strong> abstraktes<br />

Vorwissen, wie es in kausalen Grammatiken formal beschrieben werden<br />

kann, zu nutzen, um Kausalrelationen zu identifizieren.<br />

Als Brückenschluss zurück zu den psychologischen Ansätzen wurde das<br />

Causal-Support-Modell von Griffiths <strong>und</strong> Tenenbaum (2005) eingeführt. Dieses<br />

formalisiert das Lernen elementarer Ursache-Effekt-Relationen im <strong>Bayes</strong>-Netz-<br />

Framework. Griffiths <strong>und</strong> Tenenbaum konnten zeigen, dass <strong>die</strong> psychologischen<br />

Maße <strong>und</strong> Causal Power beide Maximum-Likelihood-Schätzer der Kausalstärke<br />

unter unterschiedlichen Annahmen bezüglich der funktionalen Verknüpfung<br />

von Ursache <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong> sind.<br />

Des Weiteren sind <strong>die</strong> empirischen Arbeiten von Rehder <strong>und</strong> Burnett<br />

(2005) genauer vorgestellt worden. Diese nähren Zweifel an der <strong>Markov</strong>-<br />

<strong>Bedingung</strong> als Teil einer psychologischen Theorie des kausalen <strong>Denken</strong>s. Die Beurteilung<br />

der Anwesenheit eines Effektes in einer Common-Cause-Struktur gegeben<br />

der An- oder Abwesenheit seiner Ursache hängt im Widerspruch zur<br />

<strong>Markov</strong>-<strong>Bedingung</strong> sehr wohl <strong>und</strong> gleichsam auch sehr deutlich vom Status der<br />

weiteren Effekte der gemeinsamen Ursache ab. Darauf aufbauend <strong>und</strong> in Abgrenzung<br />

zu den akausalen Erklärungsversuchen von Rehder <strong>und</strong> Burnett wurde<br />

<strong>die</strong> Idee entwickelt, dass Probanden bei Kausalinferenzen systematisch weiteres<br />

Wissen, insbesondere um <strong>die</strong> zugr<strong>und</strong>e liegenden kausalen Prozesse <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

damit verb<strong>und</strong>ene Fehlerstruktur, miteinbeziehen. Dies soll im folgenden Kapitel<br />

genauer untersucht werden.

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