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Kausales Denken, Bayes-Netze und die Markov-Bedingung

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barn wie man selbst jedoch eine Satellitenschüssel, dann wird man eher geneigt<br />

sein, zu folgern, dass der eigene Fernseher sehr wohl ein Bild zeigen wird – <strong>die</strong>s<br />

auch ohne dass man genaue Vorstellungen von der Funktionsweise der verschiedenen<br />

Übertragungssysteme hat.<br />

Im vorliegenden Beispiel scheinen also <strong>die</strong> Merkmale der involvierten Objekte<br />

– hier mithin <strong>die</strong> Fernseher <strong>und</strong> <strong>die</strong> Art ihrer Anschlüsse –, also in gewisser<br />

Weise deren Kategorisierung, für <strong>die</strong> Inferenzen eine bedeutende Rolle zu spielen.<br />

Der Einfluss kategorialen Wissens auf Kausalinferenzen wie auch der Einfluss<br />

von Kausalwissen auf <strong>die</strong> Kategorisierung von Objekten wurde dabei bereits vielfach<br />

untersucht (siehe u.a. Ahn, 1998; Ahn, Kalish, Gelman, Medin, Luhmann,<br />

Atran et al., 2001; Kemp, Goodman & Tenenbaum, 2007; Lien & Cheng, 2000;<br />

Liljeholm & Cheng, 2007; Rehder, 2003a, 2003b; Rehder & Burnett, 2005; Rehder<br />

& Hastie, 2001; Rehder & Kim, 2006; Waldmann & Hagmayer, 2006). Dabei lassen<br />

sich zwei Hauptrichtungen unterscheiden: Zum einen wurde intensiv untersucht,<br />

wie das Wissen um den kausalen Status von Merkmalen von Objekten<br />

deren Kategorisierung beeinflusst (sogenannte Causal-Status-Hypothese, siehe<br />

Ahn, 1998; Ahn et al. 2001; Rehder, 2003a, 2003b; Rehder & Kim, 2006). Die Experimente<br />

von Rehder <strong>und</strong> Burnett (2005), <strong>die</strong> in Abschnitt 2.3 ausführlich beschrieben<br />

wurden, sind z.B. aus <strong>die</strong>ser Perspektive motiviert gewesen. – Zum<br />

anderen wurde untersucht, wie Kausallernen <strong>die</strong> Kategorisierung von Ereignissen/Objekten<br />

48 beeinflusst, insbesondere bezüglich der Gruppierung von Ereignissen/Objekten<br />

im Hinblick auf <strong>die</strong> resultierende Kausalstärkeschätzung<br />

(„Causality shapes categories“; siehe u.a. Lien & Cheng, 2000, <strong>die</strong> <strong>die</strong> These vertreten,<br />

dass Menschen Kategorien dergestalt bilden, dass sie <strong>die</strong> kausale Vorhersagekraft<br />

maximieren). Auch das Gegenteil wurde bereits gezeigt, also dass vorhandenes<br />

kategoriales Wissen in bestimmten Situationen einen Einfluss auf Kausalstärkeschätzungen<br />

hat („Categories shape causality“; siehe Waldmann &<br />

Hagmayer, 2006, sowie Kemp et al., 2007, für einen Ansatz der beide Thesen<br />

integriert).<br />

48 Zwischen Ereignissen <strong>und</strong> Objekten, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Ereignisse hervorbringen, wird in der Literatur<br />

derzeit kein Unterschied gemacht. In der Gesamtdiskussion in Kapitel 7 soll <strong>die</strong>ses Problem<br />

nochmals aufgegriffen werden, da es dem Autor sinnvoll scheint, zwischen einer statistischen<br />

Ebene (Ereignisse, <strong>Bayes</strong>-<strong>Netze</strong>) <strong>und</strong> einer kausalen Hintergr<strong>und</strong>-Ebene (Objekte mit Merkmalen,<br />

Mechanismen etc.) zu unterscheiden.

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