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Kausales Denken, Bayes-Netze und die Markov-Bedingung

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personen bei der Beurteilung der Anwesenheit eines nicht beobachteten Zieleffekts<br />

gegeben der Anwesenheit der gemeinsamen Ursache deutlich sensitiver<br />

hinsichtlich des Zustands weiterer Effekte <strong>die</strong>ser gemeinsamen Ursache waren,<br />

wenn <strong>die</strong> gemeinsame Ursache als Gedankensender („Sending“-<strong>Bedingung</strong>) als<br />

wenn <strong>die</strong> Effekte als Gedankenleser („Reading“-<strong>Bedingung</strong>) instruiert wurden. In<br />

der „Sending“-<strong>Bedingung</strong> stiegen <strong>die</strong> Beurteilungen hinsichtlich der Anwesenheit<br />

des Zieleffekts sehr stark mit steigender Anzahl weiterer als anwesend beobachteter<br />

Effekte an, während <strong>die</strong> Abhängigkeit in der „Reading“-<strong>Bedingung</strong> deutlich<br />

geringer ausgeprägt war. Im Fall der Abwesenheit der Ursache, also wenn <strong>die</strong>se<br />

kausal nicht aktiv war, waren <strong>die</strong> Bewertungen wie erwartet unabhängig von der<br />

Manipulation hinsichtlich der zugr<strong>und</strong>e liegenden Kausalprozesse.<br />

Diese Bef<strong>und</strong>e zeigen deutlich, dass <strong>die</strong> Probanden bei ihren Kausalinferenzen<br />

sensitiv sind für <strong>die</strong> dem kausalen System zugr<strong>und</strong>e liegenden Prozesse <strong>und</strong><br />

dass <strong>Markov</strong>-Verletzungen damit in der Kausalinferenz selbst begründet sind.<br />

Dies weicht deutlich von den bisherigen Theorien ab, <strong>die</strong> – wie oben beschrieben<br />

– <strong>Markov</strong>-Verletzungen als Ergebnis einer Interaktion zwischen <strong>Markov</strong>konformer<br />

Kausalinferenz <strong>und</strong> anderen Inferenzprozessen erklärt haben,<br />

<strong>Markov</strong>-Verletzungen damit also gerade nicht als „kausales Phänomen“ betrachten.<br />

In Experiment 3 wurde explizit getestet, ob sich <strong>die</strong> Annahmen bezüglich<br />

der Kausalprozesse in unterschiedlichen Annahmen über <strong>die</strong> zugr<strong>und</strong>e liegende<br />

Fehlerstruktur des kausalen Systems äußern. Im Fall der Anwesenheit der Ursache,<br />

jedoch der Abwesenheit aller ihrer beobachteten Effekte attribuierten <strong>die</strong><br />

Versuchspersonen <strong>die</strong>ses Problem in der „Sending“-<strong>Bedingung</strong> auf <strong>die</strong> Ursache,<br />

in der „Reading“-<strong>Bedingung</strong> jedoch auf <strong>die</strong> Effekte. Der Bef<strong>und</strong> scheint damit auf<br />

eben <strong>die</strong>se unterschiedliche Fehlerattribution zurückzuführen zu sein. Als formale<br />

Erklärung wurde in Kapitel 4 ein bayesianisches Modell hergeleitet, das <strong>die</strong><br />

Inferenz als adaptive Fehlerattribution modelliert. Dazu wurde dem <strong>Bayes</strong>-Netz,<br />

welches das kausale System (der beobachtbaren Variablen) repräsentiert, eine<br />

zusätzliche Fehlerquelle hinzugefügt, <strong>die</strong> gleichermaßen präventiv auf alle Links<br />

innerhalb einer Common-Cause-Struktur wirkt. Unterschiedliche Annahmen über<br />

<strong>die</strong> Stärke <strong>die</strong>ser gemeinsamen Fehlerquelle führen in <strong>die</strong>sem Modell zu unter-

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