Flüchtlingsschutz - ein Leitfaden zum internationalen ... - unhcr
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1996 gaben UNHCR, UNAIDS und die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) Richtlinien für Maßnahmen gegen HIV in Ausnahmesituationen heraus,<br />
in denen Regierungen und Hilfsorganisationen Maßnahmen zur Verhütung<br />
der Verbreitung von HIV in Notsituationen und zur Betreuung<br />
der Erkrankten nahe gelegt werden.<br />
Die Frage von HIV/AIDS ist in den ersten Phasen <strong>ein</strong>er Flüchtlingskatastrophe<br />
zu behandeln. Als „Mindestpaket“ zur Verhütung der Übertragung<br />
von HIV sind folgende fünf Maßnahmen zu veranlassen:<br />
" Aufklärung der Flüchtlinge, wie sie sich vor der Ansteckung mit HIV<br />
schützen können<br />
" Vorsorge, dass die Menschen alles Nötige <strong>zum</strong> Schutz vor HIV zur<br />
Verfügung gestellt bekommen, <strong>ein</strong>schließlich Kondome<br />
" Bereitstellung von Handschuhen und anderem Material zur<br />
allgem<strong>ein</strong>en Durchsetzung von Sicherheitsvorkehrungen, um die<br />
Übertragung von HIV zu verhindern<br />
" Bereitstellung <strong>ein</strong>es sicheren Vorrats an Blutkonserven durch<br />
Untersuchung aller Blutspenden auf HIV<br />
" Sammlung von Informationen über die Häufigkeit von HIV/AIDS<br />
und Programm<strong>ein</strong>sätze in den Herkunftsregionen und im<br />
Aufnahmeland<br />
Sobald sich die Flüchtlingssituation stabilisiert hat, sollten die<br />
Vorsorgeprogramme auf die gesamte Flüchtlingsbevölkerung ausgedehnt<br />
werden; HIV- und AIDS-infizierte Personen sollten dabei intensiv betreut<br />
werden. Die Planung und Umsetzung von HIV/AIDS-Programmen sollte<br />
in <strong>ein</strong> integriertes Programm zur medizinischen Grundversorgung<br />
<strong>ein</strong>gebaut werden. Da HIV/AIDS nicht nur <strong>ein</strong>e Frage der Gesundheit<br />
ist, sondern auch die Wirtschaft, die Entwicklung und die<br />
Menschenrechtssituation <strong>ein</strong>er Gesellschaft betreffen kann, ist <strong>ein</strong><br />
sektorenübergreifender Ansatz erforderlich, der auch das Bildungswesen,<br />
die Kommunaldienste und die Raumplanung <strong>ein</strong>schließt. Auch die<br />
Flüchtlinge selbst sollten in die Planung von HIV/AIDS-Programmen<br />
<strong>ein</strong>gebunden werden, da Maßnahmen unter Beteiligung der Basis die<br />
wirksamste Methode gegen die Ausbreitung von HIV und für die<br />
Betreuung der HIV/AIDS-Infizierten sind.<br />
Menschen, die mit HIV/AIDS leben, auch die Flüchtlinge unter ihnen,<br />
haben Anrecht auf <strong>ein</strong> Leben in Würde, frei von Diskriminierung.<br />
UNHCR hat grundsätzlich nichts gegen HIV-Tests bei Einzelpersonen<br />
<strong>ein</strong>zuwenden. Die Mittel für HIV-Tests sollten gleichzeitig dazu <strong>ein</strong>gesetzt<br />
werden, dass für die Sicherheit der Blutspenden in der Flüchtlingssiedlung<br />
gesorgt wird. UNHCR spricht sich jedoch nachdrücklich gegen<br />
verpflichtende HIV-Tests bei Flüchtlingen aus. Verpflichtende HIV-Tests<br />
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