Flüchtlingsschutz - ein Leitfaden zum internationalen ... - unhcr
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In den oft chaotischen Zuständen <strong>ein</strong>er Massenfluchtbewegung sind<br />
Frauen extremer Gefahr durch sexuelle und andere Formen der Gewalt<br />
ausgesetzt. Außerdem tragen sie oft die Verantwortung für andere, noch<br />
verletzlichere Angehörige wie Kinder und alte Menschen. Frauen<br />
werden oft von ihren männlichen Verwandten getrennt, die vielleicht<br />
am Konflikt beteiligt oder in der Heimat zurückgeblieben sind, um das<br />
Eigentum der Familie zu schützen.<br />
In Lagern, wo die traditionellen Entscheidungsmechanismen außer<br />
Kraft gesetzt sind, haben Frauen in Angelegenheiten, die ihr tägliches<br />
Leben und ihre Sicherheit betreffen, k<strong>ein</strong>e Stimme mehr. Wenn <strong>zum</strong><br />
Beispiel Männer oder <strong>ein</strong>e gewisse Gruppe von Männern die Verteilung<br />
der Hilfsgüter kontrollieren, können Frauen gezwungen s<strong>ein</strong>, als<br />
Gegenleistung für Lebensmittel sexuell gefügig zu s<strong>ein</strong>. Frauen können<br />
auch sexueller Gewalt durch andere Flüchtlinge, die örtliche Bevölkerung,<br />
in Lagernähe befindliche Kämpfer sowie durch Polizei- oder<br />
Sicherheitskräfte im Asylland ausgesetzt s<strong>ein</strong>.<br />
In Ländern mit Verfahren zur individuellen Feststellung der Flüchtlingseigenschaft,<br />
kann es vorkommen, dass Frauen, die sich in Begleitung<br />
männlicher Angehöriger befinden, k<strong>ein</strong>en eigenen Antrag stellen<br />
können, und zwar auch dann nicht, wenn der Antrag des Mannes<br />
abgelehnt wird. Frauen fällt es oft schwer, mit <strong>ein</strong>em männlichen<br />
Beamten oder in Gegenwart <strong>ein</strong>es männlichen Dolmetschers offen über<br />
ihren Fall zu sprechen, vor allem dann, wenn sexuelle Gewalt oder<br />
Fragen der Familienehre zur Sprache kommen.<br />
Neben prozeduralen Hindernissen in den Systemen zur Statusfeststellung<br />
können auch gesetzliche Schwachstellen dafür verantwortlich<br />
s<strong>ein</strong>, dass geschlechtsspezifische Anträge nicht ordnungsgemäß geprüft<br />
werden.<br />
$ Geschlechtsspezifische Verfolgung<br />
Mit dem Begriff „geschlechtsspezifische Verfolgung“ werden im<br />
Flüchtlingsrecht die verschiedensten Verfolgungstatbestände bezeichnet,<br />
die manchmal auch von Männern geltend gemacht werden. In der<br />
Genfer Flüchtlingskonvention ist zwar das Geschlecht nicht eigens als<br />
Verfolgungsgrund angeführt (die Furcht vor Verfolgung muss auf der<br />
Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu <strong>ein</strong>er bestimmten<br />
sozialen Gruppe oder der politischen Überzeugung beruhen), doch gilt<br />
als erwiesen, dass das Geschlecht die Art der erlittenen Verfolgung<br />
bestimmen oder be<strong>ein</strong>flussen oder überhaupt der Grund dafür s<strong>ein</strong><br />
kann.<br />
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