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Naturschutzgeschichte <strong>UMG</strong> Berichte 6<br />
WWF-International nimmt<br />
Rheindelta <strong>als</strong> Projekt Nr.<br />
143 mit besonderer Dringlichkeit<br />
in das Tätigkeitsprogramm<br />
auf<br />
und Landschaftspflege 1971). 1972 lieferte eine pflanzensoziologische Untersuchung<br />
Grundlagen zur Abgrenzung, zu Bewirtschaftungs- und Schutzmaßnahmen des zukünftigen<br />
Naturreservats (Wildi & Klötzli 1973). Die Vorsprache beim Landeshauptmann<br />
Dr. Herbert Keßler wurde allerdings <strong>als</strong> „Einmischung von außen“ abgetan. 139<br />
Der damalige Präsident des WWF, Prinz Bernhard der Niederlande, nahm mehrm<strong>als</strong><br />
persönlich Kontakt mit Landeshauptmann Dr. Herbert Keßler auf (Österreichisches<br />
Institut für Naturschutz und Landschaftspflege 1971), wobei die Verhandlungen im<br />
Jahre 1973 an der Forderung des WWF nach der Sicherung eines Mindestgrundwasserstandes<br />
scheiterten (Blum 1977).<br />
Auch der Naturschutzausschuss des Vorarlberger Landesmuseumsvereins bzw die<br />
Vorarlberger Naturschau unter der Leitung von Walter Krieg beschäftigten sich mit<br />
dem Rheindelta, insbesondere mit der Fußacher Bucht.<br />
1968 wurden im Rahmen „Statistischer Erhebungen“ fünfeinhalb Tage lang die Übertretungen<br />
der Naturschutzbestimmungen gezählt – mit „erschütterndem Ergebnis“,<br />
das belegte, „dass die zu schützende Substanz des Gebiets in der gegenwärtigen<br />
Situation in unmittelbarer Gefahr“ war 140 . 1969 folgte ein „Vorschlag zur Entwicklung<br />
eines Naturschutzgebiets in der Fußacher Bucht und zu seiner Einbindung in den<br />
Schutz- und Erholungsraum Rheindelta“ mit dem Versuch, die Entwicklung der Verlandungsflächen<br />
zu berechnen, und mit Gestaltungsvorschlägen, die unter anderem<br />
einen Fußacher See vorsahen. 141<br />
Tab 5: Ergebnis der Statistischen<br />
Erhebungen in der<br />
Fußacher Bucht durch die<br />
Vorarlberger Naturschau im<br />
Zeitraum vom 5. bis zum<br />
9.7.1968<br />
Zahlreiche Übertretung<br />
der Naturschutzbestimmungen<br />
im Rheindelta<br />
festgestellte Übertretungen<br />
geschätzte Dunkelziffer<br />
gesamt<br />
Fahrverbot <strong>79</strong>0 50% (395) 1185<br />
Zelten 20 0% (0) 20<br />
Lagerplätze 321 50% (160) 481<br />
Feuerstellen 21 50% (10) 31<br />
Bootsverkehr 257 100% (257) 514<br />
Motorboote 109 100% (109) 218<br />
Nudisten 519 100% (519) 1038<br />
Pfade 6 200% (12) 18<br />
Pflanzen 907 100% (907) 1814<br />
Summe 2950 2369 5319<br />
Erfasst wurden Missachtung von Fahrverboten, unerlaubtes Zelten und Campieren, Lagerplätze<br />
mit mehreren Quadratmetern Fläche, illegale Feuerstellen, unerlaubter Bootsverkehr (wobei 21<br />
Boote gelandet und 11 in die Schilfflächen gefahren sind), Motorboote in unmittelbarer Ufernähe,<br />
Nacktbader, das Anlegen neuer Pfade und das Abreißen von Pflanzen (wobei neben<br />
Großem Rohrkolben auch 120 Kleine Rohrkolben gesammelt wurden).<br />
Zudem wurden streunenden Hunde beobachtet. Auf der Sandinsel wurden am Sonntagnachmittag<br />
vier „Herrenreiter“ gesehen, am nächsten Tag ließen Kinder dort ihre Drachen steigen.<br />
Treibholz wurde unter anderem mit LKWs vom Ufer abtransportiert. „Vor allem krass war das Fest<br />
der Bootstaufe des Yachtclub Rheindeltas, das am Samstag bei Fischer Nagel außerhalb des<br />
Polderdamms auf einer eigens dazu geschnittenen Schilffläche stattfand. Mit angefahrenen<br />
Stangen und Brettern wurde mittels LKW und Unimog ein großes Festzelt aufgebaut, für die<br />
Landung der vielen Jachten wurden Pfähle geschlagen. Das Fest selbst war von Musik begleitet,<br />
ein Benzinaggregat lieferte den Strom und um 21 Uhr wurde ein Feuerwerk abgebrannt<br />
und Böller gezündet. Auch noch jenseits der Bucht über den Sandinseln kreisten alle aus dem<br />
Schlaf gerissenen Wasservögel. Nach unseren Feststellungen wurde dieses Fest zumindest mit<br />
Wissen der Gemeinde Fußach organisiert.“ 142<br />
139<br />
Frank Klötzli mündlich 1985<br />
140<br />
Schreiben Walter Kriegs (Vorarlberger Naturschau) vom 6.2.1969 an die Vorarlberger Landesregierung<br />
141<br />
Studie von Walter Krieg (Vorarlberger Naturschau) vom 6.2.1969<br />
142<br />
Schreiben Walter Kriegs (Vorarlberger Naturschau) vom 6.2.1969 an die Vorarlberger Landesregierung<br />
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