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Naturschutzgeschichte <strong>UMG</strong> Berichte 6<br />
Trotz vergleichsweise<br />
moderner Naturschutzbestimmungen<br />
Ausbeutung<br />
der Natur<br />
schaftsteile in der freien Natur, deren Erhaltung wegen ihrer Seltenheit, Schönheit,<br />
Eigenart oder wegen ihrer wissenschaftlichen, heimatlichen, forst- und jagdlichen<br />
Bedeutung im allgemeinen Interesse lag.“ 68 Obwohl der Natur in der Ideologie des<br />
Nation<strong>als</strong>ozialismus eine große Bedeutung zukam, wurde sie im Dritten Reich jedoch<br />
in bis dahin kaum gekannter Art und Weise ausgebeutet (Frohin 2006).<br />
Naturschutzangelegenheiten unterstanden dem Reichsforstmeister Hermann Göring,<br />
der die oberste Naturschutzbehörde darstellte. Ihm waren die höheren Naturschutzbehörden<br />
unterstellt – für Vorarlberg war das der Reichsstatthalter für Tirol und Vorarlberg,<br />
Franz Hofer, in dessen Amt eine Naturschutzstelle eingerichtet war, die vom<br />
Regierungsdirektor Anton Schuler in Innsbruck geführt wurde. Die untersten Naturschutzbehörden<br />
unterstanden den Landräten bzw in Gauhauptstädten den Oberbürgermeistern.<br />
In Vorarlberg wurden drei Kreisbeauftragte für Naturschutz bestellt:<br />
für Bludenz Oberforstmeister Karl Caba, für Feldkirch Forstmeister Alfons Jehly und für<br />
den Kreis Bregenz Oberforstmeister Hans Ziegler. Die Kreisbeauftragen für Naturschutz<br />
waren für ihr Gebiet „gewissermaßen der Anwalt aller Belange des Naturschutzes“<br />
(Walde 1941).<br />
Naturschutzverordnung<br />
zum Schutz der wildwachsenden<br />
Pflanzen<br />
und der nicht jagdbaren<br />
Tiere<br />
Mit dem Reichsnaturschutzgesetz erlangte 1940 auch die Naturschutzverordnung<br />
zum Schutze der wildwachsenden Pflanzen und der nicht jagdbaren Tiere (Reichsgesetzblatt<br />
I/1936 S. 181, I/1940 S. 567 und I/1940 S. 586) in Vorarlberg Gültigkeit. Damit<br />
wurde beispielsweise die Wasseramsel geschützt. Der Adler galt weiterhin <strong>als</strong><br />
jagdbar, unterlag aber einer ganzjährigen Schonzeit. Auch Gras- und Wasserfrösche<br />
waren noch immer Gegenstand der Fischereiregelungen und durften vom Inhaber<br />
der Fischereiberechtigung gefangen werden. Alle anderen Amphibienarten standen<br />
unter Naturschutz und durften nicht getötet werden. Nur bei der Erdkröte war es<br />
erlaubt, einzelne Exemplare zur Haltung in Haus oder Garten zu fangen. Reptilien<br />
waren mit Ausnahme der giftigen Kreuzotter geschützt. „Dennoch macht sich niemand,<br />
der Blindschleichen oder geschützte Schlangen (das sind alle ungiftigen)<br />
erschlagen hat, damit straffrei, daß er behauptet eine Giftschlange vor sich zu haben!“<br />
(Walde 1941). Erst mit der Naturschutzverordnung 19<strong>79</strong> wurden alle Amphibien-<br />
und Reptilienarten geschützt, nur die Kreuzotter durfte in Hausgärten weiterhin<br />
bekämpft werden (Kofler 1983).<br />
Bergwacht durch NSDAP<br />
verpflichtet<br />
Während des 2. Weltkriegs wurde erstm<strong>als</strong> eine ehrenamtliche Bergwacht in Vorarlberg<br />
geschaffen und deren Mitglieder durch die Nation<strong>als</strong>ozialistische Deutsche<br />
Arbeiterpartei (NSDAP) verpflichtet (Benzer 1986). Die ersten Diskussionen über die<br />
Einführung einer Bergwacht gehen auf das Jahr 1928 zurück. Obwohl es dam<strong>als</strong> in<br />
den Nachbarländern Tirol und Bayern bereits eine Bergwacht gab, die „segensreich<br />
wirkte“, wurde sie in Vorarlberg nicht gegründet (Schwimmer 1950). Auch 1936 wurde<br />
„von der Schaffung einer Bergwacht aus politischen Gründen Abstand genommen,<br />
da im Alpenverein nur Freisinnige verschiedener Richtung beisammen sind,<br />
denen jede Betätigung in der Bergwacht missdeutet worden wäre.“ 69 Nach dem 2.<br />
Weltkrieg wurde erst 1961 erneut eine Bergwacht durch den Vorarlberger Alpenver-<br />
68<br />
Reichsnaturschutzgesetz vom 26. Juni 1935, Deutsches Reichsgesetzblatt I S. 821, in der Fassung der Gesetze<br />
vom 29. Septe<strong>mb</strong>er 1935 – Deutsches Reichsgesetzblatt I S. 1191, vom 1. Deze<strong>mb</strong>er 1936 – Deutsches<br />
Reichsgesetzblatt I S. 1001, und vom 20. Januar 1938 – Deutsches Reichsgesetzblatt I S. 36 (in Österreich<br />
eingeführt gemäß Gesetzblatt für das Land Österreich Nr. <strong>24</strong>5/1939)<br />
69<br />
Schreiben Josef Blumrichs vom 12.5.1936 an Günther Schlesinger<br />
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