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Naturschutzgeschichte <strong>UMG</strong> Berichte 6<br />

Fußacher Durchstich<br />

Widerstand gegen die<br />

Rheinregulierung in Hard<br />

und Fußach<br />

Die Arbeiten für den Fußacher Durchstich, durch den der Rhein von Brugg (Höchst)<br />

auf geraden Weg zwischen Hard und Fußach in den Bodensee geleitet wurde –<br />

nach dem bereits 1859 aufgestellten Motto „weil der Rhein dann so gerade verläuft,<br />

ist er auch um so leichter zu überwachen“ – begannen im Nove<strong>mb</strong>er 1895 (Bergmeister<br />

& Leipold-Schneider 2000). Gleichzeitig erhielt auch die Dornbirnerach ein<br />

neues, begradigtes Gerinne (Nesper 1926). In der Nacht vor der geplanten feierlichen<br />

Eröffnung des Fußacher Durchstiches am 6. Mai 1900 durchbrach der durch<br />

die Schneeschmelze große Wassermengen führende Fluss die Scheidewand <strong>als</strong><br />

letzte Barriere zu seinem neuen Bett und fließt seit dam<strong>als</strong> <strong>als</strong> Neuer Rhein in einem<br />

künstlichen Gerinne 8 km östlich der ursprünglichen Mündung in den Bodensee<br />

(Bergmeister & Leipold-Schneider 2000). Der ursprüngliche Rheinlauf – nun <strong>als</strong> Alter<br />

Rhein bezeichnet – erhält heute nur noch Wasser aus den Entwässerungskanälen<br />

des schweizerischen Rheint<strong>als</strong> (<strong>Grabher</strong> & Blum 1991). Der Fußacher Durchstich wurde<br />

übrigens „von den eingeborenen Hardern und Fußachern abgelehnt“ (Schwimmer<br />

1955b, vgl auch Anonymus 1863). Auch Alois von Negrelli, der in den 1820er<br />

Jahren mit Vermessungsarbeiten für die „in Angriff zu nehmenden Rheinbaugeschäfte“<br />

beauftragt war, klagte immer wieder über die unfreundliche Haltung der Rheingemeinden<br />

– die Bevölkerung sah in der Rheinregulierung „unerschwingliche Arbeit,<br />

sinnlose Verschwendung ungeheurer Summen Geldes, Niederreißen bestehender<br />

Wohnhäuser, Durchschneidung der besten Äcker, mithin die totale Zugrunderichtung<br />

der Rheingemeinden“ (Fleischer 1950). Der Vorarlberger Landtag sprach sich<br />

1882 mit zwölf Gegen- und vier Jastimmen gegen jeden in die Fußacher Bucht mündenden<br />

Durchstich aus, während sich die Gemeinden Gaißau, Höchst, Lustenau,<br />

Hohenems, Altach und Mäder bei Kaiser Franz Joseph I. für einen Durchstich einsetzten<br />

(Bergmeister & Leipold-Schneider 2000).<br />

Verlandung der Harder<br />

und Fußacher Bucht<br />

Mit dem Fußacher Durchstich begann durch die umfangreichen Sedimentablagerung<br />

des Neuen Rheins von durchschnittlich zwei bis drei Millionen m³ pro Jahr die<br />

Verlandung der Harder und Fußacher Bucht. Im Zeitraum von 1911 bis 1951 ist die<br />

Wasserfläche der Harder und Fußacher Bucht um gut 80 ha kleiner geworden. Die<br />

Sandinseln im Mündungsbereich erreichten in den 1940er Jahren je nach Wasserstand<br />

eine Ausdehnung zwischen 80 und 120 Hektar (Gmeiner 1980).<br />

Trotzdem war das Rheindelta „zwischen dem Rheinkanal und dem alten Rhein“ in<br />

den 1930er Jahren noch „im wildesten Urzustand und von einer einzigartigen – wenn<br />

auch nicht gerade populären – Naturschönheit“ (Schwenkel 1933).<br />

Entwicklung neuer Lebensräume<br />

durch die<br />

Sedimentablagerungen<br />

an der Rheinmündung<br />

In den 1950er Jahren wurde die Harder Bucht durch die Vorstreckung der Dornbirnerach,<br />

den Aushub des Binnenbeckens (inklusive eines Vorbeckens und der Schüttung<br />

eines Damms zwischen Binnenbecken und Bodensee) sowie der Aufschüttung<br />

der bereits verlandeten Flächen umfassend saniert (Längle 1992). Im Rahmen dieser<br />

Sanierungsmaßnahmen sind auch die Schleienlöcher entstanden. Hier findet sich<br />

heute das einzige Vorkommen von aquatischen, dh ganzjährig überschwemmten<br />

Schilfröhrichten im Naturschutzgebiet Rheindelta (Aschauer & <strong>Grabher</strong> 2004).<br />

Seit 1972 werden die Rheindämme in den Bodensee vorgestreckt, um die Sedimentfracht<br />

in tiefere Seebereiche abzuleiten (Götz & Bergmeister 1994). Trotzdem entwickeln<br />

sich hier auch heute noch neue Lebensräume. Das Rheindelta ist seit 1900<br />

rund 2,5 km² gewachsen (<strong>Grabher</strong> & Blum 1990). Auf den Sedimentationsflächen<br />

etablieren sich mit Flachwasserbereichen und Schlickflächen, Röhrichten, Großseg-<br />

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