Darstellendes Spiel und ästhetische Bildung - KOBRA - Universität ...
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im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert beteiligte Direktor des Zittauer Gymnasiums Christian Weise:<br />
20<br />
„Wir müssen uns oft anders von außen stellen/ als wir sind; <strong>und</strong> was wir sind/<br />
das dürfen wir nicht merken lassen.“ 21<br />
Weise verdeutlicht damit die Theatralität, die nicht nur in das Theater, sondern<br />
auch in das gesellschaftliche Leben hineingesetzt wurde. 22 So wurde vom<br />
Bürger verlangt, seine Rolle in der Öffentlichkeit zu spielen, den wahren Charakter<br />
jedoch zu verbergen. In dieser Hinsicht konnte das Schultheater sicherlich<br />
auf das gesellschaftliche Leben vorbereiten.<br />
Mit Beginn des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts ließ sich jedoch ein Werteverlust des schulischen<br />
Theaterspiels insbesondere an den protestantischen Schulen verzeichnen.<br />
23 Erst mit dem deutschsprachigen Schriftsteller Johann Christoph Gottsched,<br />
der das Theater vor allem an Dramen der französischen Klassik orientierte,<br />
bekam es wieder Auftrieb. 24 Hinsichtlich der <strong>Bildung</strong>smöglichkeiten<br />
schrieb Gottsched im Vergleich zu Christian Weise dem Schultheater die Entwicklung<br />
von Sprach- <strong>und</strong> Körperbewusstsein zu. Auch im Bezug auf gesellschaftliche<br />
<strong>Bildung</strong>sziele sah er im Schultheater ein gewisses Potenzial, das<br />
sich auf die Ausbildung von Tugend <strong>und</strong> Moral belief <strong>und</strong> damit wieder an<br />
Weise orientierte. 25 Eine besondere Bedeutung kam in der Folge vor allem<br />
literarischen Werken zu, die sich inspiriert durch den bekannten französischen<br />
Gelehrten Jean-Jaques Rousseau an Kinder <strong>und</strong> Jugendliche richteten <strong>und</strong><br />
nach pädagogischen Prinzipien verfasst wurden. Das Schultheater erhielt dabei<br />
zwar einen pädagogisch-<strong>ästhetische</strong>n Charakter, der sich auf das Lernen<br />
mit allen Sinnen belief, blieb jedoch gleichzeitig weiterhin, wie auch bei Gottsched,<br />
moralische Lehranstalt. 26 Der Fokus lag nun auf den erzieherischen<br />
Elementen der Theaterarbeit, während die <strong>ästhetische</strong>n Aspekte aus dem<br />
Blickfeld zu geraten schienen. 27 Der Gr<strong>und</strong> für diese Entwicklung ist sicherlich<br />
vor allem auf den pädagogischen Einfluss Rousseaus zurückzuführen. Als<br />
Revolutionär der Aufklärung sah er in spezifisch theatralen Gestaltungsformen<br />
eine Verschleierung der wahren Aussagekraft. 28 Diese Betrachtungsweise<br />
machte es vor allem den Anhängern Rousseaus sehr einfach, die Fixierung<br />
auf Kinder- <strong>und</strong> Jugenddramen im Schultheater pädagogisch zu untermau-<br />
20 Vgl. Hentschel 1996, 74.<br />
21 Weise zitiert nach: Hentschel 1996, 75.<br />
22 Ebd., 75.<br />
23 Vgl. Hentschel 1996, 76 f.<br />
24 Vgl. ebd.<br />
25 Vgl. ebd.<br />
26 Vgl. Hentschel 1996, siehe auch Gerlach 1915, 111 f.<br />
27 Vgl. Hentschel 1996, 76 f.<br />
28 Vgl. ebd., 77.<br />
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