25.01.2014 Aufrufe

Darstellendes Spiel und ästhetische Bildung - KOBRA - Universität ...

Darstellendes Spiel und ästhetische Bildung - KOBRA - Universität ...

Darstellendes Spiel und ästhetische Bildung - KOBRA - Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

moralischer <strong>und</strong> theoretischer Verzweckung entb<strong>und</strong>en sind. 222 Das Ästhetische<br />

bekommt dabei einen eigenen Charakter zugesprochen, der sich von<br />

Moral <strong>und</strong> Theorie abgrenzen lässt. 223 Bei Schiller hingegen erhält das Ästhetische<br />

die „Erscheinung“ 224 von „Freiheit“ 225 <strong>und</strong> kann somit „zur Gr<strong>und</strong>lage<br />

bildungs<strong>ästhetische</strong>r Begründungen werden“. 226<br />

2.4.3 Die Komponente der Aisthesis<br />

Schillers <strong>ästhetische</strong>s Konzept menschlicher Entwicklung wurde nicht nur Basis<br />

einer späteren <strong>Bildung</strong>stheorie, sondern beeinflusste <strong>und</strong> beeinflusst weiterhin<br />

die wissenschaftlichen Diskussionen um Ästhetik, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Erziehung<br />

als auch um <strong>ästhetische</strong> <strong>Bildung</strong>. Vor allem in der Tradition der Ästhetikdebatte<br />

wurde der <strong>ästhetische</strong> Zustand, wie ihn Schiller beschreibt, stark auf<br />

die Kunst bezogen. 227 Erst mit John Dewey erfuhr die Ästhetik eine ausdrucksstarke<br />

Erweiterung, in der ihr vor allem der Bezug zur sinnlichen Wahrnehmung<br />

der eigenen Lebenswelt zugesprochen wurde. Es sind die uns interessierenden,<br />

die von uns mit allen Sinnen wahrgenommenen „Ereignisse“<br />

<strong>und</strong> „Szenen“ des Lebens, die Dewey als „Gr<strong>und</strong>elemente“ der Ästhetik bezeichnet<br />

<strong>und</strong> auf dessen Verständnis auch die Dimension der Ästhetik selbst<br />

begriffen werden kann. 228 Gr<strong>und</strong>sätzlich impliziert das Ästhetische immer die<br />

Aisthesis (= Wahrnehmung), womit gleichzeitig der Mensch als sinnliches in<br />

Abgrenzung zum rationalen Wesen gesehen wird. 229 Zur Erinnerung: Auch<br />

Schiller tätigte mit dem Sinnhaften <strong>und</strong> der Vernunft eine ähnliche Unterscheidung,<br />

der jedoch im Weiteren bei Klaus Mollenhauer noch einmal genauer<br />

nachgegangen werden soll.<br />

Verbleiben wir zunächst bei dem Begriff der Aisthesis, so erfährt dieser vor<br />

allem bei Wolfgang Welsch einen Ausbau. In seinem Buch „Ästhetisches Denken“,<br />

stellt er die „Wahrnehmungen aller Art“ 230 in den Mittelpunkt des Ästhetikbegriffes.<br />

Außerdem gehören zu diesen, nach Welsch, neben künstlerischen<br />

auch Wahrnehmungen des Geistes, des Sinnhaften, des Alltäglichen, des Lebensweltlichen.<br />

231 Angedeutet wird hier vor allem der Aspekt des ganzheitlichen<br />

Menschen, der sowohl den Körper als auch die Seele <strong>und</strong> den Geist mit-<br />

222 Vgl. Hentschel 1996, 28.<br />

223 Vgl. Herntschel 1996, 28.<br />

224 Schiller zitiert nach Hentschel 1996, 29.<br />

225 Ebd., 28.<br />

226 Ebd., 29.<br />

227 Vgl. Staudte 1993, 11.<br />

228 Vgl. Dewey 1934/1980, 11.<br />

229 Vgl. Bock 1997, 150.<br />

230 Welsch 1990, 9.<br />

231 Vgl. ebd., 9 f.<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!