Darstellendes Spiel und ästhetische Bildung - KOBRA - Universität ...
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schen „Rollenspiel“ 124 <strong>und</strong> „Rollenhandeln“ 125 zieht. Beides ist durch Interaktionen<br />
gekennzeichnet, denen „Symbole <strong>und</strong> Normen“ 126 zu Gr<strong>und</strong>e liegen. 127<br />
Kinder bewegen sich nach Nickel zwischen <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Handeln. 128 Theater gilt<br />
dabei als ein <strong>Spiel</strong>raum, in dem neue Interaktionsmuster <strong>und</strong> damit auch neue<br />
Gesellschaftsmodelle erprobt werden können. 129 <strong>Bildung</strong>sanliegen des Theaterspielens<br />
ist es somit, insbesondere durch Rollenarbeit bei den Kindern Fähigkeiten<br />
zu fördern, die auch in der interaktionistischen Rollentheorie als<br />
Gr<strong>und</strong>lagen gesellschaftlicher Interaktion angesehen werden. Hierzu gehören<br />
beispielsweise die Darstellung von Identität, Toleranz von Ambiguität, Empathiefähigkeit,<br />
die Fähigkeit in der eigenen Rolle flexibel zu sein sowie auch<br />
sich von ihr zu distanzieren. 130<br />
Dabei soll in der theatralen Arbeit dem gestalterischen Potenzial der Kinder<br />
Rechnung getragen werden. 131 Nach dem Konzept der <strong>Spiel</strong>- Theater- <strong>und</strong><br />
Interaktionspädagogik bildet somit das Rollenspiel den Menschen zu einer<br />
emanzipierten Persönlichkeit heran, die in der Lage ist Gesellschaft zu verändern<br />
<strong>und</strong> zu verbessern. 132 Hierin zeigt sich, inwiefern dieser Ansatz eine gesellschaftspolitisch<br />
akzentuierte Zielsetzung in das Theaterspiel hineinsetzt.<br />
Durch die Aufnahme soziologischer Konstrukte, wie der Rollentheorie, werden<br />
dem Theater gesellschaftsverändernde Funktionen zugesprochen. Spezifisch<br />
theatrale Gestaltungsmöglichkeiten sowie der Bereich der <strong>ästhetische</strong>n Erfahrung<br />
finden, wie bei Nickel gezeigt, dabei nur vereinzelt Beachtung. Dadurch<br />
blieben diese Ansätze nur in der Theorie des Schultheaters <strong>und</strong> weiteten sich<br />
weniger auf die Praxis aus. 133<br />
Theater als künstlerisches Fach<br />
Die zweite Strömung stellte in ihren Konzepten hingegen vor allem die künstlerische<br />
Komponente des DS in den Mittelpunkt. 134 Schon Ende der sechziger<br />
Jahre hatte Rudi Müller für die Einrichtung eines theatral künstlerischen Faches<br />
in der Schule plädiert. 135 In seinem Gemeinschaftskonzept mit Herbert<br />
Giffei 136 zeigte sich jedoch seine kritische Haltung hinsichtlich des Schulspiels<br />
124 Nickel 1972, 68.<br />
125 Ebd.<br />
126 Ebd.<br />
127 Vgl. ebd.<br />
128 Vgl. ebd., 67.<br />
129 Vgl. ebd., 72.<br />
130 Vgl. Nickel 1971, 18.<br />
131 Vgl. Nickel 1972, 72.<br />
132 Vgl. Hentschel 1996, 106.<br />
133 Vgl. Klepacki 2005, 26 f.<br />
134 Vgl. Hesse 2008, 43.<br />
135 Vgl. ebd.<br />
136 Vgl. ebd.<br />
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