Darstellendes Spiel und ästhetische Bildung - KOBRA - Universität ...
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Hauptvertreter Rudolf Mirbt <strong>und</strong> Martin Luserke entwickelten zwei verschiedene<br />
Hauptströmungen des Laientheaters, die zwar keinen direkten, dafür jedoch<br />
indirekten Einfluss auf die Entwicklung des Darstellenden <strong>Spiel</strong>s in der<br />
Folge hatten. Das Konzept Mirbts belief sich auf ein „Theater der Gesinnung“.<br />
42 Im Vordergr<strong>und</strong> standen die Gemeinschaft im <strong>Spiel</strong>, die gleichermaßen<br />
durch das <strong>Spiel</strong> erzeugt wird <strong>und</strong> die Auseinandersetzung mit dem Leben.<br />
43 Die künstlerische Ausgestaltung, in die spezifische Formen der Theaterkunst<br />
fallen, ließ er jedoch außen vor. Ganz im Gegensatz zu Luserke, der<br />
schon vor dem Ersten Weltkrieg das Schultheater als <strong>Spiel</strong>leiter aktiv unterstützt<br />
hatte. 44 Er verfolgte das Konzept eines „Theaters der Gestalt“, 45 in dem<br />
er die theatrale Gestaltung zum Ausgangspunkt der bildenden Wirkung erklärte.<br />
46 Die spezifische Qualität seines Konzepts für die Theaterpädagogik liegt<br />
vor allem in seiner Annahme, dass das Darstellen <strong>und</strong> Vorstellen Gr<strong>und</strong>fähigkeiten<br />
des Menschen sind, durch die dieser sich die Welt zu Eigen macht. 47<br />
Erst daraufhin kann die Bewusstheit dieser Aneignung folgen. 48 In seiner<br />
Schrift „Agitur ergo sum? Versuch einer morphologischen Deutung des Ur-<br />
Zusammenhangs von Theater <strong>und</strong> Bewusstsein“ wird deutlich, dass für ihn die<br />
Kunst des Theaters ein integrativer Bestandteil des menschlichen Wesens ist.<br />
Aus dieser der Anthropologie zugewandten Annahme heraus begründete<br />
Luserke seine Fokussierung auf die künstlerische Gestaltung in der Theaterarbeit.<br />
49<br />
Mit diesem, hier nur fragmentarisch dargestellten Konzept bildete Luserke einen<br />
ersten theaterpädagogischen Ansatz, der dem Schultheater weder <strong>Bildung</strong>sziele<br />
der Pädagogik (wie beispielsweise Mirbt Theater bildet zur Gemeinschaft)<br />
noch der Literatur (wie es vor allem die <strong>Spiel</strong>leiter taten, die sich<br />
am professionellen Theater orientierten) zuschrieb. 50 Problematisch schien an<br />
seinem Konzept jedoch vor allem die Tatsache zu sein, dass Luserke seine<br />
Überlegungen an eine bestimmte, von ihm konzipierte Praxis der Darstellung<br />
knüpfte, die sich insbesondere an Komödien des Schriftstellers William<br />
Shakespeare orientierte. 51 Dies scheint auch ein möglicher Gr<strong>und</strong> für die geringe<br />
Verbreitung seines Konzeptes zu sein.<br />
42 Giffei 1989, 23.<br />
43 Vgl. Henschel 1996, 81, siehe auch Mirbt zitiert nach Henschel 1996, 81.<br />
44 Vgl. ebd., 80.<br />
45 Ebd.<br />
46 Vgl. ebd., 81 f.<br />
47 Vgl. ebd., 86.<br />
48 Vgl. Hentschel 1996, 86.<br />
49 Vgl. ebd.<br />
50 Vgl. ebd., 89.<br />
51 Vgl. ebd., 89.<br />
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