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Darstellendes Spiel und ästhetische Bildung - KOBRA - Universität ...

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2.6 <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> <strong>ästhetische</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Interessant ist nun, dass dem darstellenden <strong>Spiel</strong> scheinbar keine Möglichkeiten<br />

<strong>ästhetische</strong>r Erfahrungen im Rahmenplan zugebilligt werden.<br />

Wie jedoch in der Einleitung dieser Arbeit bereits einmal erwähnt, lassen sich<br />

schon in der Antike Überlegungen zur ästhetisch bildenden Wirkung von Theater<br />

auf den Menschen finden. So zählte Aristoteles das Theater zur gesellschaftlichen<br />

Kerninstitution <strong>ästhetische</strong>r <strong>Bildung</strong>. 282 Besonders bekannt ist dabei<br />

seine Theorie über die kathartische Wirkung der Tragödie im Speziellen.<br />

Mit ihrem mimetischen Charakter, durch den sie „als Spiegel der Wirklichkeit“<br />

283 fungiert, löst sie beim Rezipienten starke Emotionen (insbesondere<br />

Schauder <strong>und</strong> Jammer) aus. In diesem Prozess soll der Zuschauer von der<br />

Gefahr einer Überdosierung dieser Gefühle befreit, bzw. gereinigt werden. 284<br />

Hierin lag für Aristoteles vorwiegend die <strong>ästhetische</strong> <strong>Bildung</strong> von Theater. Sie<br />

bezog sich offensichtlich überwiegend auf den Rezipienten. Als besonderer<br />

Punkt ist jedoch hervorzuheben, dass man dem Theater schon in der Antike<br />

eine <strong>ästhetische</strong> Wirkung hinsichtlich der <strong>Bildung</strong> des Menschen zugestand.<br />

Damit stellt sich in diesem Rahmen die Frage, inwiefern heute das Theaterspielen<br />

als <strong>ästhetische</strong> <strong>Bildung</strong> verstanden werden kann. Welche theaterspezifischen<br />

Aspekte ermöglichen die Gewinnung <strong>ästhetische</strong>r Erfahrungen <strong>und</strong><br />

inwieweit wird diesen im Theaterspielen Raum geschaffen?<br />

Diesen Fragen soll sich im Folgenden, wenn auch nur recht oberflächlich, genähert<br />

werden.<br />

Es ist zunächst festzuhalten, dass das Theater als Kunstform vorwiegend den<br />

Menschen in seinen Mittelpunkt stellt. 285 Dabei eröffnet es immer wieder Zwischenräume,<br />

in denen der/die <strong>Spiel</strong>er/-in die Möglichkeit bekommt, vielfältige<br />

Erfahrungen zu machen. 286 Doch um welche Art von Erfahrungen handelt es<br />

sich in diesen Zwischenräumen? Zur Beantwortung dieser Problematik muss<br />

zunächst überlegt werden, in welchen theatralen Elementen diese Zwischenräume<br />

entstehen. Dies ist zum einen der Fall, wenn es um die Verkörperung<br />

einer Rolle geht. In der Auseinandersetzung mit einer Figur ergibt sich zwischen<br />

Figur <strong>und</strong> Rolle ein <strong>Spiel</strong>raum. Hierin sammelt der/die <strong>Spiel</strong>er/-in sowohl<br />

Erfahrungen mit sich selbst als auch mit sich in der zu verkörpernden Rolle.<br />

Diese verlaufen während des Prozesses parallel zueinander <strong>und</strong> können somit<br />

als Ambiguitätserfahrungen bezeichnet werden. 287<br />

282 Vgl. Klepacki 2009, 110.<br />

283 Ebd., 100.<br />

284 Vgl. ebd., 109.<br />

285 Vgl. Hentschel 2008, 7.<br />

286 Vgl. Czerny 2004/05, 8.<br />

287 Vgl. Hentschel 1996, 244.<br />

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