Darstellendes Spiel und ästhetische Bildung - KOBRA - Universität ...
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„Ähnlich wie in anderen kunstpädagogischen Disziplinen vollzieht sich<br />
auch im Bereich von <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Theater ab Mitte der sechziger Jahre eine<br />
kritische Auseinandersetzung mit der Tradition der musischen <strong>Bildung</strong>, mit<br />
ihrem harmonistischen Welt- <strong>und</strong> Menschenbild <strong>und</strong> der scheinbar unpolitischen<br />
<strong>und</strong> dadurch ideologieanfälligen Gr<strong>und</strong>haltung ihrer Vertreter.“ 116<br />
In der Förderung von Bereichen, wie der Wahrnehmung, der Sensibilität <strong>und</strong><br />
der Kreativität, die man vor allem dem theatralen <strong>Spiel</strong> zuschrieb, wurde<br />
gleichzeitig auch die Förderung demokratischer Gr<strong>und</strong>haltungen gesehen. 117<br />
Damit verband sich auch eine Rechtfertigung hinsichtlich der Etablierung des<br />
Theaterspiels in der Schule: Durch das dem ihm innewohnende Förderungspotential<br />
bildet das DS demokratisch gesinnte Menschen heran <strong>und</strong> trägt somit<br />
sek<strong>und</strong>är zu einer Stabilisierung der Demokratie bei. 118 Ziel theatraler Arbeit<br />
schien es nun zu sein, die Fähigkeiten der Schüler/-innen zu entwickeln,<br />
die diese zu Mitbürgern einer demokratischen Gesellschaft befähigten. 119 Hierin<br />
wird vor allem ein Versuch deutlich, gesellschaftspolitische <strong>Bildung</strong>svorstellungen<br />
mit Hilfe <strong>ästhetische</strong>r Mittel zu verwirklichen. Dabei gehen <strong>ästhetische</strong><br />
<strong>und</strong> politische <strong>Bildung</strong> eine enge Verbindung miteinander ein. 120<br />
Die Theorie orientierte sich somit an politisch <strong>und</strong> gesellschaftlich geprägten<br />
Begriffspaaren, wie Gesellschaft <strong>und</strong> Individuum; emanzipatorische <strong>und</strong> demokratische<br />
Strukturen. Auf praktischer Seite standen im Schultheater hingegen<br />
die theaterspezifischen Möglichkeiten, die zur Verwirklichung dieser genannten<br />
Strukturen führen konnten. 121<br />
Gleichzeitig wurden durch die Weiterentwicklungen innerhalb der Sek<strong>und</strong>arstufen<br />
I <strong>und</strong> II erneute Diskussionen um die Einführung eines Faches ‚<strong>Darstellendes</strong><br />
<strong>Spiel</strong>‘ laut. 122 Die dazu entwickelten Ansätze ließen eine Orientierung<br />
an dem zuvor beschriebenen gesellschaftspolitischen Einschlag erkennen. Es<br />
können dabei zwei gr<strong>und</strong>legende Konzeptvarianten aufgeführt werden: 123<br />
<strong>Spiel</strong>-, Theater- <strong>und</strong> Interaktionspädagogik<br />
Das Konzept der <strong>Spiel</strong>-, Theater- <strong>und</strong> Interaktionspädagogik gründet zum einen<br />
auf der interaktionistischen Rollentheorie <strong>und</strong> zum anderen auf Ergebnissen<br />
der Sozialwissenschaften. Hans-Wolfgang Nickel beschreibt das Theaterspiel<br />
dabei als eine Art modellhafte Wirklichkeit, indem er einen Vergleich zwi-<br />
116 Hentschel 1996, 101.<br />
117 Vgl. ebd., 101 f.<br />
118 Vgl. ebd., 102.<br />
119 Vgl. ebd.<br />
120 Vgl. ebd.<br />
121 Vgl. Kelpacki 2005, 26.<br />
122 Vgl. Hesse 2008, 42.<br />
123 Vgl. ebd., 42.<br />
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