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Darstellendes Spiel und ästhetische Bildung - KOBRA - Universität ...

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Vernunft (die er im sechzehnten Brief „Sachtrieb“ <strong>und</strong> „Formtrieb“ betitelt 209 )<br />

sind nach Schiller Triebe des Menschen, die in einer wechselseitigen Beziehung<br />

zueinander stehen. Allerdings können sie nur in einem ausgewogenen<br />

Verhältnis den Menschen komplettieren:<br />

„Beide Prinzipien sind einander also zugleich subordiniert <strong>und</strong> koordiniert,<br />

d.h. sie stehen in Wechselwirkung: ohne Form keine Materie, ohne Materie<br />

keine Form (…). Um uns zu teilnehmenden, hülfreichen, tätigen Menschen<br />

zu machen, müssen sich Gefühl <strong>und</strong> Charakter miteinander vereinigen,<br />

so wie, um uns Erfahrung zu verschaffen, Offenheit des Sinnes mit<br />

Energie des Verstandes zusammentreffen muß.“ 210<br />

Im <strong>ästhetische</strong>n Zustand befindet sich der Mensch dann, wenn ihn beides,<br />

sowohl Sinnlichkeit als auch Vernunft, in einem Ausgleich bestimmen <strong>und</strong> leiten.<br />

211 Dieser Zustand ist es, den Schiller im obigen Zitat beschreibt <strong>und</strong> der<br />

als ein Idealzustand menschlicher Entwicklung gilt. 212 Erst in dieser Verfassung<br />

kann, nach Schiller, Schönheit in ihrer Form gr<strong>und</strong>sätzlich erfahrbar werden.<br />

213 In seinen Überlegungen leitete er eine erzieherische Aufgabe auf den<br />

Bereich der Kultur ab. Diese soll „durch Ausbildung des Gefühlsvermögens“ 214<br />

sowohl die Sinnlichkeit als auch die Vernunft gleichermaßen fördern, so dass<br />

der Mensch eine optimale Persönlichkeits- <strong>und</strong> Sinnlichkeitsentwicklung erfahren<br />

kann. 215<br />

Damit war Schiller einer der ersten seiner Zeit, der sich mit den Auswirkungen<br />

von Kunst in der Entwicklung <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> des Menschen auseinandersetzte.<br />

216 Seine Schrift orientierte sich sowohl an Wilhelm von Humboldt als auch<br />

an Immanuel Kant. 217 Schon Humboldt unterschied in seinem Aufsatz „Über<br />

die Religion“ das „Unsinnliche“ 218 vom „Außersinnlichen“, 219 wobei ersteres auf<br />

die Ideen des Geistes verweisen sollte. 220 Immanuel Kant fand bei Schiller vor<br />

allem hinsichtlich seiner Ausführungen über die Vernunft Beachtung. Während<br />

er jedoch der Ästhetik einen autonomen Charakter zusprach, setzte Schiller<br />

diesem einen normativen Ästhetikbegriff entgegen. So unterstellt Kant den <strong>ästhetische</strong>n<br />

Dingen die Wirkung des „Sittlich Guten“, 221 in dem diese jeglicher<br />

209 Vgl. Matuschek 2009, 186.<br />

210 Schiller zitiert nach Matuschek 2009, 52 ff.<br />

211 Vgl. Matuschek 2009, 260.<br />

212 Vgl. Staudte 1993, 9.<br />

213 Ebd., 261.<br />

214 Schiller zitiert nach Matuschek 2009, 52 f.<br />

215 Vgl. ebd.<br />

216 Vgl. Koch & Streisand 2003, 9.<br />

217 Vgl. Richter 2003, 47 f.<br />

218 Ebd.<br />

219 Ebd.<br />

220 Vgl. ebd., 48.<br />

221 Kant 1968, 353.<br />

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