Blumen aus Galiläa - Novertis
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zerstört wurde, ist nicht etwa der Dekalog, also die Zehn Gebote, oder ein<br />
moralischer Spruch, sondern ein Stück Mauer mit der Warnung: „Goi,<br />
wenn du diese Mauer passierst, bist du selbst für deinen schmerzhaften<br />
Tod verantwortlich."<br />
Der wichtigste Teil der jüdischen Lehren ist die Maxime: „Baue eine<br />
Mauer um die Thora." Sie verstärkt jedes gesetzliche Verbot durch ein<br />
Dutzend zusätzlicher Verbote. Ein Jude darf am Sabbat keine Früchte pflücken,<br />
doch „die Mauer" verbietet es ihm auch, auf einen Baum zu klettern,<br />
für den Fall, er könnte in Versuchung geraten, dessen Früchte zu<br />
pflücken. Was ist aber mit einer Birke oder Fichte, die keine Früchte trägt?<br />
Diese Bäume sind <strong>aus</strong> dem selben Grund verboten: An diesem Sabbat<br />
kletterst du nur auf eine Birke, am nächsten Sabbat dann auf einen Apfelbaum<br />
und schon in einem Monat wirst du einen Apfel pflücken und eine<br />
wirkliche Übertretung begehen.<br />
Scharons Mauer ist eine Mauer um die Thora, denn wenn man einen<br />
Goi frei herumwandern lässt, wird er früher oder später einen Juden töten.<br />
Scharons Mauer ist eine Tempelmauer, denn ein Goi, der sie passiert, kann<br />
nur sich selbst dafür verantwortlich machen, dass er von der Kugel eines<br />
Scharfschützen getroffen wird. Scharons Mauer ist die Klagemauer der<br />
Palästinenser und die „Wall" Street der jüdischen Baufirmen. Die Stimme<br />
des Befehlshabers ist die Stimme Jakobs, doch die arbeitenden Hände<br />
gehören Esau – verarmte Palästinenser erbauen die Mauer im Schweiße<br />
ihres Angesichts und werden von Russen überwacht, die von Amerikanern<br />
dafür bezahlt werden, ihre Brüder einzusperren.<br />
Die Bauunternehmer stehen vor einer Goldgrube – die Wiederholung<br />
einer ihrer früheren Unternehmungen, der 15 Meter hohen Bar Lev-Mauer,<br />
die in den 1970er Jahren an den Küsten des Suezkanals errichtet und<br />
von der ägyptischen Dritten Armee unter Marschall Sadat am 6. Oktober<br />
1973 mit sowjetischen Wasserkanonen wieder zerstört wurde. Alles, was<br />
von der Mauer nach dem Krieg 1973 übrig blieb, waren die Villen der<br />
Bauunternehmer.<br />
Diese Mauer ist der wahre Fahrplan der Zionisten, denn wenn sie fertig<br />
gestellt ist, wird Palästina zerstört sein und seine glücklichen Bewohner<br />
werden sich als Flüchtlinge wiederfinden. Doch das Schicksal der Juden ist<br />
nicht beneidenswert, denn die Mauer ist überall. Jedes Geschäft, jedes Restaurant,<br />
jedes Pub im einst fröhlichen Tel Aviv hat seine lebendige Mauer –<br />
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