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Blumen aus Galiläa - Novertis

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D<br />

IE HÜGEL VON JUDÄA<br />

Die kleine radikale Organisation Taayush organisierte einen<br />

Konvoi, um Nahrung und Wasser zu den belagerten Bauern in Jatta zu<br />

bringen. Ich ging mit etwa 200 Israelis, Juden und Palästinensern dorthin<br />

und fand ein düsteres, verstörendes Bild vor. Doch zuerst einige Worte<br />

über diesen Ort.<br />

Jatta ist das palästinensische Äquivalent zu Kalabrien – kahle Hügel,<br />

steinige Wege, seltene Wasserquellen, wenig Gras; ein Land der Schäfer<br />

und ihrer Herden. Das ist das biblische Judäa selbst, die Heimat von König<br />

David. Hier lebte er als Gesetzloser, bevor er König wurde; die Ortsnamen<br />

Karmel, Jatta und Maon werden in der Bibel erwähnt. Die einheimischen<br />

Bauern haben sich seit jener Zeit nicht sehr verändert. Sie haben<br />

immer noch dieselbe Lebensweise und treiben ihre Herden auf die Weide.<br />

Sie bauen keine Häuser, sondern leben in Höhlen – großen, geräumigen,<br />

luftigen Höhlen, die auch für ihre Schafe genug Platz bieten. Diese Höhlen<br />

erinnern an die Höhle im nahe gelegenen Bethlehem, in der Jesus geboren<br />

wurde. Die Bauern sammeln Regenwasser und graben Brunnen,<br />

um es darin aufzubewahren. Sie sind gut <strong>aus</strong>sehend, ziemlich groß, haben<br />

blendend weiße Zähne und ein freundliches Lächeln. Sie sprechen immer<br />

noch einen lokalen Dialekt und pflegen sogar noch einige biblische Traditionen,<br />

die anderswo verschwunden sind.<br />

Die Juden bevorzugen eine zionistische Sage, der zufolge unsere Vorfahren<br />

von diesem Ort verstoßen wurden und das Land von arabischen<br />

Nomaden wieder bevölkert wurde. Legenden sind eine gute Sache, doch<br />

die Archäologie beweist das Gegenteil. Die Bauern <strong>aus</strong> Süd-Judäa haben<br />

sich noch nie von diesem Ort entfernt, niemals den Talmud studiert, niemals<br />

Jiddisch oder Ladino (ein sephardischer Dialekt) gesprochen und sie waren<br />

und blieben Schäfer. Einige romantische Rumänier sagen, dass sie<br />

eigentlich die einzig wahren Nachkommen der Römer und die modernen<br />

Italiener nur Zugewanderte seien. Die Italiener haben Glück, dass die<br />

Rumänen nicht so stark und beharrlich sind wie die Juden.<br />

Die Bauern <strong>aus</strong> Süd-Jatta hatten kein solches Glück. Der Staat Israel<br />

konfiszierte ihr Land, sprengte ihre Höhlen, kam mit Bulldozern an und<br />

zerstörte die Brunnen. Die Juden <strong>aus</strong> Brooklyn und Russland übernahmen<br />

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