Blumen aus Galiläa - Novertis
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sche Frauen. Ich fragte auf Hebräisch nach dem Rath<strong>aus</strong>, doch ich hätte<br />
ebenso gut Chinesisch sprechen können. In Maalot spricht man Russisch,<br />
man liest russische Zeitungen, man sieht russisches Fernsehen, man isst<br />
russische Schweinswürstchen und trinkt dazu russisches Bier. Warum suchen<br />
diese ganz normalen Russen die Erleuchtung von Zion?<br />
Sowohl in Russland als auch in den USA gibt es wahrscheinlich mindestens<br />
20 Millionen Menschen, die dazu berechtigt sind, israelische Staatsbürger<br />
zu werden. Man muss nicht einmal Jude sein. Es genügt, wenn Ihre<br />
Tochter <strong>aus</strong> einer früheren Ehe mit dem adoptierten Enkel eines Juden<br />
verheiratet war – und schon können Sie mit Ihrer neuen Familie nach Israel<br />
ziehen. Die Republiken der ehemaligen Sowjetunion befinden sich in<br />
einer Notlage. Die dortigen Arbeiter werden oft monatelang nicht bezahlt<br />
und <strong>aus</strong> diesem Grund schicken viele ihre älteren Familienangehörigen<br />
nach Israel, wo sie, wenn sie Glück haben, bei ihrer Ankunft einige T<strong>aus</strong>end<br />
Dollar, eine kleine Rente und eine Sozialwohnung bekommen.<br />
Die meisten Einwanderer hatten nie Kontakt mit dem Judentum oder<br />
mit der jüdischen Kultur in Russland und interessieren sich auch nicht dafür.<br />
Auf ihrem israelischen Ausweis steht „ethnischer Ursprung und Religion<br />
ungewiss". Sie werden nicht als „wahre Juden" betrachtet und ihre<br />
Toten werden hinter der Friedhofsmauer begraben, auf einem Fleck, der<br />
für Personen „zweifelhaften Ursprungs" reserviert ist. Nach der furchtbaren<br />
Explosion in der Diskothek „Dolfi" wurde dies zum sichtbaren Problem:<br />
Die jüdisch-orthodoxen Totengräber weigerten sich, die toten russischen<br />
Mädchen auf einem jüdischen Friedhof zu begraben, im selben Zug,<br />
als die israelische Regierung die Palästinenser bombardierte, um „jüdisches<br />
Blut" zu rächen.<br />
In der gesegneten Luft des Heiligen Landes suchen viele von ihnen<br />
nach frischer spiritueller und religiöser Inspiration. Das Judentum findet<br />
nur wenige Anhänger. Andere wiederum fühlen sich vom Christentum angezogen.<br />
Das ist riskant, denn nach israelischem Gesetz können sie für<br />
ihren Glauben an Jesus Christus deportiert werden. Sie versammeln sich<br />
heimlich und beten an diskreten Orten, aber an Festtagen strömen sie in<br />
die heiligen Stätten von Jerusalem, die Geburtskirche von Bethlehem, St.<br />
Georg von Lydda und St. Peter von Jaffa.<br />
1991, als Russlands Zukunft extrem unsicher war, kamen viele junge<br />
Leute von dort nach Israel. Unterstützer Israels starteten eine Kampagne<br />
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