Blumen aus Galiläa - Novertis
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Rest der Welt abgeschnitten sind, können sich Palästinenser keine Waffen<br />
beschaffen – außer denen, die abtrünnige Siedler auf dem Schwarzmarkt<br />
verkaufen. Kein Wunder, dass die Palästinenser nicht gegen die Panzer<br />
und die lasergesteuerten Raketen ankommen können.<br />
Außerdem steht den Zionisten eine mächtige Geheimwaffe zur Verfügung:<br />
ihre Bereitschaft, das Land zu zerstören. Ihre gut geplanten artesischen<br />
Brunnen brachten die Quellen zum Versiegen und verwandelten das<br />
Heilige Land in eine vertrocknete Wüste. Kürzlich spazierte ich den Wasserlauf<br />
des Ghor (auf Hebräisch: Arugot) entlang, der früher ein lebendiger<br />
Strom war. Diese Heimat der Bergziege und des Leoparden und diese Quelle<br />
vertrockneten, als der nahe gelegene Kibbuz Ein Gedi einen Schacht grub,<br />
eine Rohrleitung verlegte, das Wasser in Flaschen füllte und in Tel Aviv<br />
verkaufte. Die sanften Hügel von Samaria sind durch neu gebaute Straßen<br />
zu den jüdischen Vororten entstellt. Im Norden des Gaza-Streifens wird eine<br />
Landschaft mit duftenden Orchideen in die schwarze Wildnis von Mordor*<br />
mit rauchenden Stümpfen verbrannter Bäume verwandelt. In diesem zerstörten<br />
Land herrschen die Siedler sichtbar über die Einheimischen.<br />
Und dennoch ist Krauthammers Siegeserklärung vorschnell. Die Konfrontation<br />
Immigranten versus Einheimische im lieblichen Land Palästina<br />
erinnert mich an eine Rittersage, das erste Werk Chaucers. Sie erzählt von<br />
den Brüdern Arcite und Palamon, beide ganz verrückt nach der Königstochter<br />
Emely, „frisch und jung wie eine Maienknospe, ihr Körper war mit<br />
Quellwasser gesalbt". Um ihre Gunst zu gewinnen wandte sich Arcite an<br />
den Gott des Krieges und Palamon an die Liebesgöttin. In der entscheidenden<br />
Schlacht besiegte Arcite, vom Gott Mars unterstützt, den von Liebe<br />
erfüllten Palamon, doch es sollte nicht sein Schicksal sein, die schöne<br />
Maid zu freien – nach seinem militärischen Sieg brach er zusammen und<br />
starb unerwartet. Der Kriegsgott konnte ihm zum Sieg verhelfen, doch nur<br />
die Göttin der Liebe konnte ihm die Maid vermitteln. Der sanfte König<br />
gab seine Tochter dem besiegten Ritter und „unter Segenswünschen und<br />
bei fröhlicher Musik freite Palamon Emely", schließt Chaucer.<br />
Und so prophezeite der englische Barde ein Ereignis, das der abgebrühte<br />
Krauthammer nicht erwarten würde: Menschen, die ihr Land lieben,<br />
werden es für sich gewinnen, auch wenn ihre Gegner den militärischen<br />
* Mordor: Reich der Finsternis in „Der Herr der Ringe" von J. R. R. Tolkien.<br />
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