Blumen aus Galiläa - Novertis
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digen, da sie es vorsichtig vermeiden, ihre Hacken und Spaten – die in den<br />
Augen ihrer bis an die Zähne bewaffneten Peiniger gefährliche Waffen<br />
darstellen könnten – auf die Felder zu tragen.<br />
Wieder strömten die grünen und schwarzen Oliven durch unsere Hände<br />
auf die auf dem Boden liegenden Laken.<br />
„Gott hat sie unterschiedlich erschaffen. Auf dem selben Baum wachsen<br />
grüne und schwarze Oliven", sagte Hussein zu uns, „doch sie ergeben<br />
das gleiche Öl."<br />
Das ist ein Zeichen Gottes für die Menschheit: Wir sind alle unterschiedlich<br />
und das ist eine gute Sache, denn die Welt wird dadurch schöner und<br />
bunter – wenn wir dabei nicht die Menschlichkeit vergessen, die uns allen<br />
gemein ist.<br />
Wir breiteten unser Mittagessen unter einem großen Olivenbaum <strong>aus</strong>.<br />
Umm Tarik, die einzige Frau in farbenfroher Landestracht, brachte großes<br />
rundes Brot frisch <strong>aus</strong> dem Ofen. Es wurde großzügig mit Olivenöl beträufelt,<br />
gen<strong>aus</strong>o wie die Ziegenkäsebällchen. Hassan reichte eine so genannte<br />
zir herum, eine palästinensische Amphore mit frischem, kühlem<br />
Quellwasser. Die zir war außen kühl und nass und mit winzigen Tautropfen<br />
bedeckt. Sie ist <strong>aus</strong> porösem Lehm gefertigt und schwitzt reichlich,<br />
während sie das Getränk in ihrem Inneren kühlt. Mit der Zeit verstopfen<br />
sich die Poren und dann kann man die zir nutzen, um darin Wein oder Öl<br />
aufzubewahren.<br />
„Ich vermisse Ramat Gan" (ein Vorort von Tel Aviv), sagte Hassan.<br />
„Vor all dem Ärger ging ich dorthin zur Arbeit und strich Häuser an. Es<br />
war eine gute Arbeit. Mein jemenitischer Arbeitgeber war ein anständiger<br />
Mann, er behandelte mich wie ein Mitglied seiner Familie. Manchmal<br />
blieb ich dort über Nacht und ging in Tel Aviv abends am Meer spazieren.<br />
Jetzt habe ich schon seit zwei Jahren das Dorf nicht verlassen."<br />
Jedem war die Zeit, als sie in den großen Städten im Westen Palästinas<br />
arbeiteten und Bargeld mit nach H<strong>aus</strong>e brachten, noch in guter Erinnerung.<br />
Dies war ein Arrangement, das beiden Seiten entsprach, den neu<br />
Hinzugezogenen und den Bauern, zwar grundlegend ungleich, aber doch<br />
tragbar. Auf der ganzen Welt arbeiten Farmer und Bauern für einige Zeit<br />
in den Städten, wenn ihr Land nicht nach Ernte oder Bepflanzung ruft.<br />
Den Einheimischen ist das „jüdische" Tel Aviv oder Ramat Gan gen<strong>aus</strong>o<br />
fremd wie das „arabische" Nablus oder Jerusalem, da sie das Land als<br />
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