Blumen aus Galiläa - Novertis
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Feigenbäumen, so gut, wie man selbst im eigenen Land leben möchte. Es<br />
gäbe dann vielleicht keine billigen Wäschereien mehr, doch man würde in<br />
einem saubereren und besseren Land leben. Das wäre gerecht, denn über<br />
Hunderte von Jahren haben Europa und die USA Wohlstand <strong>aus</strong> dem Süden<br />
und Osten her<strong>aus</strong>gepumpt.<br />
Das Schicksal der Immigranten ist traurig. Schließlich bedeutet Immigration<br />
Exil, den traurigsten Zustand eines Menschen. Ovid beweinte sein<br />
Exil an der moldawischen Küste in der Nähe von Tyros und Prinz Genji<br />
verkümmerte in Suma. Mein palästinensischer Freund Mussa brachte seinen<br />
Vater <strong>aus</strong> dem Dorf Aboud in sein neues Zuh<strong>aus</strong>e in Vermont und der<br />
alte Mann fing an, Terrassen anzulegen, wie auf den Hängen Samarias.<br />
Wir sind Teil der Landschaft, Teil der Berge und Täler unserer Heimat.<br />
Wenn nun in den USA Immigranten angegriffen werden, denken wahrscheinlich<br />
viele von ihnen an die Heimat, die sie verlassen mussten.<br />
Obwohl ich der Meinung bin, Immigration sollte gestoppt und durch<br />
Geldtransfers in ärmere Länder ersetzt werden, bis deren Einkommen gesteigert<br />
wird, sind Einwanderer, die bereits zugewandert sind, wahrscheinlich<br />
gekommen, um sich für immer niederzulassen. Sie können auch Einheimische<br />
werden: zu Deutschen in Deutschland, zu Franzosen in Frankreich,<br />
in Amerika zu Amerikanern und in Palästina zu Palästinensern. Die<br />
Vorfahren der Europäer und Amerikaner sind ebenso gewandert und haben<br />
sich an neue Lebensweisen angepasst. Die germanischen Stämme der<br />
Franken überfielen das romanisierte keltische Gallien und bildeten zusammen<br />
mit der alten Bevölkerung die modernen Franzosen. Nachfahren<br />
von europäischen Kreuzrittern leben immer noch im palästinensischen Dorf<br />
Sinjil, das nach dem berühmten provencalischen Kommandanten Raymond<br />
de St. Gilles benannt ist, doch sie sind in jeder Weise Palästinenser und<br />
werden von den Israelis belagert wie alle anderen auch. Gen<strong>aus</strong>o kamen<br />
vor 800 Jahren auf Befehl der Königin Tamar Georgier in das Jerusalemer<br />
Dorf Malcha. Sie wurden Palästinenser und teilten das Schicksal anderer<br />
Palästinenser, als sie 1948 von den zionistischen Invasoren <strong>aus</strong> ihren Häusern<br />
vertrieben wurden.<br />
Menschen sind anpassungsfähig und wenn die Immigranten ihr neues<br />
Land lieben, können sie zu Einheimischen werden. Ich weiß das <strong>aus</strong> eigener<br />
Erfahrung: Ich komme zwar ursprünglich <strong>aus</strong> Sibirien, entschloss mich<br />
aber, ein Palästinenser zu werden.<br />
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