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Blumen aus Galiläa - Novertis

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ne Hingabe zu diesem Land. Warum war nicht ich in diesem H<strong>aus</strong> zur<br />

Welt gekommen, in der Nähe der kühlen Quelle, neben dem Weingarten,<br />

auf diesem von Ziegen zertrampelten Pfad? Warum bin ich in einem Stadtghetto<br />

„nur für Juden" gefangen? Ich darf in einem kleinen Dorf in Griechenland<br />

oder in der Provence leben, aber nicht in Palästina. Und nicht<br />

etwa wegen der mangelnden palästinensischen Gastfreundschaft; es würde<br />

die Palästinenser nicht stören, wenn ich mir hier ein Stück Grund kaufte<br />

oder ein H<strong>aus</strong> in diesem Dorf mietete. Aber der jüdische Staat gestattet<br />

es weder mir noch irgendeinem anderen Juden, in einem palästinensischen<br />

Dorf zu leben. Ein Jude darf nur in einer abgegrenzten Siedlung „für Juden"<br />

leben, in die Palästinenser bloß als niedere Arbeiter eingelassen werden.<br />

Außerhalb dieser Siedlungen muss ein Jude bewaffnet sein. Ein <strong>aus</strong>ländischer<br />

Tourist kann sich in den palästinensischen Gebieten frei bewegen,<br />

aber ein israelischer Jude wird vom jüdischen Staat eingesperrt, wenn<br />

er sich in diese Gebiete begibt — außer er beteiligt sich an einem bewaffneten<br />

Übergriff.<br />

Die Geschichte beißt sich selbst in den Schwanz: Indem wir die Palästinenser<br />

<strong>aus</strong>sperren, sperren wir uns selbst ein. Die ursprüngliche Idee der<br />

jüdischen Emanzipation war, <strong>aus</strong> dem Ghetto her<strong>aus</strong>zukommen, und jetzt<br />

haben wir uns selbst wieder dorthin zurückmanövriert. Wir verdienen dies<br />

wirklich nicht. Wir Israelis sind weniger „jüdisch", als man glauben würde.<br />

Nicht wenige Leute haben verlangt, dass man uns auf unseren Ausweisen,<br />

die wir ständig bei uns tragen müssen, als „Israelis" oder „Hebräer"<br />

bezeichnen sollte. Aber der Hohe Gerichtshof hat dies untersagt — wir<br />

müssen als ethnische Zugehörigkeit den Stempel „Jude" in unseren Ausweisen<br />

tragen.<br />

Unser Schicksal wurde uns aufgezwungen — gen<strong>aus</strong>o wie Mel Brooks'<br />

jungem Frankenstein. In dieser Horrorfilm-Parodie erbt Dr. Frederick Frankenstein<br />

(Gene Wilder), ein amerikanischer Professor und Nachkomme<br />

des Dr. Frankenstein, das Schloss seiner Vorfahren in Transsylvanien — ein<br />

Land, in dem Werwölfe prächtig gedeihen. Er ist ein rationaler moderner<br />

Amerikaner, aber die Einheimischen erwarten, dass er die unschöne Tradition<br />

seines berüchtigten Vorfahren fortsetzt. Er versucht gegen sein<br />

Schicksal anzukämpfen, besteht darauf, dass sein Name weiterhin amerikanisch<br />

„Fronk-en-steen" <strong>aus</strong>gesprochen werden soll, doch die treuen<br />

Diener der Familie bestharren stur auf „Frank-en-schtain".<br />

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