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Blumen aus Galiläa - Novertis

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die Vernichtung der Juden verlangt", und verbannte somit die Kritiker an<br />

seiner Kriegsführung auf die Position von Antisemiten. Nun – in Tschetschenien<br />

gibt es keine Juden und die Meinung der tschetschenischen Anführer<br />

über Juden ist irrelevant, wenn Antisemitismus seine ursprüngliche<br />

Bedeutung von „antijüdischen Vorurteilen oder Rassismus" bewahrt hat.<br />

In dieser Form gibt es das nicht mehr, doch die Bezeichnung hat heute<br />

eine andere Bedeutung. Heute ist Antisemitismus ein Äquivalent zu „antiamerikanisch"<br />

<strong>aus</strong> den Zeiten der McCarthy-Ära oder „antisowjetisch" in<br />

Breschnews Sowjetunion.<br />

Amerikaner verkrampfen sich und schreien auf, sobald sie das Gefühl<br />

haben, dass ihre Loyalität gegenüber Juden in Frage gestellt wird. Jeder,<br />

der das neue amerikanische Denkmuster zurückweist, ob in Amerika oder<br />

anderswo, ist per definitionem ein Antisemit. Darum werden gute Menschen<br />

jüdischen Ursprungs wie Noam Chomsky, Woody Allen, der heilige<br />

Paulus und Karl Marx als „Antisemiten" bezeichnet. Sie werden üblicherweise<br />

von der jüdischen Gemeinde zurückgewiesen, doch ihre Namen werden<br />

dazu benutzt, die Struktur, die sie angreifen, zu verteidigen.<br />

Ein Angriff auf die jüdische Gemeinde wird nicht als Rassismus empfunden,<br />

da normaler Rassismus mit Leichtigkeit toleriert wird, besonders<br />

wenn er sich gegen Araber (die neuen Feinde der Juden) oder gegen Schwarze<br />

(die alten Feinde der Juden) richtet. Ein solcher Angriff wird wie eine<br />

Majestätsbeleidigung behandelt. In den Jahren des jüdischen Aufstiegs in<br />

der Sowjetunion (1917-1937) wurden Menschen für antijüdische Bemerkungen<br />

bestraft. Manfred Stricker <strong>aus</strong> Straßburg setzte sich dafür ein, die<br />

örtliche Universität nach Dr. Albert Schweitzer zu benennen, während die<br />

jüdische Gemeinde dem Namen eines jüdischen Gelehrten, der eine lose<br />

Verbindung zur Stadt hatte, den Vorzug gab. Das Ergebnis war eine sechsmonatige<br />

Haftstrafe für Manfred Stricker. Alexander Chancellor schrieb<br />

im Guardian (unter dem viel versprechenden Titel „It Is Not Black and<br />

White") über die Ermordung eines niederländischen rechten Politikers:<br />

„Ja, er war ein Gegner des Islam, doch er war gut zu Juden und daher kein<br />

schlechter Mensch."<br />

Als ich in Harvard, Emory und anderen Ivy League-Universitäten vor<br />

Studenten sprach, bemerkte ich, dass ihnen der Name „Arnold Toynbee"<br />

nicht bekannt war. Der größte britische Geschichtsphilosoph des 20. Jahrhunderts<br />

hatte einen Fehler gemacht: Er sprach von der Tragödie der Pa-<br />

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