Blumen aus Galiläa - Novertis
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in den US-Medien: Sie warnten vor kommenden Pogromen und warben<br />
gleichzeitig für ein wundervolles, leichtes Leben für Einwanderer in den<br />
USA. Ganze Ausgaben von Newsweek und Time waren der Neo-Nazi-<br />
Gruppierung Pamjat und dem steil ansteigenden Antisemitismus gewidmet.<br />
Zu jener Zeit war ich in Moskau Reporter für den Haaretz und führte<br />
Interviews mit den Anführern von Pamjat. Ich fand her<strong>aus</strong>, dass diese finstere<br />
Organisation ungefähr so viele Anhänger hat wie die Gesellschaft für<br />
die Existenz einer scheibenförmigen Erde. Dennoch kamen ein netter russisch-jüdischer<br />
Filmemacher und seine Frau in unser Landh<strong>aus</strong>, um sich<br />
im Fall eines Übergriffs unseren Schutz zu sichern. Ich versuchte sie zu<br />
beruhigen, aber ich konnte nicht allein gegen die Übermacht der Medien<br />
ankämpfen. Zehn Jahre später traf ich in Jerusalem eine russisch-jüdische<br />
Schriftstellerin, die mir sagte, dass sie die Gerüchte über die Pogrome<br />
verbreitet hätte.<br />
„Ihr Israelis solltet ein Denkmal für mich errichten", sagte sie.<br />
„Warum nicht?", erwiderte ich. „Aber gibt es dafür irgendeinen speziellen<br />
Grund?"<br />
„Ich brachte euch eine Million Russen:. Ich habe im Radiosender Moscow<br />
Echo ein Pogrom angekündigt."<br />
Ich wollte sie nicht eines Besseren belehren: Ihre Ankündigung hätte<br />
nichts bewirkt, wenn die amerikanischen Freunde Israels sie nicht noch<br />
hochgespielt hätten. Wie auch immer – die verängstigten und von den Medien<br />
verführten Russen strömten in die Visaabteilung der US-Botschaft<br />
und just in diesem Moment forderte Israel die USA auf, diesen Leuten<br />
kein Visum zu erteilen. Die Tore in die Neue Welt wurden verschlossen<br />
und diese Menschen waren somit gezwungen, nach Israel <strong>aus</strong>zuwandern.<br />
Sie hatten eine schwere Zeit in Israel, denn die dortige Elite unterwarf<br />
sie der einzigartigen israelischen Behandlung, die bereits den orientalischen<br />
Juden und den Palästinensern zuteil geworden war. Die iraelischen<br />
Medien beschrieben sie als einen Haufen Krimineller und Prostituierter.<br />
Sie wurden dazu aufgefordert, in Hebräisch – also in einer Sprache, die<br />
sie nicht verstanden – verfasste Verträge und Obligationen zu unterschreiben.<br />
Fachleute mussten Straßen kehren oder Orangen pflücken. Die Scheidungsrate<br />
der Russen schoss in die Höhe und ihre Kinder griffen zu Drogen.<br />
1991 verhängte Israel einen Einstellungsstopp für Palästinenser <strong>aus</strong><br />
den besetzten Gebieten; ihre Plätze in schlecht bezahlten, untergeordne-<br />
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