Blumen aus Galiläa - Novertis
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ichtungen, sie haben alle religiösen Reformen überlebt und sind immer<br />
noch in der Lage, eine Verbindung zwischen Mensch und Gott herzustellen.<br />
Man darf die Namen dieser Stätten nicht ganz wörtlich nehmen, da sie<br />
sich im Lauf der Zeit geändert haben. Es gibt ein Dutzend Gräber für<br />
Scheich Ali und auch Josua Bin-Nun hat einige. Andere Gräber tragen<br />
mehrere Namen, etwa die Höhle auf dem Ölberg, von den Christen das<br />
Grab der heiligen Pelagia, von den Moslems Rabia al-Adawiya und von<br />
den Juden Hulda genannt. Obwohl sich einige orthodoxe Moslems, Christen<br />
und jüdische Kleriker der Verehrung der Gedenkstätten widersetzen,<br />
kommen die Durchschnittsmenschen immer noch hierher, um nach Vereinigung<br />
mit dem Göttlichen zu suchen; Männer bitten um Gefälligkeiten,<br />
Ruhm und eine gute Ernte, Frauen beten um Kindersegen oder Liebe. Das<br />
Grabmal Josephs macht da keine Ausnahme. Es ist ein einfaches Gebäude<br />
mit einer Kuppel, erst kürzlich renoviert, in der Nähe des alten Hügels von<br />
Shechem. An jedem beliebigen Tag kann man palästinensische Bauersfrauen<br />
in reich bestickten schwarzen Kleidern beobachten, die dem Grabmal<br />
des züchtigen Liebhabers, dessen lange Wimpern die Festung von<br />
Suleikas Herz durchbrachen, ihre Ehrerbietung erweisen.<br />
Vor einiger Zeit ging Josephs Grabmal durch alle Medien. Die Bewohner<br />
von Nablus bekämpften die gut bewaffneten israelischen Soldaten über<br />
den Überresten ihres Vorfahren Joseph, wie einst die Achäer mit den Trojanern<br />
um den Körper des Patroklos kämpften. Etwa vierzig Palästinenser<br />
starben, die Israelis verloren einen Söldner und zählten einige Verwundete.<br />
Bilder der schrecklichen Schusswechsel wurden in der ganzen Welt<br />
<strong>aus</strong>gestrahlt, Bilder von Ambulanzen unterwegs ins Kranken- oder Leichenh<strong>aus</strong><br />
und Bilder von schwerem Maschinengewehrfeuer, das Stein und<br />
Fleisch zerfetzte. Die mit den Stimmen der Experten unterlegte virtuelle<br />
Fernsehrealität stellte die Situation als den ultimativen Beweis des Hasses<br />
der Araber auf jüdische heilige Stätten dar.<br />
Die Story vom geplünderten Grabmal ging lange Zeit durch die Nachrichten.<br />
Ein wichtiger muslimischer Gottesmann <strong>aus</strong> Russland war empört<br />
genug, um einen offenen Brief an die Palästinenser zu verfassen, in<br />
dem er das Sakrileg verdammte. Die großen internationalen Zeitungen<br />
schrieben barsche Leitartikel zu diesem Thema. Ein Marsmensch hätte<br />
angenommen, das Hauptziel der Palästinenser sei die Entweihung jüdi-<br />
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