Blumen aus Galiläa - Novertis
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DIE OLIVEN VON ABOUD<br />
(Dieser Beitrag wurde im Juni 2001 geschrieben, als die israelischen<br />
Streitkräfte mit der Massenzerstörung von Olivenbäumen<br />
in den palästinensischen Gebieten begannen.)<br />
Als der von der CIA <strong>aus</strong>gehandelte Waffenstillstand in Kraft<br />
trat, erhielt ich einen verängstigten Anruf <strong>aus</strong> dem Dorf Aboud auf der<br />
westlichen Seite der Hügel von Samaria. Die Armee überfiel das Dorf,<br />
zwei Männer wurden erschossen. Heute machte ich mich dorthin auf, um<br />
das Dorf zu besuchen und den Waffenstillstand zu erleben.<br />
Ahoud ist auf allen Seiten von neuen jüdischen Siedlungen umgeben.<br />
Eine nagelneue jüdische Straße führt in das Gebiet. Ein Sträßchen zweigt in<br />
Richtung Aboud ab. Fünf Kilometer vor dem Dorf ist es mittels enormer<br />
Erdhaufen blockiert. Wir versuchten unser Glück auf der anderen Seite –<br />
mit dem selben Ergebnis. Wir fanden schließlich einen kleinen Pfad, den<br />
die Bauern am selben Morgen geschaffen hatten, und fuhren in das Dorf.<br />
Aboud ist eines der hübschesten palästinensischen Dörfer und erinnert<br />
stark an die Toskana. Die charmanten alten Steinhäuser stehen auf sanften<br />
Hügeln. Wilder Wein wächst an ihren Balkonen hinauf, stark belaubte<br />
Feigenbäume überschatten die Straßen. Man kann den Wohlstand dieses<br />
gut etablierten Dorfes an der großzügigen Bauweise der Häuser und an<br />
den makellos sauberen Straßen sehen. Alte Männer sitzen an einem kleinen,<br />
schattigen, von Mauern umgebenen Platz auf Steinbänken so wie die<br />
Ratsherren von Ithaka, die der junge Telemach zusammenrief. Das ist das<br />
biblische „Tor der Stadt" oder der so genannte diwan. Kinder bringen Kaffee<br />
oder frisches Obst. Die Leute hier sind nicht wie die Flüchtlinge in Gaza<br />
und Deheisheh. Dieser Ort scheint von der Gegenwart verschont. Man<br />
kann das Heilige Land so sehen, wie es sein sollte und sein könnte.<br />
Die lokale Überlieferung besagt, dass das 3.000 Jahre alte Dorf Aboud<br />
das Christentum von Jesus selbst empfangen hat. Die Dorfkirche dient als<br />
Beweis dafür, denn sie ist eine der ältesten Kirchen der Welt, erbaut in den<br />
Tagen Konstantins im 4. Jahrhundert oder vielleicht sogar noch früher.<br />
Die Kirche ist von zierlicher Bauweise, sorgfältig restauriert und sehr gepflegt.<br />
Die byzantinischen Kapitelle ihrer Säulen tragen Kreuze und Palm-<br />
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