Blumen aus Galiläa - Novertis
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ser weiterhin getrennt leben können. Aber eine Trennung bringt die Flüchtlinge<br />
nicht in ihre Häuser in Jaffa zurück und ich stelle mir ihre Rückkehr<br />
wundervoll vor. Außerdem denke ich, dass es besser für uns ist, zusammenzuleben<br />
– wir ergänzen einander und kommen auf der zwischenmenschlichen<br />
Ebene sehr gut miteinander zurecht. Darum bin ich nicht gegen die<br />
Eroberung von 1967 per se (ganz im Gegensatz zum Besatzungszustand<br />
unter einem Militärregime). Wir könnten die Flüchtlinge zurückholen und<br />
die alten Streitpunkte regeln. Die Kinder Palästinas könnten mit den neu<br />
Zugewanderten gleichberechtigt zusammenleben. Wir wären kein <strong>aus</strong>schließlich<br />
jüdischer Staat, aber wir wären glückliche und zufriedene Menschen.<br />
Einmal standen wir vor der Illusion einer Wahl: ein jüdischer Staat oder<br />
ein demokratischer Staat. Wir wählten keinen davon, denn wir entrechteten<br />
die Einheimischen und verschmähten die Demokratie. Unser Judentum<br />
ist im besten Fall eine virtuelle Idee. Würden amerikanische Juden Israelis<br />
nicht auf einer breiten Basis bestechen, würden wir einfach die Diaspora<br />
vergessen und als einer seiner vielen Stämme mit dem restlichen<br />
Mittleren Osten verschmelzen. Wenn sie uns weiter finanzieren, können<br />
wir ihnen ja ein bisschen Judentum zeigen.<br />
Wir sind Meister der Illusion und solange es Abnehmer gibt, liefern wir<br />
das Gewünschte. 1946 kam unter der Schirmherrschaft der UNO eine Gruppe<br />
von engagierten Männern <strong>aus</strong> der ganzen Welt nach Palästina. Sie wurden<br />
geschickt, um die Teilung des Landes vorzubereiten. Sie besuchten<br />
unter anderem den südlichsten Kibbuz, Revivim, in der Wüste Negev. Dort<br />
stießen sie auf ein wunderschönes <strong>Blumen</strong>beet mit Rosen, Anemonen und<br />
Veilchen, das den Eingangsbereich des Kibbuz verschönerte. In ihrem<br />
Bericht drückten die Mitglieder der Delegation ihr Erstaunen darüber <strong>aus</strong><br />
und erklärten: „Die Juden bringen die Wüste zum Blühen, teilt ihnen die<br />
Negev zu."<br />
Als sie wieder weg waren, gingen die jüngeren Kibbuzmitglieder vor<br />
die Tür und zogen die verwelkenden <strong>Blumen</strong> <strong>aus</strong> dem Sand. Sie hatten sie<br />
am selben Morgen auf dem Markt von Jaffa gekauft und für den UNO-<br />
Besuch in den Sand „gepflanzt". Den Trick hatten sie von den städtischen<br />
Angestellten in Tel Aviv gelernt, die in den Sand neben dem Rath<strong>aus</strong> Bäume<br />
gepflanzt hatten, um auf Winston Churchill einen positiven Eindruck<br />
zu machen. Auf Grund dieser kleinen Show wurde die Negev mit 200.000<br />
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