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Blumen aus Galiläa - Novertis

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eingehend mit den Charakteristika dieser apokalyptischen Figur befasst.<br />

Johann von Damaskus prophezeite, dass der Antichrist zu den Juden und<br />

für die Juden kommen und sich gegen die Christen und Christus stellen<br />

werde. (Johann der Damaszener war ein Freund des Islam und interpretierte<br />

die muslimische Lehre des ewigen Koran als eine Form der christlichen<br />

Logoslehre.) Die Kirchenväter betrachteten den Aufstieg des Antichrist<br />

als den Aufstieg und temporären Triumph des Judentums. Im 10.<br />

Jahrhundert prophezeite Andreas der Byzantiner, dass das Königreich Israel<br />

wieder hergestellt und dem Antichrist als Sprungbrett dienen werde.<br />

Somit sind sich jüdische und christliche Theologen darüber einig, dass<br />

ihre Vorstellungen über den Messias so entgegengesetzt sind wie These<br />

und Antithese – oder eben wie Christ und Antichrist.<br />

Diese Verbindung Israels mit der Apokalypse spüren Millionen von<br />

devoten Christen in den USA. Ihnen wurde beigebracht, dass der Aufstieg<br />

des Antichrist der Rückkehr Christi vor<strong>aus</strong>gehen wird. Doch da sie von<br />

ihren Pastoren in die Irre geführt wurden, ziehen sie dar<strong>aus</strong> einen widersprüchlichen<br />

Schluss und entscheiden sich für ein Bündnis mit dem Antichrist.<br />

Sie haben die Worte vergessen: „Der Menschensohn wird kommen,<br />

so wie es vorherbestimmt ist, doch wehe dem, der sich mit dem Antichrist<br />

verbündet."<br />

Die Juden sind nicht der Antichrist. Doch der Gedanke an den Rachemessias<br />

ist sehr gefährlich, dagegen sollte man sich stellen und argumentieren.<br />

Das Alte oder das Neue Testament oder allgemeine humanistische<br />

Konzepte könnten die Argumente liefern. Sonst wird dieser Gedanke unseren<br />

Diskurs vergiften.<br />

Es wäre ein Fehler, die Rachsucht der Vereinigten Staaten den amerikanischen<br />

Juden anhängen zu wollen. Amerika ist ein Sonderfall, denn die<br />

amerikanischen Juden und Nichtjuden vertreten einen gemeinsamen „jüdisch-christlichen"<br />

– oder eher einen „jüdisch-amerikanischen" – Diskurs,<br />

denn ihre Sitten haben wenig vom christlichen Gedanken. Wie es bereits<br />

Karl Marx <strong>aus</strong>drückte: „Ja, die praktische Herrschaft des Judentums über<br />

die christliche Welt hat in Nordamerika den unzweideutigen, normalen<br />

Ausdruck erreicht ..."<br />

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