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Blumen aus Galiläa - Novertis

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St. Demetrius wurde wie durch ein Wunder von der Rakete verschont, die<br />

die Straße davor verwüstete. Die Mauer der grünen Al-Hadr-Moschee, der<br />

ältesten Moschee der Stadt, wurde im April von einem Panzer eingedrückt,<br />

sie ist jedoch bereits wieder repariert.<br />

Die Geschwindigkeit, mit der die Reparaturen durchgeführt werden, ist<br />

erstaunlich. In dem Moment, in dem der israelische Panzer den Schutthaufen<br />

verlässt, kommt bereits die Stadtverwaltung ins Spiel. Die Helfer entfernen<br />

die Leichen und die Verwundeten und beginnen das zerstörte H<strong>aus</strong><br />

wieder instand zu setzen. Dennoch zerstören die Israelis schneller, als die<br />

Bewohner von Nablus die Verwüstungen wieder beheben können. Die Ketten<br />

der israelischen Panzer ruinierten die Keramikböden der Basare und<br />

das neue Wasserversorgungssystem. Die Zeichen frischer Verwüstung vermischen<br />

sich mit den Ruinen des Erdbebens von 1927 und mit jenen eines<br />

Übergriffs in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts vor Christus, als die<br />

Juden die Vorgängerstadt von Nablus, das alte Shechem, dem Erdboden<br />

gleich machten. (Die 4.000 Jahre alten zyklopischen Stadtmauern stehen<br />

immer noch; etwas außerhalb, am Rand des Flüchtlingslagers Balata.) Doch<br />

die Stadt starb nicht. Die jüdische Herrschaft in Palästina war blutig und<br />

gr<strong>aus</strong>am, jedoch ziemlich kurzlebig. Die Juden eroberten das Land, zerstörten<br />

die Städte und vertrieben oder versklavten die einheimische Bevölkerung,<br />

die wie in <strong>Galiläa</strong> in „einheimische Juden zweiter Klasse" umgewandelt<br />

wurde. Hohe Steuern, Genozid und Apartheid waren schon damals<br />

gang und gäbe. Sechzig Jahre später landete Pompeius der Große an der<br />

Küste und befreite die Palästinenser vom jüdischen Joch. Nachdem die<br />

römische Armee die rebellischen Juden unterworfen hatte, heirateten die<br />

pensionierten römischen Soldaten hübsche einheimische Frauen und bauten<br />

die Stadt wieder auf – unter dem Namen Neapolis oder Nablus.<br />

Die Stadt erinnert durch die Bewahrung ihres B<strong>aus</strong>tils und das hitzige<br />

Temperament ihrer Bewohner immer noch an ihre italienische Namensgeberin.<br />

Die Häuser wachsen in den Himmel wie Bäume und man kann an<br />

ihnen den sanften Übergang zwischen den einzelnen B<strong>aus</strong>tilen und Epochen<br />

ablesen. Die römischen Fundamente gehen sanft über in den byzantinischen<br />

ersten Stock, dann in eine abbasidische Struktur, wechseln in<br />

den Stil eines Kreuzritter-Stadth<strong>aus</strong>es und enden in den neuesten Reparaturen<br />

nach dem letzten israelischen Bombenangriff im Mai 2002 – eine<br />

perfekte Mischung von Zeit und Raum.<br />

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