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Blumen aus Galiläa - Novertis

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Doch das war gestern. Ich fuhr per Anhalter nach Nahariya und von dort<br />

nahm ich einen Zug nach H<strong>aus</strong>e in Richtung Jaffa. Mit im Zug saßen<br />

einige Afrikaner, ihrem scheuen Verhalten nach zu urteilen wahrscheinlich<br />

illegale Einwanderer. Einige rumänische Bauarbeiter tranken Bier und<br />

rülpsten laut. Sie kamen <strong>aus</strong> ihrem verarmten Land in Osteuropa, um hier<br />

Häuser für ältere russische Immigranten zu bauen. In Israel, gen<strong>aus</strong>o wie<br />

in Kalifornien, wollen Juden keine Bauarbeiterjobs annehmen.<br />

Ein israelisch-jüdischer Anwalt mit schwarzer Kippa blätterte in seiner<br />

halb geöffneten Aktentasche irgendwelche Papiere durch. Eine Gruppe<br />

Marokkaner diskutierte über die Schließung der Stahlfabrik in Akko und<br />

ihre geringen Chancen, anderswo Arbeit zu finden.<br />

„Die Krise verschlimmert sich", sagte einer von ihnen. „Es ist gen<strong>aus</strong>o<br />

schlimm wie 1966."<br />

Ein blonder, bewaffneter Israeli sprach Ukrainisch mit seiner korpulenten<br />

Freundin, die ihn bewundernd ansah, als er <strong>aus</strong>führlich seinen Kampf<br />

gegen zahlreiche arabische Terroristen beschrieb.<br />

Ich erinnerte mich zurück an die Zeit, als ich in seinem Alter war: ein<br />

junger Fallschirmspringer, stolz auf meine roten Stiefel und meine Uzi-<br />

Maschinenpistole. Ich war nicht weit von hier in einem Trainingscamp<br />

untergebracht, in der abgelegenen Schlucht von Marj Sannur, auf allen<br />

Seiten von Bergen umgeben. Es war Frühlingsbeginn und das palästinensische<br />

Hochland so schön, wie es eine mediterrane Gegend nur sein kann.<br />

Manchmal finde ich dieselben lieblichen landschaftlichen Züge in der Hügellandschaft<br />

um Beaux de Provence oder in den Olivenhainen wieder,<br />

die von Delphi zum Meer reichen, gen<strong>aus</strong>o wie man eine geliebte Person<br />

in einer Menge von Fremden wieder erkennt. Jeden Morgen hängt schneeweißer,<br />

dichter Nebel über dem Sannur-Tal und macht so jeden Tag zu<br />

weißen Weihnachten. Wenn der Nebel sich lichtet, glitzert das grüne Gras<br />

unter den blühenden Mandelbäumen auf den Hügeln. Der kühle Februarwind<br />

treibt hellrosa Blütenblätter vor sich her. Sie wirbeln durch die Luft<br />

wie Schneeflocken und bedecken den steinigen Boden.<br />

Durch den Maschendrahtzaun des Militärcamps sah ich einen Bauern<br />

bei der Pflege seiner Olivenbäume. Er war etwa so alt wie mein Vater, ein<br />

breitschultriger, starker, sonnengebräunter Mann mit einer weißen Kopf-<br />

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