Broschüre 2004 zum Download (pdf | 1994,28 KB) - H. Wilhelm ...
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schädlicher Prozesse – z. B. Reduzierung der<br />
Anzahl und Aktivität pathogener Keime.<br />
Des Weiteren muss bekannt sein, anhand welcher<br />
variablen Größen im Pansen Manipulationen und<br />
Modifikationen der Lebensbedingungen von Mikroorganismen<br />
quantitativ beschrieben werden können<br />
und welche Zusammenhänge zwischen diesen Größen<br />
und den Mikroorganismen sowie bestimmten<br />
Futterinhaltsstoffen bestehen. So kann eine quantitative<br />
Charakterisierung der Pansenfermentation durch<br />
folgende Größen erfolgen (Nagaraja et al. 1997):<br />
(1) Die Menge an fermentierter organischer Masse<br />
wird durch die Zusammensetzung der Mikrobenpopulation<br />
beeinflusst;<br />
(2) Die Konzentrationen und relativen Anteile<br />
an Fermentationsprodukten (kurzkettige Fettsäuren,<br />
Ammoniak) werden von der Art der<br />
Kohlenhydrate und Proteine in der Ration beeinflusst;<br />
(3) Die Menge und Effizienz der mikrobiellen Proteinsynthese<br />
hängt von der Energie- und Proteinversorgung<br />
der Mikroorganismen ab.<br />
Es wird hoffentlich deutlich, dass trotz des Versuches,<br />
drei separate Faktorengruppen darzustellen,<br />
diese untereinander in vielfältiger Weise Interaktionen<br />
ausgesetzt sind. So übt etwa die Geschwindigkeit des<br />
Nährstoffabbaus im Pansen potenziell auf alle drei<br />
Größen einen Effekt aus. Dennoch soll nachfolgend<br />
der Versuch unternommen werden, anhand der<br />
obigen Auftrennung den Einfluss von Fütterungsgestaltung<br />
und Fütterungsmanagement auf die Lebensbedingungen<br />
der Pansenmikroorganismen näher zu<br />
charakterisieren. Dabei stehen – aufbauend auf den<br />
eingangs erwähnten generellen Zusammenhängen –<br />
aktuelle Entwicklungen im Vordergrund.<br />
Neben Maßnahmen der Tierernährung, die das<br />
eigentliche Thema des Vortrags bilden, dürfen bestimmte<br />
Entwicklungen in der Mikrobiologie nicht<br />
unerwähnt bleiben, weil von dort – unter anderem<br />
bedingt durch enorme Fortschritte innerhalb weniger<br />
Jahre bei gentechnischen Methoden – erfolgreiche<br />
Bemühungen zur Verbesserung der generellen Effizienz<br />
des Nährstoffumsatzes im Pansen oder spezieller<br />
Vorgänge (z. B. Detoxifikationsprozesse) schon<br />
berichtet wurden oder noch zu erwarten sind.<br />
3 Manipulation der Mikrobenpopulation im Pansen<br />
3.1 Bakterien<br />
Ein Rückblick in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts<br />
verdeutlicht, dass damals viele Erwartungen<br />
und Hoffnungen in die Nutzung rekombinanter Pansenbakterien<br />
gesetzt wurden (Tabelle 1). Diese waren<br />
jedoch häufig noch sehr vage und wenig spezifisch<br />
formuliert und verschwanden <strong>zum</strong>indest vorübergehend<br />
aus dem Blickfeld. In den vergangenen Jahren<br />
hat es – vor allem bedingt durch die oben erwähnten<br />
methodischen Fortschritte – erneute intensive Bemühungen<br />
gegeben, Bakterienstämme zu isolieren und<br />
zu modifizieren, die Eigenschaften aufweisen, welche<br />
Tabelle 1: Ideen zur Nutzung rekombinanter Pansenbakterien in<br />
den 1980ern (nach Kobayashi 2003).<br />
Ideen Beschreibung Zielbakterium Zieltier<br />
Umfangreichere Höhere Enzym- Butyrivibrio Keine Angabe<br />
Faserverdauung aktivität fibrisolvens<br />
Höhere pH- Prevotella Mastrinder<br />
Toleranz (< 6) ruminicola<br />
Bessere Protein- Produktion B. fibrisolvens Milchkühe<br />
versorgung limitierender<br />
Aminosäuren<br />
Reduzierte<br />
Proteolyse und Keine Angabe Keine Angabe<br />
Desaminierung<br />
Gesteigerte Bakterien, Megasphaera Mastrinder<br />
Laktatverwertung die mehr Laktat els-denii<br />
abbauen<br />
Selenomonas<br />
ruminantium<br />
Erhöhte Toxinabbauende Keine Angabe Keine Angabe<br />
Entgiftungs- Bakterien<br />
leistung<br />
Produktion Produktion von Keine Angabe Keine Angabe<br />
von Vitaminen, Nährstoffen und<br />
Hormonen, Wachstumsfaktoren<br />
Antibiotika sowie Kontrolle<br />
der Mikroflora<br />
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