Broschüre 2004 zum Download (pdf | 1994,28 KB) - H. Wilhelm ...
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die Bindung einer fluoreszenzmarkierten Sonde an<br />
die Ziel-RNA dazu, dass die ganze Zelle fluoresziert<br />
und im Epifluoreszenz-Mikroskop detektiert werden<br />
kann. Bei Verwendung von Oligonukleotidsonden<br />
unterschiedlicher Spezifität, die mit unterschiedlichen<br />
Fluoro-chromen markiert sind, lassen sich verschiedene<br />
Zielorganismen parallel erfassen.<br />
Für die Erfassung von humanen Darmbakterien<br />
steht inzwischen eine ansehnliche Kollektion von Oligonukleotidsonden<br />
zur Verfügung, mit denen sich diese<br />
auf verschiedenen phylogenetischen Ebenen erfassen<br />
lassen. Da die manuelle Auszählung von fluoreszenzmarkierten<br />
Bakterien sehr zeit- und arbeitsaufwändig<br />
ist, wurden automatisierte Verfahren entwickelt, die<br />
die Bakterienauszählung vereinfachen. Die mit der<br />
Epifluoreszenzmikroskopie gekoppelte automatische<br />
Bildanalyse einerseits und die Flusszytometrie andererseits<br />
vereinfachen die Auszählung fluoreszenzmarkierter<br />
Bakterien in komplexen Proben erheblich.<br />
Diese Methoden wurden kürzlich zur Analyse von<br />
91 Stuhlproben von gesunden Erwachsenen aus 5<br />
europäischen Ländern (Dänemark, Deutschland,<br />
England, Frankreich, Niederlande) eingesetzt. In<br />
dieser Studie wurden insgesamt 18 Oligonukleotidsonden<br />
für die Analysen eingesetzt, die jedoch keine<br />
geschlechts- oder länderspezifischen Unterschiede in<br />
der Fäkalflora-Zusammensetzung zu Tage förderte,<br />
wohl aber eine große individuelle Variabilität zwischen<br />
den Probanden. Im Vergleich zu einer Sonde,<br />
die alle Bakterien erfasst, deckte die Summe aller mit<br />
den gruppenspezifischen Sonden erfassten Bakterien<br />
durchschnittlich 76 % aller Bakterien ab. Demnach<br />
entgingen 24 % aller Bakterien der Detektion mit den<br />
eingesetzten Gruppen-Sonden. Der relative Anteil der<br />
Bakteriengruppen an der Gesamtzahl der Bakterien<br />
nahm in folgender Reihenfolge ab: Eubacterium rectale-Clostridium<br />
coccoides-Gruppe, Clostridium leptum-<br />
Gruppe, Bacteroides-Gruppe, Bifidobacterium-Gruppe.<br />
3.3 Aktivitäten und Funktionen der intestinalen<br />
Mikrobiota<br />
Der normalen Darmflora werden eine Reihe von<br />
Wirkungen bzw. Aktivitäten zugesprochen. An erster<br />
Stelle steht die Verhinderung des Wachstums pathogener<br />
Bakterien, die vermutlich darauf beruht, dass<br />
das für das Wachstum der Pathogenen erforderliche<br />
Nährstoffangebot auf Grund der Konkurrenz der normalen<br />
Darmflora um Nährstoffe nicht ausreichend<br />
verfügbar ist, dass die Adhäsion an das Darmepithel<br />
auf Grund der bereits bestehenden hohen Zelldichten<br />
im Darm verhindert wird, dass Darmbakterien<br />
antibakterielle Substanzen bilden oder dass sie die<br />
Bildung solcher Substanzen durch den Wirt induzieren.<br />
Eine weitere wichtige Funktion der Darm-Mikrobiota<br />
liegt darin, Nahrungsinhaltsstoffe, die im Dünndarm<br />
nicht resorbiert wurden, zu fermentieren. Dies<br />
geschieht in erster Linie im Colon. Zu den potenziellen<br />
Substraten der Darmbakterien zählen die sogenannten<br />
Ballaststoffe, insbesondere resistente Stärken<br />
und Zellwand-Polysaccharide. Diese werden in einem<br />
mehrstufigen Prozess, an dem viele unterschiedliche<br />
Bakteriengruppen beteiligt sind, zunächst depolymerisiert<br />
und die gebildeten Oligo- und Monomere<br />
werden dann letztlich zu den kurzkettigen Fettsäuren<br />
Acetat, Propionat und Butyrat umgewandelt, die dem<br />
Wirt zur weiteren Nutzung zur Verfügung stehen.<br />
Darüber hinaus führt die Fermentation im Colon zur<br />
Bildung von molekularem Wasserstoff, Kohlendioxid,<br />
und bei etwa 30 – 40 % der erwachsenen Bevölkerung<br />
zur Bildung von Methan. Als Intermediate treten Lactat,<br />
Succinat und Ethanol auf, die aber rasch durch<br />
andere Darmbakterien zu den oben genannten Endprodukten<br />
umgesetzt werden.<br />
Auch Proteine, die teils aus unverdauten Nahrungproteinen<br />
und teils aus Verdauungsenzymen und<br />
abgeschilferten Darmzellen stammen, unterliegen<br />
insbesondere im distalen Colon dem bakteriellen<br />
Abbau. Proteine werden zunächst zu Peptiden und<br />
Aminosäuren depolymerisiert. Deren Fermentation<br />
führt schließlich zur Bildung von Ammonium, Aminen,<br />
Acetat, Propionat und Butyrat. Charakteristische<br />
Produkte der Aminosäurefermentation im Colon sind<br />
verzweigtkettige Fettsäuren sowie Indole und Phenole.<br />
Letztere stammen aus der Fermentation der aromatischen<br />
Aminosäuren.<br />
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