Broschüre 2004 zum Download (pdf | 1994,28 KB) - H. Wilhelm ...
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eine verbesserte Effizienz spezifischer Prozesse im<br />
Pansen erwarten lassen.<br />
Verbesserung der Faserverdauung<br />
Mittlerweile ist es gelungen, für ausgewählte anaerobe<br />
Bakterienspezies den Prozess der Verdauung<br />
von Cellulose als dem wesentlichen Kohlenhydrat<br />
pflanzlicher Zellwände durch einen Multienzymkomplex<br />
(Cellulosom), der in unmittelbarem Kontakt mit<br />
Pflanzenfragmenten aktiv ist, weitgehend aufzuklären.<br />
Pionierspezies ist die nicht im Pansen vorkommende<br />
thermophile (wärmeliebende) Art Clostridium thermocellum<br />
(Lynd et al. 2002; Doi et al. 2003). Fortschritte<br />
wurden jedoch auch bei im Pansen vertretenen Arten<br />
erzielt und es werden Erwartungen geäußert, nach<br />
vollständiger Charakterisierung dieses Enzymkomplexes<br />
in der Lage zu sein, die für den Enzymkomplex<br />
verantwortliche genetische Information auch auf<br />
bisher weniger cellulosespaltend aktive Arten wie<br />
Butyrivibrio fibrisolvens übertragen zu können, die<br />
gegenüber dem dominanten Celluloseverdauer Fibrobacter<br />
succinogenes den Vorteil größerer Beweglichkeit<br />
aufweisen, womit ein tieferes Eindringen in die Oberflächen<br />
von Pflanzenpartikeln und eine effizientere<br />
Verdauung gewährleistet werden könnten. Es muss<br />
jedoch bedacht werden, dass offensichtlich weder die<br />
Konzentration cellulosespaltender Bakterien (Dehority<br />
und Tirabasso 1998) noch die Geschwindigkeit der<br />
Besiedelung von Pflanzenpartikeln (Koike et al. 2003)<br />
für den Zellwandabbau im Pansen limitierend sind.<br />
Vielmehr wird eine Begrenzung eher in Futterfaktoren<br />
zu suchen sein, so dass Maßnahmen wie Auswahl<br />
und züchterische Weiterentwicklung geeigneter<br />
Futterpflanzen für Wiederkäuer, Enzymzusätze und<br />
physikalische Verfahren zur Verbesserung des hydrolytischen<br />
Abbaus faserreicher Futtermittel (weiterhin)<br />
von vorrangiger Bedeutung sind. Letztere Faktoren<br />
können alle einem umfassenden Fütterungsmanagement<br />
zugeordnet werden, das demnach auch weiterhin<br />
gegenüber einer Manipulation und Modifikation<br />
der Pansenbakterien zur Erhöhung des Abbaus<br />
pflanzlicher Zellwände größere Bedeutung genießt.<br />
Verbesserung der Versorgung mit essentiellen<br />
Aminosäuren<br />
Auch bei hochproduktiven Wiederkäuern wie<br />
Milchkühen oder schnell wachsenden Schaf- und<br />
Ziegenlämmern wird zunehmend diskutiert, dass<br />
bestimmte essentielle Aminosäuren wie Methionin<br />
oder Lysin leistungsbegrenzend wirken könnten. Ein<br />
Ansatz zur Verbesserung der Aminosäurenversorgung<br />
könnte deshalb sein, in Pansenbakterien Gene<br />
zu etablieren, welche die Synthese von Proteinen mit<br />
verbessertem Aminosäurenmuster bei gleichzeitig<br />
reduziertem intraruminalem Abbau dieser Proteine<br />
bewirken. Bei einer nicht im Pansen vorkommenden<br />
Spezies gelang es bereits, eine Erhöhung des Anteils<br />
der essentiellen Aminosäuren Methionin, Threonin,<br />
Lysin und Leucin auf 60 % der gesamten Aminosäuren<br />
zu erreichen und zudem eine Stabilisierung des<br />
Proteins zu bewirken, die ein weitgehend unbeschadetes<br />
Überstehen der Pansenpassage erwarten lässt<br />
(Beauregard et al. 1995; MacCallum et al. 1997).<br />
Bisher wurde dieses Protein jedoch noch in keiner<br />
Pansenbakterienspezies etabliert. Es muss auch hier<br />
bedacht werden, dass eine verbesserte Aminosäurenzusammensetzung<br />
des bakteriellen Proteins zwar<br />
attraktiv wäre, gleichzeitig jedoch der Erfolg dadurch<br />
geschmälert würde, dass im Mittel 20 % des gesamten<br />
Stickstoffs in Bakterien in Nukleinsäuren gebunden<br />
ist und damit für den Wiederkäuer nicht als Aminosäurenlieferant<br />
zur Verfügung steht. Demgegenüber<br />
besteht im Pansen unabgebautes Futterrohprotein fast<br />
vollständig aus Proteinen, weshalb Maßnahmen der<br />
Reduzierung des häufig unerwünscht hohen Futterrohproteinabbaus<br />
im Pansen durch Maßnahmen der<br />
Futterbehandlung weiterhin erfolgversprechend sind.<br />
Exemplarisch seien hier nur einige chemische (Formaldehyd,<br />
Xylose), physikalische (trockene oder feuchte<br />
Hitze) und biologische (Tannine, etherische Öle)<br />
Verfahren genannt, die bei richtiger und standardisierter<br />
Prozessführung Produkte ergeben können,<br />
deren Proteine weitgehend vor dem mikrobiellen<br />
Abbau im Pansen geschützt sind, ohne dass die Ver -<br />
daulichkeit des Proteins im Dünndarm merklich reduziert<br />
wird.<br />
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