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Broschüre 2004 zum Download (pdf | 1994,28 KB) - H. Wilhelm ...

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Es gibt inzwischen klare Befunde, dass für den<br />

exzessiven Abbau des Rohproteins in Grünfutter, das<br />

weltweit einen erheblichen Teil der von Wiederkäuern<br />

aufgenommenen Nahrung ausmacht, auch im Pansen<br />

in erheblichem Maße noch pflanzliche Enzyme<br />

verantwortlich sind (Kingston-Smith und Theodorou<br />

2000). Des weiteren ist belegt, dass bei getreidereichen<br />

Rationen – vor allem wenn schnell fermentierbare<br />

Getreidearten wie z. B. Gerste verwendet werden<br />

– die proteoloytische Aktivität im Pansen höher ist als<br />

bei faserreicheren Rationen (Hristov et al. 2002). Zur<br />

Reduzierung dieses sehr hohen Rohproteinabbaus im<br />

Pansen können Fütterungsgestaltung und Fütterungsmanagement<br />

sowie diesen vorgelagerte Maßnahmen<br />

genutzt werden. Der Rohproteinabbau von Grünfutter<br />

im Pansen kann durch Züchtungsmaßnahmen an<br />

Gräsern und Leguminosen reduziert werden oder es<br />

können Futterpflanzen, vor allem Leguminosen, mit<br />

natürlicherweise geringerem ruminalem Rohproteinabbau<br />

eingesetzt werden. Dies kann wie z. B. in Lotus-<br />

Arten durch höhere Tanningehalte und damit verbundene<br />

Tannin-Protein-Komplexe verursacht sein. Die<br />

proteolytische Aktivität in getreidereichen Rationen<br />

kann vermutlich durch reduzierte Stärkeabbauraten<br />

reduziert werden. Hierzu können entweder Stärketräger<br />

mit geringerer Abbaurate im Pansen (Mais,<br />

Sorghum) oder geeignete Behandlungsverfahren der<br />

Stärketräger (z. B. Weizen mit Xylose unter erhöhten<br />

Temperaturen; Bildung reversibler früher Maillard-<br />

Produkte; Südekum et al. <strong>2004</strong>) verwendet werden.<br />

Ebenso ist bekannt, dass die aus dem Proteinabbau<br />

im Pansen hervorgehenden Peptide und Aminosäuren<br />

durch Bakterien äußerst rasch weiter abgebaut<br />

werden. Für die Freisetzung von Dipeptiden sorgt vor<br />

allem die Gattung Prevotella (Wallace und McKain<br />

1991), während sogenannte »Ammonia hyper-producing«<br />

(HAP) Arten wie Clostridium aminophilum<br />

und C. sticklandii für die exzessive Ammoniakfreisetzung<br />

aus Aminosäuren verantwortlich sind (Floret<br />

et al. 1999). Weil eine Reihe von Bakterienspezies im<br />

Pansen kurzkettige Peptide und Aminosäuren gegenüber<br />

Ammoniak als N-Quelle für die Eigensynthese<br />

bevorzugen, hat der schnelle Abbau von Peptiden<br />

und Aminosäuren unter anderem zu der Hypothese<br />

(Wallace et al. 2001; siehe auch Demeyer und Vievez<br />

<strong>2004</strong>) geführt, die mikrobielle Syntheseleistung insgesamt<br />

könnte durch die Verfügbarkeit von Aminosäuren<br />

oder Peptiden begrenzt sein. Deshalb lag es nahe,<br />

nach Wegen zu suchen, diese ruminalen Prozesse zu<br />

verlangsamen. Dabei wurden in den vergangenen<br />

Jahren einige neue Futterzusatzstoffe untersucht und<br />

damit wiederum typische Maßnahmen der Fütterungsgestaltung<br />

und des Fütterungsmanagements<br />

angewandt.<br />

Wallace et al. (2001) berichteten, dass die Dipeptidabspaltung<br />

aus längeren Peptidketten bei Prevotella<br />

albensis durch gewisse Strukturanaloge von<br />

Dipeptiden verringert werden konnte. Die durch die<br />

oben erwähnten HAP-Spezies bewirkte Ammoniak-Freisetzung<br />

aus Aminosäuren konnte durch ein<br />

synthetisches Aminosäurenderivat (LY29) wirksam<br />

gehemmt werden (Floret et al. 1999). Schließlich<br />

zeigten Newbold et al. (1999), dass auch etherische<br />

Öle (»esential oils«) eine spezifisch suppressive Wirkung<br />

auf die HAP-Spezies aufweisen. Auch wenn es<br />

sicherlich noch weiterer Versuche zur Quantifizierung<br />

und Absicherung der geschilderten Effekte bedarf,<br />

scheint hier doch ein erhebliches Potential zu liegen,<br />

regulierend in den Pansenstoffwechsel zur Verbesserung<br />

der ruminalen N-Nutzung einzugreifen.<br />

4.2 Erhöhung der mikrobiellen Syntheseleistung<br />

Eine erhöhte mikrobielle Syntheseleistung kann unter<br />

sonst gleichen Bedingungen auch durch eine zeitgleiche<br />

(gleichzeitige), d. h. synchrone, Bereitstellung<br />

von energie- und stickstoffliefernden Verbindungen,<br />

erreicht werden. Das Konzept des Synchronismus<br />

beruht darauf, daß Informationen hinsichtlich Menge<br />

und zeitlichem Verlauf des Kohlenhydrat- und Rohproteinabbaus<br />

im Pansen so aufeinander abgestimmt<br />

(»synchronisiert«) werden, daß eine maximale Effizienz<br />

der mikrobiellen Synthese, ausgedrückt in<br />

Gramm mikrobiellen Rohproteins pro Kilogramm im<br />

Pansen fermentierter organischer Masse oder Koh-<br />

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