Broschüre 2004 zum Download (pdf | 1994,28 KB) - H. Wilhelm ...
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4.6 Einfluss der mikrobiellen Besiedelung<br />
Mit Hilfe der herkömmlichen Methoden der<br />
Mikro biologie konnten eine Vielzahl im Pansen vorkommender<br />
Mikroorganismen identifiziert werden.<br />
Die notwendige Kultivierung unter anaeroben Bedingungen<br />
ist jedoch sehr aufwendig. Da eine Reihe<br />
von Mikroorganismen auf Grund ihrer Ansprüche an<br />
Substrate und Lebensbedingungen nicht kultivierbar<br />
sind, konnte nur ein Bruchteil aller vorkommenden<br />
Arten und Stämme erfasst werden. Mit der Einführung<br />
molekularbiologischer Methoden in die Taxonomie<br />
wurde dies eindrucksvoll bestätigt. Es wird<br />
geschätzt, dass die Zahl der in natürlichen Habitaten<br />
vorkommenden Bakterien 10 bis 100mal höher ist,<br />
als die der kultivierbaren (Krause and Russell 1996).<br />
Von Whitford et al. (2001) wurden <strong>zum</strong> Beispiel<br />
bisher nicht identifizierte methanogene Archaea im<br />
Pansen von Kühen der Rasse Holstein gefunden. Die<br />
Betrachtung der ruminalen Mikroflora als Summe<br />
der einzelnen Spezies mit einer bestimmten Stoffwechselleistung<br />
sowie auch die selektive Untersuchung<br />
einer oder weniger predominanter Spezies ist<br />
unzureichend. Die in vielfältigen Abhängigkeiten und<br />
Wechselwirkungen zueinander stehenden Arten und<br />
Stämme bilden eine Gemeinschaft, welche wiederum<br />
durch das Wirtstier beeinflusst wird (Wiederkauaktivität,<br />
Höhe der Speichelproduktion und N-Gehalt,<br />
Resorption von Produkten der mikrobiellen Tätigkeit<br />
durch die Pansenwand, Regulation der Fermentationstemperatur,<br />
Durchmischung des Panseninhaltes).<br />
Zur Charakterisierung einer derartigen Gemeinschaft<br />
ist ein möglichst umfassendes Bild ihrer qualitativen<br />
und quantitativen Zusammensetzung notwendig. Mit<br />
Hilfe kultivierungsunabhängiger, molekularbiologischer<br />
Methoden, wie der Polymerase-Kettenreaktion<br />
(PCR) und des Einzelstrang-Konformationspolymorphismus<br />
(SSCP, Schwieger und Tebbe 1998) oder<br />
der Denaturierenden Gradienten Gelelektrophorese<br />
(DGGE, Muyzer et al. 1993) ist es möglich, genetische<br />
Profile zu erstellen, welche ohne aufwendige anaerobe<br />
Kultivierungstechniken einen Überblick über<br />
die Gesamtheit der mikrobiologischen Vielfalt geben<br />
und einer bildanalytischen Auswertung zugänglich<br />
sind. Damit ergibt sich die Möglichkeit, bei genügendem<br />
Stichprobenumfang Einflüsse der Fütterung auf<br />
die ruminale Mikrobenpopulation vergleichend zu<br />
untersuchen. Derartige mit der SSCP-Technik erstellte<br />
Profile für die Gesamtheit der Bakterien zeigten<br />
wenige, sehr breite Banden (Strobel et al. <strong>2004</strong>). Es ist<br />
anzunehmen, dass die hohe Artenvielfalt die Kapazität<br />
der elektrophoretischen Trennung überstieg. Dargestellt<br />
wurden somit nur die dominant auftretenden<br />
Spezies. Die Verwendung spezifischer Primersysteme,<br />
welche eine Auswahl der darzustellenden Bakteriengruppen<br />
erlaubt, ergab klar differenzierte Strukturen.<br />
In Abbildung 11 wurden Bakterienfraktionen aus Pansensaftproben<br />
von jeweils drei fistulierten Milchkühen<br />
sowie Hammeln verglichen. Dargestellt wurde die<br />
Gruppe der -Proteobakterien. Gewonnen wurden<br />
von allen Tieren drei Proben aus unterschiedlichen<br />
Pansenregionen. Trotz identischer Fütterung der Tiere<br />
jeder Art und Haltung am gleichen Standort wiesen<br />
die Bandenmuster individuelle Unterschiede auf,<br />
die bei den Milchkühen noch deutlicher als bei den<br />
Hammeln ausgeprägt waren. Mit Hilfe der Bildanalyse<br />
wurde eine strikte Differenzierung der -Proteobakterien-Populationen<br />
für Hammel und Milchkühe<br />
bestätigt. Am ähnlichsten waren sich die jeweils von<br />
einem Tier wiederholt gewonnenen Proben. Die<br />
ruminale Bakteriengemeinschaft erscheint somit<br />
wirtsspezifisch. Dies könnte zur Erklärung auftretender<br />
individueller Unterschiede bei der Bestimmung<br />
ruminaler Stoffwechselleistungen (z. B. Bakterienproteinsynthese)<br />
beitragen. Bei in vitro-Methoden, wie<br />
<strong>zum</strong> Beispiel dem Rusitec-Verfahren kann diese Problematik<br />
umgangen werden, da die entsprechenden<br />
Fermenter mit dem Panseninhalt eines Spendertieres<br />
befüllt werden können. Die Adaptation des Inhaltes<br />
von 6 Fermentern an eine einheitliche Mikrobenpopulation<br />
konnte bestätigt werden. Die darauf folgende<br />
Fütterung von jeweils drei Fermentern mit einer<br />
unterschiedlich zusammengesetzten TMR führte zu<br />
Veränderungen der genetischen Profile als Folge von<br />
Verschiebungen der Zusammensetzung der mikrobiellen<br />
Gemeinschaft. Darüber hinaus konnte gezeigt<br />
werden, dass sich die Bandenmuster auch mit der<br />
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