Broschüre 2004 zum Download (pdf | 1994,28 KB) - H. Wilhelm ...
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Langzeitstudien an behandelten Maissilagen zeigten<br />
inzwischen, dass auch das zunächst gebildete 1,2-<br />
Propandiol während der Lagerung in seiner Konzentration<br />
wieder abnimmt und stattdessen 1-Propanol<br />
sowie Propionsäure entstehen. Als Verursacher dieses<br />
weiteren Umbauschrittes wurde inzwischen die neue<br />
Art Lactobacillus diolivorans sp. nov. identifiziert (Krooneman<br />
et al. 2002). Wahrscheinlich ist diese Spezies<br />
normalerweise nur unterhalb der üblichen Nachweisgrenze<br />
vorhanden. Sie entwickelt sich jedoch spontan<br />
in solchen Silagen, die infolge der Behandlung mit<br />
L. buchneri nennenswerte Mengen an 1,2-Propandiol<br />
enthalten. Weil sie zu dessen Verwertung speziell befähigt<br />
ist, wirken solche Silagen dann praktisch als<br />
natürliche Anreicherungskultur für L. diolivorans.<br />
Eindeutig im Vordergrund steht jedoch das siliertechnische<br />
Interesse an L. buchneri wegen der<br />
pilzhemmenden Wirkung der undissoziierten Essigsäure.<br />
Fallweise hinzuzurechnen ist die Propionsäure<br />
aus der Folgeaktivität von L. diolivorans. Weil beide<br />
Gärprodukte im sauren Bereich das Wachstum von<br />
Hefen und Schimmelpilzen unterdrücken, erweitert<br />
sich erstmalig der mögliche Anwendungsbereich biologischer<br />
Siliermittel über die prinzipielle Gärungsförderung<br />
hinaus auch auf die Stabilisierung von Silagen<br />
unter Lufteinfluss.<br />
Aus Sicht der Tierernährung ist eventuell auch eine<br />
positive Begleitwirkung des 1,2-Propandiol auf hochleistende,<br />
ketosegefährdete Tiere zu erwarten. Wie<br />
weit das jedoch in dieser Verabreichungsform und<br />
Dosierung gilt, lässt sich noch nicht abschließend<br />
beurteilen.<br />
Trockenmasse- und Energieverluste bei der<br />
heterofermentativen Gärung<br />
Ziemlich kontrovers diskutiert und auch kritisiert<br />
wurden nach der Markteinführung von L. buchneri<br />
die generell bei der heterofermentativen Vergärung<br />
entstehenden Verluste. Diese machen im Falle der<br />
Glucose während der Silierung 24 % der umgesetzten<br />
Menge dieses Zuckers aus, also je nach Ausgangssituation<br />
etwa 3 bis 5 % der Silage-TM. Dafür bilden die<br />
Tabelle 3: Temperaturerhöhung und Verluste aerob instabiler<br />
Silagen, abhängig vom TM-Gehalt<br />
TM-Gehalt<br />
Erhöhung über Umgebungstemperatur<br />
des 5 °C 10 °C 15 °C 20 °C 25 °C<br />
Futters Tägliche TM-Verluste in %<br />
20 % 1,6 3,2 – – –<br />
30 % 1,2 2,3 3,5 – –<br />
50 % 0,7 1,5 2,2 2,9 3,7<br />
heterofermentativen MSB in Form des Ethanols daraus<br />
jedoch ein Gärprodukt, das pro Gewichtseinheit<br />
fast doppelt so viel Energie enthält wie Milchsäure.<br />
Wird die in Gräsern z. T. reichlicher vorkommende<br />
Fructose anstelle von Glucose vergoren, so sinken<br />
die TM-Verluste unter 5 % der umgesetzten Substratmenge.<br />
Gleichzeitig entsteht in diesem Fall neben<br />
Milch- und Essigsäure auch Mannitol, das wie der Alkohol<br />
sehr energiereich ist, allerdings ebenfalls nicht<br />
direkt zur Säuerung beiträgt. Die parallel dazu auftretenden<br />
Verluste an Bruttoenergie liegen in beiden<br />
Fällen unterhalb von 2 %. Die eventuelle energetische<br />
Bedeutung des dabei jeweils mit anfallenden Adenos<br />
intriphosphates bleibt hier außer Betracht, weil dessen<br />
Wertigkeit für die Pansenflora der Wiederkäuer<br />
unzureichend bekannt ist.<br />
Demnach beträgt die tatsächliche Verluststeigerung<br />
durch den heterofermentativen Gärtyp wie oben erwähnt<br />
nur 3–5% insgesamt, und das im Laufe einer<br />
oft mehrmonatigen Silierdauer. Dagegen können bei<br />
aerob instabilen Silagen in den betroffenen Partien<br />
bereits innerhalb eines einzigen Tages 3–4% an TM-<br />
Verlusten auftreten (Tab. 3). Dies bedeutet, dass ein<br />
Schutz vor derartig hohen Einbußen durch Nacherwärmungsprozesse<br />
die durch L. buchneri nur in engen<br />
Grenzen erhöhten Gärungsverluste mehr als aufwiegt.<br />
Sonstige Mikroorganismen<br />
Die wirtschaftliche Bedeutung aller übrigen in<br />
biologischen Siliermitteln verwendeten Organismen<br />
ist bei einem Gesamtanteil unter 10 Prozent bislang<br />
relativ gering. Einige besitzen jedoch interessante und<br />
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