Broschüre 2004 zum Download (pdf | 1994,28 KB) - H. Wilhelm ...
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Probiotika wurden auch erfolgreich zur Remissionserhaltung<br />
bei entzündlichen Darmerkrankungen<br />
eingesetzt. Allerdings handelte es sich in zwei Studien<br />
zur Remissionserhaltung bei Colitis ulcerosa nicht<br />
um probiotische Milchsäurebakterien, sondern um<br />
einen apathogenen Escherichia coli-Stamm. In einer<br />
weiteren Humanstudie wurde ein Gemisch von<br />
insgesamt acht verschiedenen Milchsäurebakterien<br />
erfolgreich bei Patienten mit chronischer Pouchitis<br />
eingesetzt.<br />
Es wurde auch postuliert, dass Probiotika einen<br />
Beitrag zur Absenkung des kolorektalen Krebsrisikos<br />
leisten können. Es muss allerdings klar festgestellt<br />
werden, dass es bislang keine einzige experimentelle<br />
Studie am Menschen gibt, in der nachgewiesen wurde,<br />
dass Probiotika eine solchen Effekt haben können.<br />
Auf Grund der geringen Kenntnisse zu den genauen<br />
Ursachen der Entstehung des kolorektalen Karzinoms<br />
und auch auf Grund der vermutlich langen<br />
Zeit, die von der Auslösung bis zur Detektion eines<br />
Karzinoms vergeht, dürfte dies aber ebenso schwierig<br />
sein wie der experimentelle Nachweis eines durch<br />
falsche Ernährung bedingten Karzinoms. Im Tiermodell<br />
hatte die orale Zufuhr von Milchsäurebakterien<br />
allerdings einen inhibitorischen Effekt auf die durch<br />
Azoxymethan induzierte Tumorbildung.<br />
Probiotika wurden auch bei Risikokindern zur Verringerung<br />
des Auftretens von atopischer Dermatitis<br />
eingesetzt, wobei die Probiotika sowohl den Müttern<br />
während der Schwangerschaft als auch den Kindern<br />
während der ersten zwei Lebensjahre verabreicht<br />
wurden. Die Probiotika-Gabe führte zu einer signifikanten<br />
Verringerung des Auftretens der Erkrankung<br />
in der Interventionsgruppe im Vergleich zu der Kontrollgruppe.<br />
5 Mögliche Wirkmechanismen von Probiotika<br />
Die den gesundheitsrelevanten Wirkungen von<br />
Probiotika zu Grunde liegenden Mechanismen sind<br />
weitgehend unbekannt. Unter anderem wird spekuliert,<br />
dass die aufgenommenen Probiotika schädliche<br />
Bakterien in ihrem Wachstum inhibieren und diese<br />
somit aus dem Darm verdrängen können. In der Tat<br />
wurde für eine Reihe von probiotischen Bakterien die<br />
Fähigkeit zur Bildung von Bacteriocinen berichtet, die<br />
das Wachstum pathogener Bakterien hemmen. Des<br />
Weiteren können probiotische Bakterien den bakteriellen<br />
Stoffwechsel im Darm beeinflussen, so dass<br />
sich der pH ändert oder das Spektrum gebildeter<br />
Fermentationprodukte verschiebt. Es ist auch gezeigt<br />
worden, dass bestimmte Milchsäurebakterien sowohl<br />
eine Abnahme kanzerogener Verbindungen im Stuhl<br />
bewirken können als auch eine Verringerung der Aktivität<br />
von Enzymen, die zur Bildung mutagener Verbindungen<br />
beitragen können. Einige der berichteten<br />
Wirkungen von Probiotika stehen vermutlich mit der<br />
Fähigkeit dieser Bakterien im Zusammenhang, das<br />
Immunsystem zu modulieren, doch auch hier sind<br />
genaue Mechanismen nach sie vor unbekannt.<br />
6 Schlussfolgerungen<br />
Der Einsatz von Mikroorganismen in Lebensmitteln<br />
zur Erzielung gesundheitlicher Wirkungen ist ein<br />
Ansatz, der bezüglich einiger Anwendungen vielversprechend<br />
erscheint. Allerdings müssen angepriesene<br />
probiotische Wirkungen durch die Ergebnisse seriös<br />
durchgeführter Studien unterstützt werden. Große<br />
Lücken bestehen auch noch in dem Verständnis möglicher<br />
Wirkmechanismen. Fortschritte auf diesem Gebiet<br />
wären für die Glaubwürdigkeit des probiotischen<br />
Konzeptes förderlich.<br />
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