Broschüre 2004 zum Download (pdf | 1994,28 KB) - H. Wilhelm ...
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Auf Grund ihres großen katalytischen Potenzials<br />
können Darmbakterien auch zur Bildung von potenziell<br />
schädlichen Substanzen beitragen. Beispielsweise<br />
katalysieren sie die Umwandlung primärer in sekundäre<br />
Gallensäuren. Letztere werden als Tumorpromotoren<br />
angesehen. Durch die Hydrolyse von Pflanzenglykosiden,<br />
die Reduktion von Azoverbindungen oder<br />
die Reduktion von Nitrat zu Nitrit, können Darmbakterien<br />
zur Bildung von toxischen, mutagenen und<br />
karzinogenen Verbindungen beitragen. Durch die<br />
Hydrolyse von sulfatierten und glucuronidierten Verbindungen,<br />
die mit der Galle in den Darm gelangen,<br />
wird einer erneuten Resorption der daraus resultierenden<br />
dekonjugierten Verbindungen und dadurch<br />
einem längeren Verbleib im Organismus Vorschub<br />
geleistet. Andererseits können Darmbakterien durch<br />
die Aktivierung potenziell protektiver Verbindungen,<br />
wie z. B. Lignane und Phytoöstrogene, einen positiven<br />
Beitrag zur Gesundheit des Wirtes leisten.<br />
4 Gesundheitsrelevante Wirkungen von Probiotika<br />
Für Probiotika wird ein breites Spektrum an<br />
gesundheitsrelevanten Wirkungen postuliert (Abbildung<br />
1). Die postulierten Wirkungen reichen von<br />
der Verbesserung der Lactoseintoleranz, über die<br />
Verhinderung von gastrointestinalen Infektionen und<br />
allergischen Erkrankungen bis hin zur Vorbeugung<br />
gegen das kolorektale Karzinom. Allerdings wird nur<br />
Abbildung 1: Mögliche Wirkungen von Probiotika<br />
ein kleiner Teil der postulierten Wirkungen durch<br />
ernst zu nehmende Studien gestützt. Darüber hinaus<br />
muss darauf hingewiesen werden, dass wohl kaum<br />
davon ausgegangen werden kann, dass ein probiotisches<br />
Bakterium das gesamte Spektrum möglicher<br />
Wirkungen abdeckt. Bei realistischer Betrachtung ist<br />
davon auszugehen, dass jeder Stamm ein charakteristisches,<br />
aber eingeschränktes Wirkungsspektrum<br />
aufweist. Bei den in Lebensmitteln eingesetzten probiotischen<br />
Bakterien handelt es sich überwiegend um<br />
Milchsäurebakterien (Bifidobakterien, Laktobazillen,<br />
Laktokokken, Enterokokken).<br />
Aufgrund ihrer Fähigkeit, das Enzym -Galactosidase<br />
zu bilden, können Milchsäurebakterien nachweislich<br />
zur Verminderung von Lactoseintoleranz-<br />
Symptomen beitragen. Diese Fähigkeit ist jedoch<br />
nicht auf probiotische Bakterien beschränkt, sondern<br />
gilt auch für herkömmliche Milchsäurebakterien, die<br />
z. B. als Starterkulturen Verwendung finden. Allerdings<br />
könnte auf Grund der besseren Überlebensfähigkeit<br />
probiotischer Bakterien bei der Magenpassage<br />
der Effekt bei letzteren ausgeprägter sein.<br />
Interventionsstudien zur Untersuchung der Wirksamkeit<br />
einer prophylaktischen Aufnahme von Laktobazillen<br />
zur Verhinderung von Durchfällen bei Reisen<br />
in die Türkei, nach Ägypten sowie in den Mittelmeerraum<br />
waren widersprüchlich, was eventuell auf die<br />
Verwendung unterschiedlicher probiotischer Bakterien<br />
zurückzuführen sein könnte. Eindeutig positive<br />
Befunde <strong>zum</strong> Einsatz von Probiotika gibt es dagegen<br />
bei der Vorbeugung gegen Säuglingsdiarrhöen, die<br />
durch Rotaviren verursacht wurden. Eine mit Bifidobacterium<br />
bifidum und Streptococcus thermophilus angereicherte<br />
Säuglingsnahrung reduzierte im Vergleich<br />
zu einer Kontrollnahrung ohne diese Bakterien die<br />
Erkrankungshäufigkeit von 65 % auf 13 %. Zwei Meta-Analysen<br />
<strong>zum</strong> Einsatz von Probiotika zur Verhinderung<br />
von durch Antibiotika ausgelösten Diarrhöen<br />
zeigten die Wirksamkeit von Probiotika. Allerdings<br />
wurden in der Mehrzahl der für die Meta-Analyse genutzten<br />
humanen Studien keine Milchsäurebakterien<br />
verwendet sondern die Hefe Saccharomyces cerevisiae<br />
(boulardii).<br />
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