24.11.2012 Aufrufe

I F Diamantenfieber

I F Diamantenfieber

I F Diamantenfieber

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ian Fleming<br />

146<br />

»Und du?«<br />

Diese Frage gefiel dem Mädchen nicht. »Vielleicht habe ich mich gerade für das<br />

Unmenschliche entschieden«, sagte sie kurz. »Und wen – zum Teufel – hätte ich<br />

deiner Ansicht nach wohl heiraten sollen! Etwa Shady Tree?«<br />

»Es wird doch sicher noch andere gegeben haben.«<br />

»Sicher«, sagte Tiffany ärgerlich. »Vielleicht findest du, daß ich mich mit<br />

diesen Leuten gar nicht hätte einlassen sollen. Na ja – immerhin bin ich vor dem<br />

Schlimmsten gerade noch bewahrt worden.« Der leichte Ärger verschwand, und<br />

sie blickte ihn an, als müßte sie sich verteidigen. »So etwas passiert nun einmal<br />

gelegentlich, James. Wirklich. Und manchmal können die Menschen gar nichts<br />

dafür.«<br />

James Bond streckte eine Hand aus und hielt ihre fest. »Ich weiß, Tiffany«,<br />

sagte er. »Felix hat mir einiges erzählt. Deshalb habe ich dich auch nie gefragt.<br />

Denk jetzt nicht mehr daran. Heute ist heute – und nicht gestern.« Er wechselte<br />

das �ema. »Jetzt mußt du mir noch einiges erzählen – zum Beispiel, warum du<br />

ausgerechnet Tiffany heißt und wie es ist, wenn man im Tiara die Bank hält. Wie<br />

kam es eigentlich, daß du es so gut kannst? Es war großartig, wie du mit den<br />

Karten umgingst. Wenn man so etwas kann, kann man praktisch alles.«<br />

»Danke, mein Freund«, sagte das Mädchen ironisch. »Was denn zum Beispiel?<br />

Und Tiffany heiße ich, weil mein Vater bei meiner Geburt so traurig war, keinen<br />

Sohn bekommen zu haben, daß er meiner Mutter tausend Dollars und eine<br />

Puderdose schenkte und verschwand. Die Puderdose hatte er in einem Geschäft<br />

gekauft, das ›Tiffany‹ hieß. Er ging zur Marine und fiel später bei Iwo Jima.<br />

Deshalb nannte meine Mutter mich Tiffany und fing an, für uns beide Geld zu<br />

verdienen. Angefangen hat sie mit einer Kette von Call-Girls, aber später wurde<br />

sie ehrgeiziger. Vielleicht ist dir diese Geschichte peinlich?« Sie sah ihn unsicher<br />

an.<br />

»Unsinn«, sagte Bond trocken. »Immerhin gehörtest du nicht zu diesen<br />

Mädchen.«<br />

Sie zuckte mit den Schultern. »Dann machten die Banden uns bankrott.« Sie<br />

schwieg und trank ihren Martini aus. »Und ich machte mich selbständig. Zuerst<br />

war es das übliche. Später kam ich dann nach Reno. Dort gibt es eine Spielschule;<br />

ich schrieb mich ein und arbeitete wie verrückt. Den ganzen Kursus machte ich<br />

mit – man kann damit nämlich eine Menge Geld verdienen, bis zu zweihundert<br />

in der Woche. Die Männer haben es gern, wenn ein Mädchen die Bank hält,<br />

weil Frauen vertrauenswürdiger wirken. Die Männer glauben immer, man sei<br />

zu ihnen besonders freundlich – so eine Art Schwester. Männer als Bankhalter<br />

jagen ihnen Angst ein. Aber glaube bloß nicht, daß es sehr komisch ist. Es hört<br />

sich einfacher an, als es in Wirklichkeit ist.«

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!