Iï¡ï® Fï¬ï¥ïï©ï®ï§ Diamantenfieber
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<strong>Diamantenfieber</strong><br />
Entwicklung vorauszusehen. Ihre Mutter hatte in San Franzisko das prächtigste<br />
Bordell und machte ein großartiges Geschäft, bis sie einen grundlegenden Fehler<br />
beging. Sie beschloß, keine Schmiergelder mehr an die Gangster zu zahlen und<br />
sich ihre Sicherheit damit zu erkaufen, sondern verließ sich vermutlich ganz auf<br />
den Schutz der Polizei, an die sie auch beträchtliche Summen zahlte. Das war<br />
purer Wahnsinn. Eines Nachts wurde ihr Laden jedenfalls von den Burschen<br />
gestürmt und alles kurz und klein geschlagen. Die Mädels wurden zwar in Ruhe<br />
gelassen – nicht aber Tiffany. Sie war damals erst sechzehn. Und man kann<br />
sich nicht wundern, daß sie seitdem von Männern nichts mehr wissen will. Am<br />
nächsten Tag schnappte sie sich die Kasse, nahm das Geld und verschwand.<br />
Und dann folgte das übliche: Garderobenmädchen, Taxigirl in einem Tanzlokal,<br />
Statistin beim Film und Kellnerin – bis sie etwa zwanzig war. Dann schien das<br />
Leben nicht mehr so schön zu sein, und sie fing an zu trinken; sie wohnte in<br />
einer Pension irgendwo in Florida und soff sich langsam zu Tode. Damit wurde<br />
sie sogar einigermaßen berühmt. Eines Tages fiel ein Kind ins Meer, und sie<br />
sprang sofort hinterher und rettete es vor dem Ertrinken. Ihr Name kam in die<br />
Presse, und irgendeine Frau fraß daraufhin einen Narren an ihr und entführte sie<br />
praktisch. Zuerst steckte sie das Mädel in ein Entziehungsheim, und dann nahm<br />
sie es als Begleiterin auf eine Weltreise mit. Aber Tiffany haute ab, als sie wieder<br />
einmal in San Franzisko waren, und lebte mit ihrer Mutter zusammen, die sich<br />
inzwischen von dem Geschäft zurückgezogen hatte. Zur Ruhe kam sie jedoch nie,<br />
und ich nehme an, daß das Leben für sie etwas zu still war. Jedenfalls haute sie<br />
wieder ab und landete in Reno. Eine Zeitlang arbeitete sie im Harold’s Club, bis sie<br />
unserem Freund Seraffimo begegnete, der ihretwegen aus dem Häuschen geriet,<br />
weil sie nicht mit ihm ins Bett gehen wollte. Er bot ihr irgendeine Tätigkeit im<br />
Tiara in Las Vegas an, und dort ist sie also seit einem Jahr, vielleicht auch schon<br />
seit zwei Jahren. Ich nehme an, daß sie zwischendurch diese Abstecher nach<br />
Europa unternimmt. Aber sie ist ein anständiger Kerl – sie hatte nur keine andere<br />
Möglichkeit, nach dem, was sie damals erlebte.«<br />
Bond sah wieder die Augen vor sich, die ihn kühl aus dem Spiegel angesehen<br />
hatten, und hörte das Lied »Feuilles Mortes« in dem stillen Zimmer. »Mir gefällt<br />
sie«, sagte er nur. Er merkte, daß Leiter ihn nachdenklich ansah. Er blickte auf<br />
seine Uhr. »Ja, Felix«, sagte er, »ich habe tatsächlich das Gefühl, daß wir beiden<br />
die gleiche Bestie erwischt haben – nur an verschiedenen Schwänzen. Und es<br />
wird sicher sehr komisch sein, wenn wir an beiden gleichzeitig ziehen. Aber ich<br />
werde mich jetzt erst einmal aufs Ohr legen. Ich wohne im Astor. Wo treffen wir<br />
uns Sonntag?«<br />
»Das beste wird sein, wenn wir uns nicht in dieser Gegend sehen lassen«, sagte<br />
Leiter. »Wie wäre es vor der Plaza, und zwar zeitig, damit wir auf dem Parkway<br />
nicht in den dicksten Verkehr kommen. Sagen wir, gegen neun. Beim Standplatz<br />
der Pferdedroschken. Du weißt sicher, wo das ist. Und sollte ich mich etwas<br />
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