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I F Diamantenfieber

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Ian Fleming<br />

Das Dorf Saratoga Springs (so stand unter der Fotografie eines attraktiven jungen<br />

Mannes mit großen, aufrichtigen Augen und einem etwas schmallippigen<br />

Lächeln) war das Coney Island der Unterwelt, bis Kefauvers Leute ihre Fernsehschau<br />

zeigten. Diese Schau jagte den Burschen einen gewaltigen Schrecken ein und vertrieb<br />

die Gauner nach Las Vegas. Die »Mobs übten jedoch lange Zeit ihre Herrschaft über<br />

Saratoga aus; es war eine Kolonie der amerikanischen Gangster, die es mit Pistolen und<br />

Baseballschlägern regierten.<br />

Saratoga hob diese Ehe schließlich auf – genauso wie andere Spielzentren, die ihre<br />

Stadtverwaltungen dem Schutz der Rennbehörden unterstellten. Saratoga ist immer<br />

noch ein Ort, an dem die anständigen Erben seit langem bestehender Vermögen und<br />

berühmter Namen die Pferde ihrer Ställe unter Bedingungen laufen lassen, die völlig<br />

überholt sind und eher für irgendeinen Pferdemarkt gelten könnten.<br />

Bevor es soweit war, wurden in Saratoga Leute, die von Autos mitgenommen<br />

werden wollten, ins Gefängnis gesperrt, während die Polizei alle Geldstrafen für<br />

sich einkassierte und von den Trinkgeldern lebte, die sie von Mördern und Kupplern<br />

bekam. Armut war in Saratoga ein schweres Vergehen. Betrunkene, die sich in<br />

den Spielzimmern hattenvolllaufen lassen, wurden ebenfalls ah ernste Bedrohung<br />

angesehen, sobald sie ihr Geld verloren hatten.<br />

Ein Mörder blieb jedoch unbehelligt, solange er zahlte und an einem Unternehmen<br />

in Saratoga beteiligt war; dabei konnte es sich auch um ein Bordell oder um eine<br />

Spielhölle handeln, in der meistens falschgespielt wurde.<br />

Meine berufsmäßige Neugier zwang mich, die Literatur über die Pferdewette zu<br />

lesen. Die zuständigen Journalisten beschwören immer wieder die ruhigen Jahre<br />

herauf, als sei Saratoga immer eine Stadt leichtfertiger Unschuld gewesen. Dabei war<br />

es eine durch und durch verfaulte und bestechliche Stadt.<br />

Es ist möglich, daß in den abgelegenen Häusern Saratogas auch heute noch<br />

falschgespielt wird. Diese Tatsache wäre an sich bedeutungslos, denn jeder Spieler muß<br />

damit rechnen, daß man ihm so schnell das letzte Geld abnimmt, wie der Bankhalter<br />

zu einem Wurf braucht. Aber die Spielkasinos waren in Saratoga niemals korrekt, und<br />

jeder Spieler wurde – soweit es ging – geschröpft.<br />

Die Gasthäuser hielten die ganze Nacht hindurch geöffnet. Die Spielzimmer waren<br />

nicht finanziert worden, um beim Spiel auch noch zuzuzahlen; die Croupiers waren von<br />

Ort zu Ort ziehende junge Männer, die pro Tag bezahlt wurden und die alle Orte, in<br />

denen gespielt wurde, der Reihe nach aufsuchten – von Newport im Winter bis nach<br />

Miami und im August wieder zurück nach Saratoga. Die meisten waren in Steubenville<br />

ausgebildet worden, wo sich eine regelrechte Schule für diesen Beruf befand.<br />

Sie waren Treibgut, und die meisten hatten nicht einmal das Talent zu einem<br />

Schwindler. Sie waren Angestellte der Unterwelt, und sie packten ihre Sachen und<br />

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