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I F Diamantenfieber

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Ian Fleming<br />

Buch bequem, als die Rückenlehne des linken Liegesessels vor ihm plötzlich<br />

zurückgestellt wurde. Es war einer der beiden amerikanischen Geschäftsleute,<br />

und zwar der dicke, der sich einfach hintenüberfallen ließ und den<br />

Sicherheitsgurt immer noch um den Leib geschnallt hatte. Sein Gesicht war grün<br />

und schweißbedeckt. Er hatte eine Aktenmappe an die Brust gepreßt, und Bond<br />

konnte den Namen auf der Visitenkarte lesen, die in den ledernen Anhänger<br />

gesteckt war. »Mr. W. Winter« stand auf der Karte, und darunter war mit roter<br />

Tinte in ordentlichen Druckbuchstaben geschrieben: »Ich habe Blutgruppe A.«<br />

Du armes Schwein, dachte Bond. Er hat Angst; er weiß, daß die Maschine<br />

abstürzen wird. Er hofft aber, daß die Männer, die ihn aus dem Wrack<br />

herauszerren, ihm eine Bluttransfusion mit der richtigen Blutgruppe geben<br />

werden. Für ihn ist diese Maschine lediglich eine riesige Röhre – ungeheuer<br />

schwer, in der Luft gehalten nur durch eine Handvoll Zündkerzen und von<br />

einigen Metern elektrischer Kabel. Er hat zu der Maschine kein Vertrauen, und<br />

er vertraut auch nicht den Statistiken. Er leidet an den gleichen Ängsten wie als<br />

Kind – an der Angst vor Lärm und an der Angst vor dem Hinfallen. Er wird nicht<br />

einmal auf das Klosett gehen, weil er Angst hat, beim Aufstehen durch den Boden<br />

des Flugzeuges zu brechen.<br />

Eine Gestalt verdeckte das Licht der Abendsonne, das die Kabine erfüllte, und<br />

Bond blickte auf. Es war Tiffany Case. Sie ging die Treppe hinunter, die zu der<br />

Bar im Unterdeck führte, und verschwand. Bond wäre ihr am liebsten gefolgt.<br />

Er zuckte die Schultern und wartete auf den Steward, der den Wagen mit den<br />

Cocktails, mit Kaviar und Lachsschnittchen vor sich her schob. Inzwischen<br />

beschäftigte er sich wieder mit seinem Buch und las eine ganze Seite, ohne auch<br />

nur ein einziges Wort begriffen zu haben. Er löschte das Mädchen aus seinen<br />

Gedanken und las die Seite noch einmal.<br />

Bond hatte ein Viertel des Buches gelesen, als er einen Druck auf den Ohren<br />

spürte; die Maschine setzte zur Landung an, etwa achtzig Kilometer von der<br />

Westküste Irlands entfernt. »Bitte anschnallen« und »Rauchen verboten«<br />

leuchteten auf, und dann tauchte die grüne und weiße Befeuerung von<br />

Shannon auf. Die roten und gelben Begrenzungslichter der Landeschneise<br />

kamen ungeheuer schnell näher, und dann rollte der Stratocruiser zwischen den<br />

leuchtend blauen Lampen zum Flughafengebäude. Steak und Champagner gab es<br />

zum Abendessen, hinterher eine wunderbare Tasse heißen Kaffees mit irischem<br />

Whisky, und auf dem Kaffee schwamm ein dicker Klecks Schlagsahne. Dann<br />

noch einen Blick auf die nutzlosen Dinge, die es in den Läden auf dem Flughafen<br />

gab, auf die pelzigen, untragbaren Tweedstoffe, auf die entzückenden irischen<br />

Leinendeckchen und Cocktailservietten – und dann kam über den Lautsprecher<br />

eine irische Ansage, von der nur die Worte »BOAC« und »New York« zu verstehen<br />

waren, sowie die englische Übersetzung, der letzte Blick auf Europa, und dann<br />

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