Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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102<br />
Generell ist der Materialeinsatz der wichtigste Faktor für die Energiebilanz. Dünnschichttechnologien sind<br />
hier vorteilhaft; gleiches gilt für neue Ansätze hin <strong>zu</strong> deutlich dünneren Si-Zellen. Im Vergleich sollten<br />
Farbstoff- <strong>und</strong> organische Systeme exzellente Werte erzielen können <strong>und</strong> überdies auch gute Umwelteigenschaften<br />
aufweisen. Allerdings muss neben den Zellen bzw. Modulen auch der Rest des Systems mit<br />
betrachtet werden, so dass sich in der Gesamtbilanz der Gewinn aus diesen erheblich günstigeren Zelleigenschaften<br />
relativiert. Insgesamt aber eröffnen die neuen Technologien Perspektiven hin <strong>zu</strong> wesentlich<br />
attraktiveren Nachhaltigkeitsbilanzen.<br />
5.2–d Spitzenstellung durch verstärke Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung sind der <strong>Schlüssel</strong> für eine volkswirtschaftlich sinnvolle <strong>und</strong> beschleunigte<br />
Entwicklung hin <strong>zu</strong> kostengünstigen <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>licheren Photovoltaiksystemen. Deshalb überrascht,<br />
dass trotz des massiv über das EEG unterstützten Marktes die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsintensität der<br />
Photovoltaikindustrie in den letzten Jahren von 2% auf unter 1,5% des Umsatzes gesunken ist 32 . Diese<br />
(geringen) FuE Aktivitäten konzentrieren sich dabei vorwiegend auf fertigungsnahe Aspekte. Zum Vergleich:<br />
Die großen Pharmafirmen haben eine Forschungsintensität von 15-20%, Microsoft 13,8%, Nokia 11,8% <strong>und</strong><br />
Intel 15,2% 33 . Auch die öffentliche Forschungsförderung ist verglichen mit 2,8 Milliarden EEG-<br />
Marktunterstüt<strong>zu</strong>ng allein für Photovoltaik im Jahr 2008 bescheiden. Die FuE-Aufwendungen des B<strong>und</strong>es für<br />
die gesamte nichtnukleare Energieforschung betrugen nur 322,8 Millionen 34 .<br />
Häufig wird auf eine historische Lernkurve hingewiesen, „mit der Solarstrom alle 7 - 10 Jahre um den Faktor 2<br />
kostengünstiger wird“ 35 . Damit wären noch 28 - 40 Jahre <strong>und</strong> eine -zigfache Ausweitung des Marktvolumens<br />
erforderlich, bis Photovoltaik wettbewerbsfähig würde. Die Stromeinspeisekosten für die 0,6%, die Photovoltaik<br />
im Jahr 2008 <strong>zu</strong>r Bruttostromerzeugung beitrug, entsprachen ca. 8% der gesamten Stromerzeugungskosten 36 .<br />
Allein für die Ende 2008 bestehenden Anlagen erfordert die für 20 Jahre festgeschriebene Stromeinspeisevergütung<br />
nach dem EEG 37 bereits ca. 30 Milliarden . Mit dem von der Industrie erwarteten weiter<br />
exponentiell wachsenden Markt wird diese Verpflichtung auf ein Vielfaches anschwellen, sofern die Einspeisevergütungen<br />
nicht stärker als derzeit vorgesehen gesenkt <strong>und</strong>/oder die Mengen gedeckelt werden. Die<br />
Gültigkeit der Lernkurve – eine wesentliche Motivation für das EEG – ist für die Zukunft wenig wahrscheinlich,<br />
da die Technologieentwicklung <strong>zu</strong>nehmend an physikalische Grenzen stößt 38 , das heißt es müssen neue<br />
Wege eingeschlagen werden. Deshalb sollten Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsanstrengungen intensiviert<br />
werden, die Technologiesprünge ermöglichen – Ansätze da<strong>zu</strong> sind, wie geschildert, vorhanden.<br />
32 BSW Faktenblatt 2009, Daten für 2008; Vgl. auch: Konzernbericht SolarWorld 2008 <strong>und</strong> Europäische Kommission, COM (2009) 519<br />
final. Das BMU (s. IDW 18.11.2008) nennt für Photovoltaik FuE 150 Mio seitens der Industrie <strong>und</strong> 40 Mio für das BMU.<br />
33 Quelle: Booz&Co. Zitiert nach FAZ v. 29. 10.2009<br />
34<br />
B<strong>und</strong>esbericht Forschung <strong>und</strong> Innovation 2008, s.a. IDW 18. 11. 2008 Forschungsverb<strong>und</strong> Sonnenenergie<br />
35<br />
E. Weber (FHG), zit. nach IDW – ForschungsVerb<strong>und</strong>Sonnenenergie 18.11.2008, 11:23 news 289271<br />
36<br />
2008 betrug die deutsche Bruttostromerzeugung ca. 617 Milliarden kWh, <strong>einem</strong> Umsatz entsprechend von ca. 36 Milliarden .<br />
0,6% der Stromerzeugung wurden mit Photovoltaik beigetragen. Dafür belief sich – allein in diesem Jahr – die EEG-Vergütung auf<br />
2,8 Milliarden .<br />
37<br />
Auf die Problematik dieser ausufernden Kosten hat <strong>zu</strong>erst F. Vahrenholt (Repower, heute RWE Innogy) hingewiesen, siehe z.B<br />
DIE WELT, 7. Februar 2009. Diese Situation setzt sich fort: Allein für die im Jahr 2009 in Deutschland neuinstallierten PV-Systeme<br />
(mit einer Jahresdurchschnittsleistung von ca. 300 MW entsprechend 3 GWpeak) belaufen sich die über das EEG vom Stromk<strong>und</strong>en<br />
<strong>zu</strong> tragenden Kosten auf mehr als 14 Milliarden (Quelle: SpiegelOnline,<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,684477,00.html).<br />
38<br />
Die üblicherweise dargestellte Lernkurve der Photovoltaik gibt je Verdopplung des Marktvolumens eine Kostenreduktion von 20%,<br />
obwohl manchmal auch nur 10% genannt werden (s. z.B. Gladwell, M. The Tipping Point, Little, Brown&Co. New York 2000).<br />
Beispielsweise ist aber der mögliche Performance-Gewinn bezogen auf den Black-Body limit für Labor-Si-Zellen mittlerweile auf unter<br />
20% gesunken <strong>und</strong> die Physik <strong>und</strong> Technologie der Si-Zellen ist heute sehr gut verstanden. Überdies gibt es Befürchtungen, dass<br />
das geforderte massive PV-Ausbauszenario ohne einen Technologiesprung möglicherweise deshalb in Schwierigkeiten geraten<br />
könnte, weil verfügbare Ressourcen von Materialien wie Silber erschöpft werden könnten (Quelle: PV Status Report 2008, JRC,<br />
Europ. Kommission, 2009).