Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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6.1 Windkraft in Deutschland <strong>und</strong> weltweit<br />
108<br />
II.6 Windkraft<br />
Die Windkraft hat in Deutschland seit Beginn der 1990er Jahre dank eines großzügigen staatlichen Markteinführungsprogramms<br />
eine fulminante Entwicklung genommen <strong>und</strong> war die bei weitem am schnellsten<br />
wachsende erneuerbare Energie. Ende des Jahres 2009 drehten sich etwas über 21.000 Windräder mit<br />
einer Nennleistung von insgesamt 25.8 GW, die in 2009 37,8 TWh Strom erzeugten (7% weniger als in 2008,<br />
da 2009 ein schwaches Windjahr war), was <strong>einem</strong> Anteil von 6,3% an der Stromproduktion entsprach [1].<br />
Die in Windenergieanlagen (WEA) erzeugte Strommenge übertraf im Jahr 2004 mit 25 TWh <strong>zu</strong>m ersten Mal<br />
den Strom aus Wasserkraft. Im Jahr 2008 war die elektrische Energie aus WEA schon auf 40,6 TWh<br />
angestiegen <strong>und</strong> trug damit 6.4% <strong>zu</strong>r Stromerzeugung bei (s. Tab.1). Weltweit betrug der Beitrag der<br />
Windenergie <strong>zu</strong>r Stromerzeugung in 2008 allerdings nur 1,2% <strong>und</strong> lag damit weit unter dem der Wasserkraft<br />
mit knapp 16% [2] (in einer Studie <strong>zu</strong>m weltweiten Ausbau CO2-freier Stromerzeugungsmethoden sieht die<br />
IEA den Windkraftanteil allerdings bis 2050 auf 12% ansteigen [3]).<br />
Installierte<br />
Windleistung<br />
(GW)<br />
Erzeugte<br />
elektrische<br />
Energie (TWh/a)<br />
Mittlere<br />
Windleistung<br />
(GW)<br />
Jährliche<br />
Volllast-<br />
St<strong>und</strong>enzahl<br />
Anteil an<br />
gesamter<br />
Stromproduktion<br />
weltweit 121,2 260 29,7 2145 1,24 %<br />
Deutschland 23,9 40,6 4,6 1700 6,35 %<br />
Tab. 1: Im Jahr 2008 in Deutschland <strong>und</strong> weltweit installierte Windleistung, erzeugte elektrische Energie,<br />
mittlere Windleistung, Volllastst<strong>und</strong>enzahl <strong>und</strong> Anteil der Windenergie an der gesamten <strong>Elektrizität</strong>sproduktion<br />
(Quellen: B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt (BMU) [1], World Wind Energy Association (WWEA))<br />
Als Vorreiter beim Aufbau von WEA ist Deutschland inzwischen von anderen Ländern überholt worden: In<br />
2008 lag Deutschland beim Neubau mit einer Nennleistung von 6,6 GW weit hinter den USA (31,6 GW) <strong>und</strong><br />
China (23,8 GW) <strong>und</strong> etwa gleich auf mit Indien (6,6 GW) <strong>und</strong> Spanien (6,1 GW).<br />
6.2 Ausbau der Windenergie, hauptsächlich auf hoher See<br />
Bisher wurden die WEA an Land (Onshore) errichtet, bevor<strong>zu</strong>gt in Küstennähe, wo der Wind wesentlich<br />
stärker weht als im Binnenland (s. Abb.1a). Entsprechend liegt in Deutschland die Zahl der Volllastst<strong>und</strong>en<br />
pro Jahr im Mittel zwischen etwa 1.000 in Bayern <strong>und</strong> 2.200 in Schleswig-Holstein (von 8760 St<strong>und</strong>en im<br />
Jahr). Inzwischen sind allerdings an Land die meisten Standorte mit guter Windhöffigkeit bereits belegt <strong>und</strong><br />
eine Erhöhung der Gesamtleistung kann nur durch „Repowering“, d.h. den Ersatz alter durch neue,<br />
leistungsfähigere WEA am gleichen Standort, erreicht werden. Dabei gibt es immer häufiger Akzeptanzprobleme,<br />
da die Bevölkerung sensibel auf den Neubau größerer WEA mit Leistungen im MW-Bereich<br />
reagiert (Optik, Lärmbelästigung u. a.).<br />
In Zukunft wird ein Großteil der neuen WEA auf offener See (Offshore) errichtet werden, vor allem weil der<br />
Wind dort wesentlich stärker <strong>und</strong> gleichmäßiger weht als <strong>zu</strong> Lande (s. Abb.1b), was sich in einer etwa<br />
doppelt so hohen Volllastst<strong>und</strong>enzahl (ca. 3800 verglichen mit ca. 1800 <strong>zu</strong> Land) ausdrückt. Deutschland<br />
geht mit dem Bau von WEA in der Ausschließlichen Deutschen Wirtschaftszone (AWZ) in der Nord- <strong>und</strong><br />
Ostsee einen konsequenten Schritt in Richtung <strong>zu</strong> ertragreicheren Windstandorten. Die technische Realisierung<br />
wird allerdings dadurch erschwert, dass sich die Vorstellung durchgesetzt hat, die WEA müssten von<br />
Land aus möglichst unsichtbar sein, was sie weit hinaus auf hohe See, <strong>zu</strong> Wassertiefen von 30m <strong>und</strong> mehr,<br />
getrieben hat.