Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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3.2 Öffentlicher Personenverkehr<br />
37<br />
Am weitesten fortgeschritten ist die Elektrifizierung bisher im Öffentlichen Personenverkehr, der sich in<br />
Deutschland schon heute großenteils (<strong>zu</strong> 60%) auf der Schiene abspielt <strong>und</strong> weitgehend (<strong>zu</strong> 90%) elektrifiziert<br />
ist (s. Tab.1). Entsprechend liegen die spezifischen CO2-Emissionen beim Schienenverkehr der Deutsche<br />
Bahn (DB) AG heute (Datenbasis 2008) bereits wesentlich niedriger (bei 76 bzw. 46 g CO2/Pkm für den Nah-<br />
bzw. Fernverkehr) als beim Straßenverkehr (134 bzw. 138 g CO2/Pkm im Nah- bzw. Fernverkehr) [11].<br />
Beim Schienen-Personen-Fernverkehr dominiert also in Deutschland schon heute die Elektrotraktion <strong>und</strong> die<br />
spezifischen CO2-Emissionen fallen entsprechend klimafre<strong>und</strong>lich aus. Die relativ gute „Klimaqualität“ des<br />
Bahnstroms (über 40% CO2-freie Erzeugung) beruht allerdings <strong>zu</strong>m großen Teil auf der Nut<strong>zu</strong>ng von<br />
Kernenergie (etwa 70% des CO2-freien Stromanteils kommen aus dem Kernkraftwerk Neckarwestheim) [12]<br />
<strong>und</strong> wird sich ohne Kernenergie in Zukunft voraussichtlich verschlechtern 5 . Dessen ungeachtet hat sich die<br />
Deutsche Bahn (DB) AG ambitionierte CO2-Reduktionsziele gesetzt 6 .<br />
Während also der Schienenfernverkehr in Deutschland bereits fast vollständig elektrifiziert ist, wird der<br />
weltweite Trend, auch den Öffentlichen Nahverkehr <strong>zu</strong> elektrifizieren in den deutschen Städten bisher<br />
weitgehend ignoriert. So ist in vielen Industrieländern (z. B. Frankreich, Spanien, England) in den Städten<br />
aus unterschiedlichen Gründen (Verkehrssicherheit, Reduzierung der Feinstaubemissionen, Revitalisierung<br />
der Innenstädte u. a.) eine Renaissance der Straßenbahn <strong>zu</strong> beobachten – sie ist wirtschaftlicher als der<br />
Busbetrieb <strong>und</strong> kostengünstiger als der Bau neuer U-Bahnstrecken, in den deutschen Städten dagegen<br />
wurden die Straßenbahnen weitgehend abgeschafft.<br />
Diese Beispiele aus dem Ausland sollten auch den Verantwortlichen in Deutschland zeigen, was machbar<br />
ist, wenn die Rahmenbedingungen richtig gesetzt werden. Es gibt bereits Vorschläge, die auf ein starkes<br />
Wachstum im Eisenbahnverkehr abzielen: So wird im Koalitionsvertrag ein „Deutschlandtakt“ 7 angekündigt<br />
<strong>und</strong> der Präsident der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger im Schienenpersonennahverkehr<br />
(BAG-SPNV) hat das Ziel formuliert, die Nachfrage im Eisenbahnverkehr in den nächsten Jahren <strong>zu</strong><br />
verdoppeln [14].<br />
3.3 Individualverkehr – das Elektroauto<br />
Wir wenden uns jetzt dem Individualverkehr <strong>und</strong> der Elektrifizierung der Fahrzeugantriebe <strong>zu</strong>. Wir konzentrieren<br />
uns dabei im Sinne der vorliegenden Studie auf Elektrofahrzeuge mit Antriebskonzepten, die einen<br />
hohen Stromanteil haben, nämlich<br />
• rein batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (‚battery electric vehicle’, kurz BEV), <strong>und</strong><br />
• Plug-in Hybridfahrzeuge (‚plug-in hybrid electric vehicle’, kurz PHEV), mit einer Kombination aus<br />
Elektro- <strong>und</strong> Verbrennungsmotor, mit einer größeren Batterie (als in <strong>einem</strong> reinen Hybrid), die über<br />
das Stromnetz geladen werden kann 8 .<br />
5<br />
Nach derzeitiger Planung der DB AG soll dieser Kernenergiestrom im Fall des Abschaltens des Kernkraftwerks Neckarwestheim<br />
durch Kohlestrom substituiert werden [12].<br />
6<br />
Von 1990 bis 2008 hat die DB AG im Schienenverkehr bereits knapp 40% ihrer spezifischen CO2-Emissionen eingespart (u.a. mit<br />
Strom aus Kernkraftwerken). Als neues Ziel hat sie formuliert, zwischen 2006 <strong>und</strong> 2020 die spezifischen CO2-Emissionen des<br />
gesamten Konzerns um 20% reduzieren <strong>zu</strong> wollen [13].<br />
7<br />
Im neuen Koalitionsvertrag der BR steht die Ankündigung: „Vorschläge <strong>zu</strong>r Einführung eines Deutschlandtaktes im Schienenpersonenverkehr<br />
einer sorgfältigen Überprüfung unter Beteiligung der Länder (<strong>zu</strong>) unterziehen“.<br />
8<br />
Plug-in Hybridfahrzeuge verbinden – allerdings mit dem Nachteil hoher Herstellungskosten – die Vorteile von Batterie- <strong>und</strong> Benzinfahrzeugen:<br />
Auf kürzeren Strecken <strong>und</strong> im Stadtverkehr fährt das Auto mit elektrischem Antrieb leise <strong>und</strong> emissionsfrei, während der<br />
zweite Antrieb (Verbrennungsmotor oder Brennstoffzellensystem) als „Range-Extender“ eine größere Reichweite ermöglicht. Ein Teil<br />
der deutschen Automobilindustrie verfolgt das Konzept eines „Range-Extenders“ auf der Basis von Brennstoffzellen.