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Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...

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Parallel <strong>zu</strong> dem ITER Projekt ist ein intensives Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprogramm [4] für fusionsspezifische<br />

Technologien <strong>und</strong> Materialien erforderlich. Dies sind insbesondere hitzebeständige „Erste Wand“-<br />

Materialien, sowie Strukturmaterialien, deren mechanischen Eigenschaften geeignet sind, den erwarteten<br />

Neutronenflüssen <strong>zu</strong> widerstehen, <strong>und</strong> die nur gering aktivierbar sein sollen, damit sie nach circa <strong>einem</strong><br />

Jahrh<strong>und</strong>ert wieder verwendet werden können. Um solche in Entwicklung befindlichen Materialien in<br />

Langzeittests qualifizieren <strong>zu</strong> können, wird eine Neutronenquelle mit geeignetem fusionsähnlichen Neutronenenergiespektrum<br />

<strong>und</strong> ausreichender Flussdichte benötigt. Für eine derartige Testeinrichtung, IFMIF<br />

(International Fusion Materials Irradiation Facility), werden gegenwärtig in internationaler Zusammenarbeit<br />

Entwurfs- <strong>und</strong> Validierungsarbeiten durchgeführt. Ihr Bau ist dringend erforderlich, da neben der Beherrschung<br />

der plasmaphysikalischen Aspekte auch die Lösung der Materialfragen über den Erfolg der Fusionsentwicklung<br />

mitentscheiden wird.<br />

ITER ist noch nicht da<strong>zu</strong> konzipiert, Strom <strong>zu</strong> erzeugen, sondern die Bedingungen für den Hochleistungs-<br />

<strong>und</strong> Dauerbetrieb von Fusionsanlagen <strong>zu</strong> untersuchen <strong>und</strong> <strong>zu</strong> optimieren. Da<strong>zu</strong> gehören neben technologischen<br />

Aspekten der Reaktorkomponenten die Untersuchung des sich durch die Fusionsreaktionen selbst<br />

heizenden Plasmas, die Energie- <strong>und</strong> Ascheabfuhr <strong>und</strong> die Brennstoffbilanz im Reaktorgefäß sowie der<br />

Brennstoffkreislauf, denn das für die D-T Reaktion erforderliche Tritium muss im Reaktor selbst aus dem<br />

Rohbrennstoff Lithium in einer Zusatzenergie liefernden Reaktion erbrütet werden. Die Ergebnisse von<br />

ITER, für das ab 2026 die ersten Experimente mit wesentlicher Fusionsleistung geplant sind, sollen in eine<br />

Fusionsanlage DEMO einfließen, die, als Demonstrationskraftwerk, den ersten Strom aus Fusionsenergie<br />

produzieren <strong>und</strong> ins Netz einspeisen soll. Da die wesentlichen technischen Gr<strong>und</strong>aspekte eines<br />

Fusionsreaktors bereits mit der Konstruktion von ITER erschlossen werden, sollte mit dem Entwurf <strong>und</strong> Bau<br />

von DEMO parallel <strong>zu</strong> den Experimenten an ITER begonnen werden können, sobald die erforderlichen<br />

Materialien in IFMIF qualifiziert worden sind, was ggf. Mitte der zwanziger Jahre der Fall sein könnte. Auf<br />

DEMO basierend könnte sodann die industrielle Entwicklung einer ersten Generation von Fusionsreaktoren<br />

konzipiert werden, in die ggf. bis dahin parallel realisierte Konzeptverbesserungen einfließen könnten (siehe<br />

auch Europäisches „Fast Track“ Szenario [5]).<br />

In den letzten Jahren wurden Konzeptstudien <strong>zu</strong>künftiger Fusionsreaktoren durchgeführt, welche die Sicherheits-<br />

<strong>und</strong> Umwelteigenschaften von Fusionskraftwerken quantifizieren <strong>und</strong> die Kosten für die Erzeugung von <strong>Elektrizität</strong><br />

ab<strong>zu</strong>schätzen erlauben [6]. Diese Modelle basieren auf dem Tokamakprinzip <strong>und</strong> zielen auf Kraftwerke<br />

mit einer Leistung von ca. 1.5 GWe. Die ermittelten Stromkosten sind, wie bei allen neuen Technologien, in<br />

<strong>einem</strong> gewissen Maß von der Zahl der gebauten Kraftwerke (Lernkurve) abhängig. Als wesentliches<br />

Ergebnis zeigen die Modelle, dass mit Fusionskraftwerken Stromkosten erwartet werden können, die mit<br />

anderen Erzeugungsarten wettbewerbsfähig sein sollten.<br />

Ein von der bisher beschriebenen Fusion mittels magnetischen Einschlusses abweichendes Verfahren ist<br />

die sogenannte Trägheitsfusion, bei der kleine Brennstoffkügelchen mit vielen konzentrisch auf diese<br />

„Pellets“ fokussierten Laserstrahlen beschossen werden. Dabei verdampft die Oberfläche der Pellets, <strong>und</strong><br />

durch den enstehenden Rückstoß wird das Brennstoffgemisch im Inneren so stark komprimiert, dass<br />

Kernfusion einsetzen kann. Inzwischen werden auch Konzepte verfolgt, mit <strong>zu</strong>sätzlichen ultrakurzen, extrem<br />

intensiven Laserstrahlen die Zündung schon bei niedrigerer Kompression <strong>zu</strong> erreichen. Laserbasierte<br />

Trägheitsfusion kam in der Vergangenheit mangels hinreichend effizienter <strong>und</strong> hochrepetierender Laser<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nicht für die Energieerzeugung in Frage, sie wurde jedoch in den USA <strong>und</strong> in Frankreich für<br />

militärische Gr<strong>und</strong>lagenforschung untersucht 2 . Die Verfügbarkeit moderner diodengepumpter Laser läßt es<br />

möglich erscheinen, die benötigte Lichtenergie, einige 100kJ bis <strong>zu</strong> MJ pro Schuß, mit hinreichend hoher<br />

Effizienz <strong>zu</strong> erzeugen, um die Gesamt-Energiebilanz positiv (90% Gewinn) <strong>zu</strong> gestalten. Gleichzeitig sollten<br />

2 Die größten Anlagen sind die National Ignition Facility (Livermore, USA), von der noch im Jahr 2010 die ersten Experimente mit<br />

gezündeten Pellets erwartet werden, <strong>und</strong> Laser Mégajoule (Bordeaux, Frankreich), wo 2014 das gleiche Ziel erreicht werden soll.

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